Bildende Künste im Dritten Reich - Eine kritische Auseinandersetzung mit einem vernachlässigten Kapitel deutscher Kunstgeschichte

Bildende Künste im Dritten Reich - Eine kritische Auseinandersetzung mit einem vernachlässigten Kapitel deutscher Kunstgeschichte

von: Daniel Zaidan

diplom.de, 2014

ISBN: 9783836608893

Sprache: Deutsch

116 Seiten, Download: 3010 KB

 
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Bildende Künste im Dritten Reich - Eine kritische Auseinandersetzung mit einem vernachlässigten Kapitel deutscher Kunstgeschichte



Inhaltsangabe:Einleitung: Auch wenn das Thema „Bildende Künste im Dritten Reich“ in den letzten Jahren zweifellos in größerem Umfang behandelt wird, ändert dies nichts daran, dass diesem im Gegensatz zu anderen wissenschaftlichen Bereichen immer noch zu wenig Interesse entgegengebracht wird. In Büchern, die versucht sind, einen kompletten Überblick über die Kunst dieses Jahrhunderts zu schaffen, werden die Jahre von 1933 bis 1945 immer noch ignoriert, als hätten 12 Jahre deutsche Kunstgeschichte einfach nicht stattgefunden. Selbst Kunsthochschulen und andere Fakultäten ziehen diese „Entsorgung der Kunstgeschichte“ der ernsthaften Auseinandersetzung vor. Womit ist dies zu erklären? Wenn es sich hier nur um eine lächerliche und minderwertige Kunst handelt, wie so oft behauptet, ist es dann nicht erst recht ein Grund, diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um endlich den Beweis für die „kulturelle Wertlosigkeit“ des Dritten Reichs zu liefern? Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist wichtig und unverzichtbar. Egal, ob man die „Dritte Reichs-Kunst“ ihrer Minderwertigkeit überführen, oder ihre teilweise durchaus vorhandene Qualität anerkennen will. Es ist keine Seltenheit, wenn Kritiker behaupten, dass eine tiefer gehende Beschäftigung oder Erforschung der Kunst des Dritten Reichs einfach nicht lohnenswert ist, da diese Zeit schließlich keine neue, selbstgeschaffene Kunst hervorgebracht hat, und dementsprechend nur als formal rückständig und wissenschaftlich als nicht erwähnenswert zu betrachten sein muss. Tatsächlich treten die NS- Werke vom Künstlerischen her zum größten Teil hinter der „entarteten“ zurück, darin besteht kein Zweifel. Doch sieht man sich zum Beispiel die Werke eines Werner Peiner an, muss man wiederum zu der Erkenntnis gelangen, dass diese im Bereich der „Neuen Sachlichkeit“ durchaus eine gute Figur machen. Kunst kommt schließlich von „Können“, und ihr Handwerk verstanden viele der damaligen Künstler durchaus, auch wenn sie ihr Talent in die Hände eines diktatorischen Staates legten um überhaupt überleben zu können. Es war jedoch durchaus auch möglich, sich einen gewissen Wohlstand zu erarbeiten, zumindest solange man die vom Staat und seinen Machthabern geforderten „volksnahen“ Werke lieferte, die meist fürstlich honoriert wurden. Dass einige Künstler, wie der Bildhauer Arno Breker, sich an diesem System dementsprechend zu bereichern wussten, steht ebenfalls außer Frage. Die Meinung, es gab keine neue, eigenständige Kunst im Dritten Reich, weder in Form von Architektur noch in der Malerei und der Plastik, hat in der Tatsache ihren Ursprung, dass die Kunst lediglich von außen her bestimmt worden ist, eben durch die Politik, der sie untergeordnet wurde, um sie zu deren Zwecke auszunutzen. Die Erkenntnis, dass im Nationalsozialismus ein zerstörerisches Zusammenspiel von politischem Terror und Kunst untrennbar miteinander verbunden war, sollte uns aber grade dazu veranlassen, die notwendige Auseinandersetzung mit diesem Thema anzugehen, denn man sollte sich die kulturhistorische Wichtigkeit und die künstlerische Qualität der Bilder vor Augen halten, um sich klar zu machen, wie und warum sie eigentlich entstanden sind. Auch wenn die Nationalsozialisten den Schwerpunkt ihrer Kunst auf die Architektur gesetzt hatten, und die Malerei und Plastik als „Schwesternkünste“ galten, deckt die vorliegende Arbeit zu fast gleichen Anteilen den Bereich dieser Disziplinen im NS-Staat ab, da jede von ihnen mehr oder weniger der Massenbeeinflussung gedient hatte. Die Quellen und andere verwendete Literatur werden in entsprechenden Fußnoten und im Literatur- und Quellenverzeichnis aufgeführt. Es wird dabei jedoch kein Anspruch auf Vollzähligkeit der dargebotenen Informationen erhoben. An einigen Stellen musste auf Maßangaben und genaue Datierungen verzichtet werden, da zuverlässige Quellen sowohl in zeitgenössischen wie auch neuen Publikationen nur selten zu finden sind. Ein solch hoher Rechercheaufwand hätte zudem keine Verlässlichkeit der Ergebnisse garantiert. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung5 2.Kunstrichtungen vor 19337 2.1Die künstlerische Freiheit der Avantgarde7 2.1.1Das Brücke- Manifest 19058 2.1.2Der Blaue Reiter 19119 2.2Der „Kampfbund Deutscher Kultur“10 2.3Hitlers Kunstauffassung11 2.3.1Prägejahre in Wien14 2.4Vergleich des Expressionismus mit der Klassik16 3.Kunstpolitik nach 193317 3.1Die Verpflichtung der Künstler zur NS-Staatsideologie17 3.1.1Die „Reichskulturkammer“9 3.1.2Die Ausstellung „Entartete Kunst“ 193719 3.1.3Die „Große Deutsche Kunstausstellung“ 193723 3.2Hitlers „Führermuseum“ in Linz25 3.2.1Geisteswissenschaftliche Elite als „Akteure des Kunstraubs“25 4.Neue Deutsche Baukunst im Dritten Reich26 4.1Merkmale der NS- Baukunst26 4.1.1Stileklektizismus und Monumentalität26 4.1.2Material in der NS-Architektur28 4.1.3Drei grundsätzliche Stilrichtungen der Architektur im Dritten Reich29 4.2Paul Ludwig Troost als Wegbereiter der NS- Architektur29 4.2.1Das „Haus der Deutschen Kunst“29 4.3Albert Speers Aufstieg zum Architekt des Dritten Reichs30 4.3.1Erste Bauaufträge30 4.4Gigantomanie im NS-Staat31 4.4.1Das Reichsparteitagsgelände31 4.4.1.1Das Zeppelinfeld32 4.4.1.2Der „Lichtdom“33 4.4.2Der „Deutsche Pavillon“ 19375 4.4.3Die „Große Halle“ von Germania36 4.5NS-Architektur im Vergleich zur Faschistischen Architektur Italiens38 4.6Stellungnahme zur Architektur im Dritten Reich39 5.Plastik im Dritten Reich41 5.1Die Plastik zur Vermittlung der Herrenmenschenideologie41 5.2Josef Thorak44 5.2.1Form- und Stilanalyse des Werkes „Kameradschaft“44 5.2.2Form- und Stilanalyse des Werkes „Zwei Menschen“45 5.3Arno Breker47 5.3.1Form- und Stilanalyse des Werkes „Bereitschaft“47 5.3.2Form- und Stilanalyse des Werkes „Berufung“49 5.4Vergleich mit der Plastik „entarteter“ Künstler an ausgewählten Werken50 5.4.1Arno Breker: „Kameraden“50 5.4.2Käthe Kollwitz: „Mutter mit dem toten Sohn“53 5.4.3Arno Breker: „Siegerin“54 5.4.4Ernst Barlach: „Sorgende Frau“55 5.5Stellungnahme zur Plastik im Dritten Reich56 6.Malerei im Dritten Reich 58 6.1Wiederaufgreifen der Malerei des 19. Jahrhunderts58 6.2Adolf Ziegler59 6.2.1Form- und Stilanalyse :„Die vier Elemente“59 6.2.2Form- und Stilanalyse :„Akt“61 6.3Werner Peiner63 6.3.1Form- und Stilanalyse: „Deutsche Erde“63 6.4Vergleich mit der Malerei „entarteter“ Künstler an ausgewählten Werken65 6.4.1Adolf Wissel: „Kalenberger Bauernfamilie“65 6.4.2Max Beckmann: „Familienbild“67 6.4.3Hans Schmitz-Wiedenbrück: „Arbeiter, Bauern und Soldaten“68 6.4.4Otto Dix: „Der Krieg“69 6.5Stellungnahme zur Malerei im Dritten Reich71 7.Der Umgang mit der Bildenden Kunst des Dritten Reichs nach 194572 8.Schlussbetrachtung76 8.1Ergebnis der Recherche und der Auseinandersetzung mit dem Thema76 8.2Entwurfskonzept zu einem Erlebnismuseum der „Kunst des Dritten Reichs“77 9.Bildteil80 10.Literaturverzeichnis110 11.Bildverzeichnis112 Textprobe:Textprobe: Kapitel 3.1.1, Die „Reichskulturkammer“: Mit der Machtergreifung der Nazis wurde sofort jegliches künstlerische Schaffen, das nicht in die vorgefertigte Form der Faschisten-Ideologie passte, schlagartig gestoppt. Man gab den Malern 4 Jahre Zeit, sich dem „Neuen Deutschen Stil“ anzupassen. Im Jahre 1933 wurde unter der Regie des Propagandaministers Joseph Goebbels (* 29. Oktober 1897 in Rheydt (heute zu Mönchengladbach); † 1. Mai 1945 in Berlin durch Suizid) die „Reichskulturkammer“ gegründet, in welchem die Bereiche Presse, Film, Rundfunk, Theater, Musik, Literatur und die Bildenden Künste in einer berufständischen Einheit zusammengefasst wurden. Voraussetzung für eine Aufnahme war u.a. die deutsche Staatsangehörigkeit und die „arische“ Abstammung. Juden, Kommunisten und andere unerwünschte Künstler, wurden als „entartet“ aus ihren Ämtern getrieben, darunter Käthe Kollwitz, Ernst Barlach und viele andere. Selbst expressionistische Künstler, die Mitglieder der NSDAP waren, erhielten Berufsverbot. Eine Nichtaufnahme in diese Organisation bedeutete für den Berufsschaffenden den sicheren Untergang. Der neue „arisch-deutsche Stil“, der von den Nazis in der Malerei vorgegeben wurde, löschte jedes freiheitliche Schaffen aus. Es galt von nun an lediglich ein Wiederaufgreifen der Genremalerei des 19. Jahrhunderts, denn es war nun statt der Moderne der Avantgarde eine Kunst gefragt, die dem vordergründig- optimistischen Weltbild der Nazi- Ideologie entsprechen sollte. Bei seiner Rede zur Gründung der „Reichskammer der Bildenden Künste“, im Jahre 1933, hatte Propagandaminister und Kunstliebhaber Goebbels noch versichert, es werde gegenüber den Kulturschaffenden in Deutschland keine Diskriminierung auf Grund der Gesinnung geben, da Kunst auch im NS- Staat mit „Können“ zu tun haben soll. Diese Aussage mag wahr gewesen sein, denn von allen führenden NS- Mitgliedern war Goebbels der einzige, der sich für eine „anspruchsvolle deutsche Kulturproduktion“ eingesetzt hatte. Man sah auch zu Anfang durchaus noch einige expressionistische Künstler als große Könner an, wie zum Beispiel Schmidt-Rotluff, Nolde und Barlach. Goebbels selbst versuchte sogar bis zum Jahre 1936, bedeutende Künstler wie Thomas Mann und viele andere in Deutschland zu halten, jedoch ohne Erfolg. Diese Ausnahme der vermeintlichen Toleranz, die einigen wenigen Künstlern vorerst noch ein Gefühl der Unbehelligtheit gegeben haben mochte, erwies sich schnell als Trugschluss. Auf Hitlers Befehl hin wurden die „traditionsfeindlichen Kunstverderber“ wie Expressionisten, Futuristen, Dadaisten und Kubisten gänzlich abgelehnt. Die Vielfalt des Intellektualismus wurde als „artfremd“ und „ungesund“ geächtet, ihre Werke zerstört und beschlagnahmt, was zur Folge hatte, dass immer mehr betroffene Künstler schon früh Deutschland verließen. Alles in allem fand also ein kultureller Rückschritt statt, was unter anderem der Grund ist, warum in vielen der heutigen Bücher, die einen umfassenden Überblick über die Kunstgeschichte in Deutschland schaffen wollen, die Jahre von 33 bis 45 einfach ausgeklammert werden.

Daniel Zaidan, Studium der Architektur an der Fachhochschule Oldenburg, Abschluss 2008 als Diplom Ingenieur. Derzeit als Autor sowie als freier Mitarbeiter in diversen Architekturbüros tätig.

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