Kleine Geschichte der Hirnforschung

Kleine Geschichte der Hirnforschung

von: Peter Düweke

C.H.Beck, 2001

ISBN: 9783406459450

Sprache: Deutsch

185 Seiten, Download: 4333 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Kleine Geschichte der Hirnforschung



„Herr Geheimrath, how does it kill?" (S. 100-101)

Charles Sherrington (1857 – 1952)

„Ein Schema von Linien und Knotenpunkten, die am einen Ende zu einem verwickelten Knäuel, dem Gehirn, zusammengezogen sind, am anderen Ende zu einer Art Stiel, dem Rückenmark. Stellen Sie sich vor, daß sich die Aktivität darin in kleinen Lichtpunkten zeigt. Unter ihnen blitzen rhythmisch stationäre Lichtpunkte auf, schneller oder langsamer. Andere Lichtpunkte laufen, strömen serienmäßig auf Bahnen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Die rhythmischen stationären Lichter liegen in den Knotenpunkten. Die Knotenpunkte sind Ziele, in denen Lichter auf konvergenten Bahnen zusammenlaufen, wie auch Verbindungen, von denen Lichter auf divergenten Bahnen ausgehen. Die Linien und Knoten, wo die Lichter sind, bleiben zusammengenommen niemals dieselben, nicht einen einzigen Moment. Es gibt zu jedem Zeitpunkt Linien und Knoten, wo die Lichter nicht sind."

In einer bilderreichen Sprache beschrieb Charles Sherrington Gehirn und Rückenmark in Aktion und hob die unermeßliche Dynamik des Gehirns hervor, das ständig neue Aktivitätsmuster hervorbringt und eine unendliche Fülle möglicher Muster in sich birgt. Einzigartig auch Sherringtons Beschreibung des zentralnervösen Geschehens beim Tiefschlaf:

„Angenommen, wir wählen die Stunde des Tiefschlafs. Dann blitzen Knoten und laufende Lichtpunkte nur spärlich und weitab. Solche Stellen zeigen lokale Aktivität an, die sich noch im Werden befindet. An einer dieser Stellen können wir das Verhalten einer Ansammlung von vielleicht 10 000 Lichtpunkten beobachten, die ein geheimnisvolles und wiederkehrendes Manöver aufführen wie bei einem Beschwörungstanz. Sie überwachen den Herzschlag und den Zustand der Arterien, so daß der Blutkreislauf, während wir schlafen, so ist, wie er sein sollte. Das große verknäuelte Kopfende des ganzen schlafenden Systems, vor allem die Hirnrinde, liegt zum größten Teil im Dunkeln. Gelegentlich leuchten darin Punkte an einigen Stellen auf oder bewegen sich, aber sie lassen bald nach. Solche leuchtenden Punkte und Lichtbahnen liegen hauptsächlich weit in den Außenbezirken, blinken und bewegen sich langsam. In Zeitabständen quillt sogar ein Funkenerguß auf und sendet eine Leuchtspur zum Rückenmark, ohne es zu erregen. Dort, wo sich jedoch das Rückenmark mit dem Vorderende verbindet, geht in einem begrenzten Bereich ein bemerkenswertes Schaupiel vor sich. Eine dichte Konstellation aus einigen tausend Knotenpunkten bricht alle paar Sekunden in ein kurz andauerndes rhythmisches Blitzen aus. Zuerst einige Lichter, dann mehr, die in Frequenz und Zahl wie in einem ruhigen Crescendo bis zu einem Höhepunkt zunehmen, anschließend abnehmen und absterben. Nach einer Pflichtpause wiederholt sich das Aufblühen. Mit jedem dieser rhythmischen Ausbrüche zieht eine Entladung von Lichtern auf Bahnen entlang dem Rückenmark und dann inf einige Nervenverzweigungen. Was dies tut? Es steuert das Atmen, während wir schlafen."

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