Suizidgefahr? - Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige

Suizidgefahr? - Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige

von: Tobias Teismann, Wolfram Dorrmann

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2015

ISBN: 9783840925955

Sprache: Deutsch

127 Seiten, Download: 1109 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Suizidgefahr? - Ein Ratgeber für Betroffene und Angehörige



2 Wie entsteht „Suizidalität“? (S. 33-34)

Ein Selbstmord kann vielerlei Ursachen haben, und im Allgemeinen sind die sichtbarsten nicht eben die wirksamsten gewesen
(Albert Camus, 1950, 2000)

Verschiedene Risikofaktoren für das Aufkommen von Suizidalität wurden bereits im ersten Kapitel erwähnt: Psychische und körperliche Erkrankungen, schwerwiegende Lebensereignisse und chronische Belastungen gehen allesamt mit einem erhöhten Risiko für suizidales Erleben und Verhalten einher. Gleichzeitig nehmen sich – wie bereits mehrfach gesagt – die wenigsten Personen, die unter einer oder mehreren dieser Belastungen leiden, das Leben. Wichtiger als die Art der Belastung sind die Bewertungen, Sichtweisen und Haltungen, mit denen diesen Problemen begegnet wird. In Untersuchungen und in Gesprächen mit suizidalen Personen zeigen sich immer wieder folgende Themen als besonders schwerwiegend:

1. Der Eindruck, in einer ausweglosen Situation gefangen zu sein,
2. Hoffnungslosigkeit,
3. das Gefühl, eine Last für andere zu sein,
4. Einsamkeitsgefühle und fehlendes Zugehörigkeitserleben zu anderen Menschen,
5. Impulsivität und das Empfinden, eine Situation unmöglich länger ertragen zu können.

Oftmals bestehen diese verschiedenen Wahrnehmungen nebeneinander und verstärken sich gegenseitig. Es kommt also zu einer wechselseitigen Aufschaukelung. Dies kann in einen Zustand zunehmender Fixierung auf den Tod als einzige gangbare Lösung münden. In Abbildung 2 findet sich eine vereinfachte schematische Darstellung. Die einzelnen Erlebensweisen werden im Folgenden etwas genauer beschrieben. Zusätzlich wird auf die Bedeutung von genetischen Faktoren, Furchtlosigkeit und der Berichterstattung über Suizide in den Medien eingegangen.

Eindruck des Gefangenseins

Das Gefühl, keine Fluchtmöglichkeit in einer ausweglos erscheinenden Situation zu haben, ist eng verknüpft mit dem Wunsch, man möge tot sein. Demütigende, beschämende Ereignisse, wie öffentliche Bloßstellungen oder berufliches Versagen, finanzielle Probleme und Arbeitslosigkeit können einen genauso in die Ecke drängen wie anhaltende Grübeleien, das gedankliche Wiedererleben traumatischer Ereignisse oder drohende körperliche Probleme. Paul Quinnet, ein kanadischer Psychotherapeut, vergleicht die Situation sehr treffend mit der eines Käfers, der in eine Tasse gefallen ist: „Haben wir uns erst einmal an einem Problem festgezurrt, sind unsere Lösungsmöglichkeiten auf das beschränkt, was wir sehen. Wir sind in unserer Tasse herumgelaufen, immer wieder, und da wir keinen Ausweg sahen, ließen wir alle Hoffnung fahren und glaubten uns für immer gefangen. Wir kletterten hoch, aber rutschten zurück, alle Versuche misslingen. Sind wir schließlich überzeugt, dass ein Entkommen unmöglich ist, werden wir depressiv, hilflos, hoffnungslos und manchmal scheint der Tod der einzige Ausweg“ (Quinnett, 1990, S. 34). In diesen Situationen braucht der Käfer – genau wie wir – Glück oder eine helfende Hand. Solange man versucht,

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