Magnus Chase 2: Der Hammer des Thor - Mit Loki die Welt retten? Lustiges Fantasy-Abenteuer ab 12 Jahren über nordische Mythen und einen (fast) normalen Typen

Magnus Chase 2: Der Hammer des Thor - Mit Loki die Welt retten? Lustiges Fantasy-Abenteuer ab 12 Jahren über nordische Mythen und einen (fast) normalen Typen

von: Rick Riordan

Carlsen Verlag GmbH, 2017

ISBN: 9783646929348

Sprache: Deutsch

512 Seiten, Download: 3065 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Magnus Chase 2: Der Hammer des Thor - Mit Loki die Welt retten? Lustiges Fantasy-Abenteuer ab 12 Jahren über nordische Mythen und einen (fast) normalen Typen



Könntest du bitte aufhören, meine Ziege zu killen?


1Eins hab ich jetzt gelernt: Wenn ihr eine Walküre zum Kaffee einladet, sitzt ihr am Ende mit der Rechnung und einer Leiche da.

Ich hatte Samirah al-Abbas seit fast sechs Wochen nicht mehr gesehen, und als sie dann ohne Vorwarnung anrief und erklärte, wir müssten über eine Sache von Leben und Tod reden, sagte ich sofort zu.

(Technisch gesehen bin ich ja schon tot, was bedeutet, dass die Sache mit »Leben und Tod« nicht so ganz zutraf, aber dennoch … Sam schien sehr besorgt zu sein.)

Sie war noch nicht da, als ich im Thinking Cup in der Newbury Street ankam. Dort war es wie immer überfüllt, deshalb stellte ich mich für einen Kaffee an. Einige Sekunden später kam Sam angeflogen – und zwar richtig, einfach so über die Köpfe der Cafégäste hinweg.

Niemand zuckte auch nur mit der Wimper. Normale Sterbliche können magischen Kram nicht so gut verarbeiten, was praktisch ist, denn sonst würden die Leute aus Boston ständig voller Panik vor Riesen, Trollen, Ungeheuern und Einherjern mit Kriegsäxten und Caffè Latte davonrennen.

Sam landete in ihrer Schuluniform neben mir – weiße Turnschuhe, Khakihose und ein langärmliges blaues Hemd mit dem Logo der King Academy. Ein grüner Hidschab bedeckte ihre Haare. An ihrem Gürtel hing eine Axt. Ich war ziemlich sicher, dass die Axt nicht zur Schuluniform gehörte.

Ich freute mich zwar sehr, sie zu sehen, registrierte aber auch, dass ihre Augenringe dunkler waren als sonst. Sie schwankte, als sie nun vor mir stand.

»He«, sagte ich. »Du siehst schrecklich aus.«

»Ich find’s auch nett, dich zu sehen, Magnus.«

»Nein, ich meine … nicht schrecklich. Sondern schrecklich erschöpft.«

»Soll ich dir einen Spaten holen, damit du das Grab noch ein bisschen schneller schaufeln kannst?«

Ich hob resigniert die Hände. »Wo hast du dich in den vergangenen anderthalb Monaten denn rumgetrieben?«

Sie straffte die Schultern. »Ich hab in diesem Halbjahr so viel zu tun, das bringt mich um. Nach der Schule geb ich noch Nachhilfe. Und dann hab ich ja meinen Teilzeitjob, wie du weißt, und muss die Seelen der Toten einsammeln und streng geheime Erledigungen für Odin übernehmen.«

»Die heutige Jugend und ihre vollgestopften Stundenpläne.«

»Und dazu kommt dann noch … der Flugunterricht.«

»Der Flugunterricht?« Wir bewegten uns in der Schlange vorwärts. »Mit einem Flugzeug?«

Ich wusste, dass Sam eines Tages Pilotin werden wollte, aber ich hatte nicht gewusst, dass sie schon Unterricht nahm. »Geht das denn mit sechzehn?«

Ihre Augen funkelten vor Erregung. »Meine Großeltern hätten sich das niemals leisten können, aber ein Freund der Fadlans leitet eine Flugschule. Und die haben dann Jid und Bibi überredet …«

»Ah.« Ich grinste. »Die Flugstunden sind also ein Geschenk von Amir.«

Sam errötete. Sie ist der einzige verlobte Teenager in meiner Bekanntschaft, und ich finde es total süß, wie sie immer aus der Fassung gerät, wenn Amir Fadlan erwähnt wird.

»Dieser Unterricht ist das umsichtigste, verständnisvollste …« Sie seufzte sehnsüchtig. »Aber genug davon. Ich hab dich nicht herbestellt, um über meinen Stundenplan zu reden. Wir müssen uns mit einem Gewährsmann treffen.«

»Einem Gewährsmann?«

»Das könnte die Chance sein, auf die ich so lange gewartet habe. Wenn seine Informationen gut sind …«

Sams Handy summte. Sie fischte es aus der Tasche, warf einen Blick aufs Display und fluchte. »Ich muss los.«

»Du bist doch gerade erst gekommen.«

»Walkürengeschäfte. Codenummer drei-acht-eins: Heroischer Tod im Anmarsch.«

»Das erfindest du.«

»Tu ich nicht.«

»Also … irgendwer glaubt, im Sterben zu liegen, und schreibt: Stürze ab. Brauche sofort Walküre, und dahinter dann eine Reihe von traurigen Emojis?«

»Ich meine mich zu erinnern, dass ich auch deine Seele nach Walhalla gebracht habe. Du hattest mir keine SMS geschickt.«

»Nein, aber ich bin etwas Besonderes.«

»Such dir einfach draußen einen Tisch«, sagte sie. »Sprich mit meinem Gewährsmann. Ich komme so schnell wie möglich zurück.«

»Ich weiß ja nicht mal, wie dein Gewährsmann aussieht.«

»Du wirst ihn sofort erkennen«, versprach Sam. »Sei tapfer. Und kauf einen Scone für mich.«

Und dann flog sie wie Supermuslima aus dem Café und ich durfte unsere Bestellung bezahlen.

Ich holte zwei große Kaffee und zwei Scones und suchte mir draußen einen Tisch.

Der Frühling war in diesem Jahr früh nach Boston gekommen. An den Kantsteinen klebten noch immer schmutzige Schneeflecken wie Zahnbelag, aber die Kirschbäume liefen über vor weißen und rosa Knospen. Geblümte Kleider in Pastelltönen blühten in den Fenstern der teuren Boutiquen. Touristen schlenderten vorbei und genossen den Sonnenschein.

Als ich im Freien saß, in meinen frisch gewaschenen Jeans, einem T-Shirt und einer Jeansjacke, ging mir auf, dass das der erste Frühling seit drei Jahren war, in dem ich nicht obdachlos sein würde.

Im vergangenen März hatte ich mich aus Mülltonnen ernährt. Ich hatte unter einer Brücke im Park geschlafen, hatte mit meinen Kumpels Hearth und Blitz herumgehangen, war den Bullen aus dem Weg gegangen und hatte einfach versucht zu überleben.

Dann, vor zwei Monaten, war ich im Kampf gegen einen Riesen getötet worden. Und war als einer von Odins vielen Einherjerkriegern im Hotel Walhalla wieder zu mir gekommen.

Jetzt hatte ich saubere Kleidung. Ich duschte jeden Tag. Ich schlief jeden Abend in einem behaglichen Bett. Ich konnte an diesem Cafétisch sitzen und Dinge essen, für die ich bezahlt hatte, und ich brauchte keine Angst davor zu haben, vom Personal vertrieben zu werden.

Seit meiner Wiedergeburt hatte ich mich an allerlei Seltsamkeiten gewöhnt. Ich war durch die Neun Welten gereist und nordischen Gottheiten, Elfen, Zwergen und allerlei Monstern begegnet, deren Namen ich nicht aussprechen konnte. Ich hatte ein magisches Schwert errungen, das derzeit in Gestalt eines Runensteins um meinen Hals hing. Ich hatte sogar mit meiner Cousine Annabeth ein Gespräch über die griechischen Götter geführt, die sich in New York herumtrieben und Annabeth das Leben schwer machten, und dieses Gespräch hätte fast mein Gehirn zum Schmelzen gebracht. Offenbar war Nordamerika total götterverseucht. Wir hatten es mit einer ausgewachsenen Epidemie zu tun.

Ich hatte gelernt, das alles zu akzeptieren.

Aber wieder in Boston zu sein, an einem schönen Frühlingstag, und wie ein ganz normaler sterblicher Jugendlicher abzuhängen?

Das kam mir komisch vor.

Ich hielt in den Fußgängerscharen Ausschau nach Sams Gewährsmann. Du wirst ihn sofort erkennen, hatte sie versprochen. Ich fragte mich, über welche Informationen dieser Typ wohl verfügte und warum Sam meinte, es gehe um Leben und Tod.

Mein Blick blieb an einer Ladenfassade am Ende des Blocks hängen. Über dem Eingang leuchtete noch immer stolz der Name in Messing und Silber: BLITZEN’S BEST. Das Fenster in der Eingangstür war von innen mit Papier zugeklebt, und darauf war in aller Eile mit rotem Filzstift gekritzelt worden: Wir bauen um. Bald wieder für Sie da!

Ich hatte gehofft, Samirah danach fragen zu können. Ich hatte keine Ahnung, warum mein alter Freund Blitz so plötzlich verschwunden war. Vor einigen Wochen war ich eines Tages am Laden vorbeigegangen und hatte festgestellt, dass er geschlossen war. Seither hatte ich nichts mehr von Blitzen oder Hearthstone gehört, und das sah ihnen gar nicht ähnlich.

Bei diesem Gedanken machte ich mir solche Sorgen, dass ich unseren Gewährsmann erst entdeckte, als er schon fast vor mir stand. Aber Sam hatte recht gehabt: Er fiel durchaus auf. Schließlich sieht man nicht jeden Tag eine Ziege im Trenchcoat.

Er hatte sich einen Zylinder zwischen die Hörner geklemmt. Auf seiner Nase balancierte eine Sonnenbrille. Sein Trenchcoat verfing sich immer wieder zwischen seinen Hufen.

Trotz dieser raffinierten Verkleidung erkannte ich ihn sofort. Ich hatte diese Ziege in einer anderen Welt getötet und verspeist, und das ist eine Art von Kontaktaufnahme, die man nicht vergisst.

»Otis«, sagte ich.

»Pssst!«, sagte er. »Ich bin inkognito. Nenn mich … Otis.«

»Ich bin nicht sicher, ob inkognito so funktioniert, aber von mir aus.«

Otis alias Otis kletterte auf den Stuhl, den ich für Sam reserviert hatte. Er setzte sich auf die Hinterbeine und legte die Vorderhufe auf den Tisch. »Wo steckt die Walküre? Ist sie auch inkognito?« Er starrte die nächstgelegene Kuchentüte an, als ob Sam sich darin versteckt haben könnte.

»Samirah musste eine Seele einsammeln«, sagte ich. »Sie ist bald wieder hier.«

»Es muss schön sein, einen Sinn im Leben zu haben.« Otis seufzte. »Na ja, danke für das Essen.«

»Das ist nicht für …«

Otis schnappte sich die Tüte mit Sams Scone und fing an, sie zu verzehren, mit Papier und allem.

Ein älteres Paar am Nachbartisch starrte meinen Ziegenfreund an und lächelte. Vielleicht erschien er ihren sterblichen Sinnen als niedliches Kind oder lustiger Schoßhund.

»Also.« Es fiel mir schwer, zuzusehen, wie Otis den Scone fraß und dabei das Revers seines Trenchcoats vollkrümelte. »Du wolltest uns etwas erzählen?«

Otis rülpste. »Es...

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