Die sechs Elemente des Erfolgs - So verändern Sie Ihr Leben (SPIEGEL-Bestseller)

Die sechs Elemente des Erfolgs - So verändern Sie Ihr Leben (SPIEGEL-Bestseller)

von: Carsten Maschmeyer

FinanzBuch Verlag, 2021

ISBN: 9783960929109

Sprache: Deutsch

304 Seiten, Download: 2000 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Die sechs Elemente des Erfolgs - So verändern Sie Ihr Leben (SPIEGEL-Bestseller)



PROLOG


Und hier war ich. Am Tiefpunkt meines Lebens. Ganz unten. Und mir selbst so fremd wie nie zuvor. Das hier war die Hölle. Meine ganz persönliche Hölle. Ich lag in meinem Bett, eingerollt in eine Decke, und betrachtete mein neues Leben. Ein Leben, das nicht mehr viel mit dem Leben zu tun hatte, das ich noch vor einigen Wochen führte. Das Zimmer hier war klein, vielleicht zehn Quadratmeter, es gab einen Nachttisch, eine Dusche und ein Waschbecken. Einen Kleiderschrank hatte ich auch noch. Und ein Regal. Es diente als Abstellplatz. Zumindest in der Theorie. Ich betrachtete es von meinem Bett aus: Mein Regal war leer. Ich hatte kurz darüber nachgedacht, ein paar Fotos aufzustellen, um dem kargen Raum eine etwas persönlichere Note zu geben. Fotos von meiner Veronica. Von meinen Kindern. Von meiner Familie. Bestimmt hätte mir der Anblick etwas Kraft gegeben in diesen Stunden, die wohl die schwersten Stunden meines Lebens waren. Doch ich hatte keine Fotos mitgenommen. Hatte mich das nicht getraut. Denn an diesem Ort war ich nicht Carsten Maschmeyer. An diesem Ort war ich Herr Saphir. Und wenn Herr Saphir nun ein Foto von Veronica Ferres und Kindern auf dem Regal stehen hätte, nun, das würde nicht nur komisch aussehen, dachte ich. Das würde das Versteckspiel, das ich hier praktizierte, wohl auch ziemlich schnell auffliegen lassen.

Vielleicht wäre das alles gar nicht nötig gewesen, dachte ich in diesem Moment; vielleicht hätte ich mich gar nicht hinter einer falschen Identität verstecken müssen. Aber die Wahrheit war: Ich schämte mich. Ich schämte mich ungeheuerlich für das, was bei mir in den vergangenen Jahren schiefgelaufen war. Es war mir fürchterlich peinlich, dass ich jetzt wimmernd im Bett einer Klinik lag und kaum noch Kontrolle über mich selbst hatte. Der ach so erfolgreiche Carsten Maschmeyer, der es von unten nach ziemlich weit oben geschafft hatte – wenn die Menschen mich so sehen würden.

Ich war in einer katastrophalen Verfassung: innere Unruhe, Zittern, Krampfanfälle, Schwindelgefühle. Immer wieder erschrak ich vor mir selbst. Was war nur aus mir geworden? Nein, ich wollte nicht, dass irgendwer wusste, wie es wirklich um mich bestellt war. Ich wollte den letzten Rest meiner Würde nicht auch noch verlieren. Darum hatten sich der Professor und sein Ärzteteam darauf eingelassen, dass ich hier anonym einchecken durfte.

Ich schloss die Augen und atmete dreimal tief durch. Dann richtete ich mich langsam auf, lehnte mich an die Wand und nahm das Klemmbrett mit Stift und Zettel, das der Professor mir am Morgen mitgebracht hatte. »Füllen Sie bitte diesen Fragebogen aus. Wir müssen herausfinden, welche Ursachen Sie in diesen Zustand gebracht haben könnten«, hatte er mich gebeten. »Versuchen Sie, die Fragen auf den zwölf Seiten zu beantworten. Bis ganz zurück in die Kindheit. Und vor allem die Frage, welches Ereignis in den letzten Jahren der Auslöser gewesen sein könnte. Das sind für uns nützliche Hinweise.«

Der Auslöser. Gab es den wirklich? Diesen einen Auslöser, der mich hierhergebracht hatte? Wo sollte ich anfangen? Ich versuchte, den Stift zu greifen. Ihn festzuhalten. Es gelang mir nicht. Meine Hände zitterten. Vor meinen Augen verschwamm alles, ich hatte Probleme, etwas zu erkennen. Ich biss mir auf die Lippen, zwang mich, den Fokus zu halten. »Konzentrier dich, Carsten, konzentrier dich«, sprach ich mir selber gut zu. Ich setzte mich auf die Bettkante, ordnete meine Gedanken, so weit es ging, und probierte schließlich zu schreiben. Aber das klappte nicht. Ein unleserliches Gekrakel. Als der Professor meinen gescheiterten Versuch bemerkte, schickte er eine Ärztin zu mir, die das alles mündlich mit mir durchgehen würde. Wir setzten uns also in einen kleinen Besprechungsraum, und ich fing an zu erzählen. Wie und warum ich hierhergelangt war – und immer mehr wurde mir bewusst: Ich war gekommen, um noch eine lange Zeit zu bleiben.

Eigentlich, dachte ich, eigentlich fing alles ja ganz harmlos an. Mit einem völlig unverdächtigen Gespräch. Ich saß vor Jahren bei meinem Hausarzt und erzählte ihm von meinem Schlafproblem. Nun, um genau zu sein, erzählte ich ihm von meiner Arbeit, aber das eine hatte ganz offensichtlich etwas mit dem anderen zu tun. Ich war überlastet. Wirklich überarbeitet. Arbeitete jeden Tag sehr lange, kam oft erst spät in der Nacht nach Hause, lag dennoch häufig hellwach in meinem Bett und konnte nicht richtig einschlafen.

»Was kann man da denn machen?«, fragte ich den Doktor, der mit einem Lächeln abwinkte.

»Gar kein Problem«, sagte er. »Kommt häufig vor.« Das kenne er ja auch. Er habe dagegen ein ganz einfaches und wirkungsvolles Rezept: Stilnox. Ein Medikament, das so ähnlich wirkt wie Valium. Das sagte er mir damals allerdings nicht. Er drückte mir einfach nur eine 20er-Packung mit Schlaftabletten in die Hand und erklärte mir, wie es funktionierte. »Eine halbe Tablette zerkauen und unter der Zunge auflösen, schon schlafen Sie schnell und fest ein.« Aber er schickte gleich noch eine Warnung hinterher. »Nicht zu oft nehmen! Wenn Sie die Tabletten zu viele Tage hintereinander einnehmen, dann besteht die Gefahr, dass Sie sich daran gewöhnen, abhängig werden und nicht mehr ohne können.«

Ich nickte, nahm die Packung mit nach Hause und probierte es aus. Eine halbe Stilnox. Zerkauen. Unter der Zunge auflösen. Zack, ich schlief ein. Es funktionierte ganz wunderbar.

Die Warnung meines Arztes nahm ich mir zu Herzen. Ich wollte es nicht übertreiben, kein Risiko der Gewöhnung eingehen. Am nächsten Tag nahm ich nichts, erst ein paar Wochen später, als ich mal wieder nach einem viel zu langen Arbeitstag abends erschöpft war, aber trotzdem überdreht und hellwach im Bett lag. Das kam schließlich häufiger vor. Und in solchen Situationen griff ich fortan zu den kleinen Wunderpillen. Und so wurden die Tabletten meine Begleiter. Ich griff zu, wenn ich abends lange nicht einschlafen konnte. Oder während eines langen Überseefluges. Zu manchen Zeiten seltener, zu anderen Zeiten öfter. Bis ich irgendwann das Gefühl hatte, nur noch mit meiner halben Pille einschlafen zu können.

Also griff ich täglich zu. Nach ein paar Monaten konnte ich auch trotz der Einnahme einer halben Stilnox-Tablette nicht mehr einschlafen. Also nahm ich zusätzlich eine weitere halbe Tablette. Insgesamt also eine ganze. Ich redete mir ein, ist nicht schlimm, ist ja immer noch nur eine. Die normale Dosis. Und so ging es weiter, bis die Tabletten für mich zu einer Art Erlösung wurden aus der Schlaflosigkeit, aus den Einsamkeitsängsten und Angstgefühlen.

»Sie sprechen von Einsamkeit und Angstgefühlen …«, unterbrach mich die Ärztin.

Ich nickte.

»Wann hat das begonnen? Woher kam das?« Eine gute Frage. Ich massierte meine Schläfen und dachte nach. Ich war mir sicher, dass es mit meiner Arbeit begonnen hatte. Ich arbeitete viel, wahrscheinlich zu viel. Hatte oft 16-Stunden-Tage, kaum Wochenenden und litt wohl an einer Art psychischer Erschöpfung, ohne dass ich das wirklich wahrgenommen hatte. Ein Burn-out. Offenkundig die ersten Anzeichen einer Depression. Aber ich konnte und wollte davon nichts wissen. Wenn ich spürte, dass es mir nicht gut ging, dann flüchtete ich einfach in noch mehr Arbeit.

Eine Zeit lang fühlte sich das noch gut an. Ich hatte sowieso immer einen Stapel unerledigter Dinge auf meinem Schreibtisch. Ich hatte viel zu tun. Hatte beim AWD, den ich einst gegründet hatte (heute Swiss Life), eine Doppelrolle als CEO und Vertriebschef auszufüllen. Beides waren für sich genommen schon Fulltime-Jobs. Dazu kam die Verantwortung für mehr als 10.000 Mitarbeiter und deren Familien, die ich als größter Aktionär und gefühlter Inhaber hatte. Auch den Druck an der Börse bekam ich zu spüren. Ich wollte keinen Aktionär enttäuschen, vor allem diejenigen nicht, die als Mitarbeiter und Kunden Anteilseigner waren. Immer wenn der Börsenkurs mal nachließ, hatte ich ein schlechtes Gewissen – so als wäre ich nicht fleißig genug gewesen. Dann arbeitete ich noch unermüdlicher. Eigentlich war klar, dass ich mich längst in einem Workaholic-Kreislauf befand, aus dem es vermeintlich kein Entkommen gab. Ich bildete mir ein, keine Schwäche zeigen zu können.

Eine Zeit lang ging das zunächst noch gut. Ich ignorierte alle Warnzeichen. Über Jahrzehnte war ich mittlerweile vom Erfolg verwöhnt. Ich hatte den AWD gegründet, der mit über 1 Milliarde Euro im MDAX bewertet gewesen war. Ich war finanziell reich und nun endlich in der Lage, mir all das leisten zu können, was ich mir immer erträumt hatte. Ich, der Junge, der als Halbwaise aus einfachsten Verhältnissen stammte. Außerdem hatte ich noch mit meiner ersten Frau und unseren beiden gemeinsamen Söhnen eine tolle Familie, die ich über alles liebte, ich hatte großartige Freunde, auch wenn ich sie zu selten sah. Nein, ich war einfach nicht in der Lage, meine...

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