Die Kunst des Investierens - 14 Prinzipien für Aktien, finanzielle Freiheit und das gute Leben

Die Kunst des Investierens - 14 Prinzipien für Aktien, finanzielle Freiheit und das gute Leben

von: Philipp Haas

Verlag C.H.Beck, 2021

ISBN: 9783406777493

Sprache: Deutsch

302 Seiten, Download: 456 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Die Kunst des Investierens - 14 Prinzipien für Aktien, finanzielle Freiheit und das gute Leben



Auftakt: Der Weg ist das Ziel?


Der Sommer begann regnerisch. Der Regen aber passte zu meiner Stimmung. Miriam – drei Jahre waren wir zusammen gewesen, doch am Ende hatte es sich so angefühlt, als wären wir bloß noch befreundet. Liebe soll ja die richtige Person zur richtigen Zeit sein. Und je mehr ich darüber nachgedacht hatte, desto klarer war mir geworden, dass Miriam nicht die richtige Person war, wohl aber war es die richtige Zeit gewesen.

Zu Beginn des Studiums sind alle noch Singles. Doch nach und nach entstehen immer mehr Paare. So verschieben sich die Prioritäten. Vielleicht war es auch die Angst gewesen, zum Ende des Studiums alleine zu sein, die aus unserer kurzen Romanze eine Beziehung werden ließ. Letztendlich war das aber auch egal, denn eigentlich wusste ich, dass mir nicht nur die Trennung zu schaffen machte. Obwohl Miriam eine Leerstelle hinterließ, fühlte ich mich doch zugleich auch erleichtert. Wir hatten etwas beendet, für das es keine Perspektive mehr gab.

Nach außen schob ich alles auf die Trennung. Meine schlechte Laune, das Vergraben in meiner Wohnung und dass ich immer wieder Verabredungen vergaß und nicht zurückrief. Doch eigentlich war es etwas anderes, das mich beschäftigte, nämlich die Unsicherheit, was ich mit meinem Leben anfangen wollte. Einerseits gab es theoretisch viele Möglichkeiten, andererseits fühlte sich das Arbeitsleben deutlich eintöniger an als das Studium. Wenn ich auf die Lebensentwürfe meiner Arbeitskollegen schaute, die bereits länger im Unternehmen waren, so empfand ich das als wenig verlockend. Zu wissen, wie mein Leben in fünf Jahren aussehen würde, war für mich nicht beruhigend, sondern demotivierend.

Es musste doch mehr geben als einen Job mit begrenztem Sinn, nervigem Chef und einem zu teuer gekauften Reihenhaus, das einen wegen der Hypothek wiederum an den Job fesselt. Es fühlte sich wie eine kleine Midlife-Crisis an. Ich nannte es First-Life-Crisis, denn ich ging nicht auf die 50 zu, sondern würde im Oktober erst 30 Jahre alt werden. Ich hatte Zweifel, ob mir wirklich alle Türen offen standen, wie man es uns an der Universität immer wieder versprochen hatte. Das waren meine Gedanken, als ich mein Auto belud. Vielleicht brauchte ich aber nach zwei Jahren harter Arbeit und abflachender Lernkurve auch einfach nur eine Auszeit.

Durch die Trennung hatten sich viele Urlaubstage angesammelt, und ich plante, einen Monat im Süden zu verbringen. Ohne großen Plan. Einfach losfahren und schauen, wohin es mich verschlägt. Es war mein erster Urlaub, den ich alleine verbringen würde. Die meisten meiner Freunde waren in festen Beziehungen. Als fünftes Rad am Wagen mitgenommen zu werden, erschien mir als eine Geste des Mitleids und wenig erstrebenswert. Auch hatte ich die Hoffnung, dass ich alleine eher neue Bekanntschaften schließen und besser zum Nachdenken kommen würde. Im Nachhinein war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens, denn sonst hätte ich nichts über die Kunst des Investierens und seine 14 Prinzipien erfahren.

Nachdem ich die letzten beruflichen Dinge erledigt hatte, machte ich mich – um Staus zu vermeiden – an einem Sonntag Ende Juni in Richtung Frankreich auf. Auf der deutschen Autobahn war ich noch nervös, da ich wie immer das ungute Gefühl hatte, etwas vergessen zu haben. Die Scheibenwischer kratzten auf der Windschutzscheibe und schoben den Regen nur unzureichend weg. Doch hörte das Geprassel auf, als ich die erste Mautstelle in Frankreich passiert hatte, und jetzt regte ich mich noch nicht einmal mehr über die hohen Preise auf oder darüber, dass ich gefühlt immer die langsamste Spur wählte.

Meine Stimmung verbesserte sich mit jedem Grad Celsius. Nicht nur das Klima wurde zunehmend mediterraner, sondern auch die Vegetation und der Geruch erinnerten immer mehr an Urlaub und Entspannung. Ich hatte keine Eile und erreichte meine erste Herberge in einem kleinen Städtchen in der Provence bereits am späten Nachmittag. Als ich nach dem Einchecken den Ort erkundete, merkte ich, was mir seit Langem gefehlt hatte. Die Freiheit von Terminen und dem ewigen Abstimmen mit Miriam. Ich konnte gehen, wohin ich wollte, und Zeit verbummeln, wie es mir gefiel. Später aß ich zum ersten Mal alleine in einem Restaurant. Auch wenn es anfangs seltsam war, genoss ich die neue Erfahrung. Ich konnte mich mehr auf mein Essen konzentrieren und die anderen Gäste beobachten. Welche Leben sie wohl führten?

Wenn man von allen verlassen wird, ist man allein, aber wenn man selbst alle verlässt, kommt die Einsamkeit. Einsamkeit ist und war für mich kein negatives Wort. Man braucht sie, um ins Denken zu kommen, überlegte ich, als ich mich zum Schlafen aufmachte.

Voller positiver Energie erwachte ich am nächsten Morgen und begriff immer mehr, dass ich die Freiheit hatte, meine Zeit nach Belieben zu gestalten. Da ich mich noch nie für die französische Küche und Sprache hatte erwärmen können und auch keine langen Sandstrände mochte, entschloss ich mich kurzerhand, weiter Strecke zu machen. Ich bevorzuge zum Baden kleinere, auch steinige Buchten, und die Gegend, wo die Pyrenäen aufs Mittelmeer stoßen, versprach genau das. Die Landschaft wurde immer spektakulärer, und nach Montpellier konnte ich von der Autobahn bereits das Mittelmeer sehen.

Eine der schönsten Routen Europas entdeckte ich, als ich von der Autobahn abfuhr und mich auf einer kleinen Küstenstraße in Richtung Spanien aufmachte. Die Mischung aus dem Grau der Felsen, dem Braun-Grün der Pinien und dem Blau des Meeres ergab mit der Abendsonne ein Bild, das ich nie vergessen werde. Zum Glück hatten die Ferien in Spanien noch nicht begonnen und ich fand kurzfristig noch eine Unterkunft für eine Woche in einem kleinen Ort. Endlich kam ich dazu, einige der Bücher zu lesen, die schon ewig auf meinem Nachttisch gelegen hatten.

Nach einigen Tagen wurde mir jedoch etwas langweilig, denn mein Ort war vor allem von Familienurlaubern geprägt. Ich kam wenig mit Menschen in Kontakt, was aber auch an meinem eher rudimentären Spanisch gelegen haben könnte. Langsam bekam ich Lust auf etwas mehr Leben. Ich konnte es daher verkraften, dass mit dem Beginn der Ferien auch die wenigen Hotels und Apartments ausgebucht waren und ich meine Reise fortsetzen musste.

Da ich noch nie in Barcelona gewesen war, lag es nahe, der katalanischen Metropole einen Besuch abzustatten. Weil die Stadt nicht weit entfernt war, beschloss ich, auf die Autobahn zu verzichten und an der Costa Brava – auf Katalanisch heißt das die wilde Küste – entlangzufahren. Ich war froh, dass ich ein Hotel mit Parkplatz gebucht hatte, denn der bisher stressigste Moment meiner Reise war definitiv die Fahrt mit dem Auto durch Barcelona. Die Fahrweise war aggressiver, als ich es gewohnt war. Ich war überwältigt von der feuchten Hitze der Stadt. Auch wenn sich viele Bewohner schon in die Sommerferien aufgemacht hatten, strotzte sie immer noch vor Energie. Nachdem ich mir die touristischen Sehenswürdigkeiten wie die Sagrada Família und das Zentrum angesehen hatte, überlegte ich, was ich als Nächstes machen könnte.

Barcelona ist eine beeindruckende Stadt, aber sicherlich kein idealer Ort, um einen längeren Sommerurlaub zu verbringen. Als ich am Hafen aus purem Interesse die Fährverbindungen studierte, erinnerte ich mich zufällig an einen alten Schulfreund, der auf Mallorca eine Bar aufgemacht hatte. Da ich inzwischen wieder Lust verspürte, ein wenig unter Leute zu kommen, entschied ich aus dem Bauch heraus, ein Fährticket auf die größte Insel der Balearen zu buchen. Ich wollte Moritz überraschen, und da sich nun die Hauptsaison näherte, war es ein überschaubares Risiko, ihn nicht in seiner Bar anzutreffen. Seine Adresse fand ich relativ leicht über das Internet heraus.

So steuerte ich mein Auto einen Tag später mit etwas Respekt in einen gigantischen stählernen Rumpf. Nach einigen sehr engen Wendemanövern unter großer Hitze und beklemmendem Dröhnen anderer Fahrzeuge stellte ich es, den gestenreichen Anweisungen des Personals folgend, tief im Inneren der Fähre ab. Als ich die Treppen auf das Gästedeck erklomm, schoss mir der Gedanke durch den Kopf, was für beeindruckende Dinge der Mensch doch zustande bringt.

Ich war noch nie auf einem Kreuzfahrtschiff oder einer Fähre gewesen, und dies waren andere Dimensionen als das kleine Chartersegelboot, auf dem ich einen meiner besten Urlaube verbracht hatte. Auch wenn es für mich nichts Besseres gab als das «Camping auf dem Meer», eine Wiederholung hatte es nicht gegeben. Miriam wurde leider auf unserem Törn durch die Inseln der Ägäis leicht seekrank, und auch die Enge auf einem Boot mit Freunden war nicht das, was sie sich unter einem entspannten Urlaub...

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