Reclams Zitaten-Lexikon - Reclams Universal-Bibliothek

Reclams Zitaten-Lexikon - Reclams Universal-Bibliothek

von: Johannes John

Reclam Verlag, 2014

ISBN: 9783159604541

Sprache: Deutsch

592 Seiten, Download: 1246 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Reclams Zitaten-Lexikon - Reclams Universal-Bibliothek



Einleitung

»Wir waren im Wallenstein. Auf der Bühne herrschte ein reger Zitatenaustausch. Es muß den Schauspielern einige Mühe bereitet haben, noch Gesichter zu machen, als hörten sie diese Sätze zum ersten Mal. Manche schienen, während sie sprachen, über die Aufsätze nachzudenken, die sie in der Schule über diese Sätze zu schreiben hatten.«

Der Wiedererkennungseffekt, den Anselm Kristleins Ehefrau Alissa am Ende des ersten Teils von Martin Walsers Roman Halbzeit in ihrem Tagebuch beschreibt, wird – zumindest was die erste Hälfte ihres Eintrags betrifft – auch bei der Lektüre des vorliegenden Buches nicht nur unvermeidlich sein, vielmehr liegt er geradezu in der Absicht einer solchen Sammlung.

Wer ein Zitatenlexikon zur Hand nimmt, weiß in der Regel, worauf er sich einläßt, und warum er dies tut: Er wird ein solches Buch »benutzen«, wobei sich dieser Nutzen wie bei allen Nachschlagewerken am »Gebrauchswert« mißt und dieser Gebrauchswert wiederum um so größer sein wird, je knapper eine einleitende »Gebrauchsanweisung« ausfällt. Einige kurze Bemerkungen sind dennoch vonnöten.

Es ist nicht schwer, zu vermuten, aus welchen Gründen ein Zitatenlexikon konsultiert wird: Entweder soll der genaue Wortlaut eines gesuchten Zitats ermittelt werden, oder aber die Leserin und der Leser werden wissen wollen, von wem ein »geflügeltes Wort« stammt und wo es zu finden ist. Denkbar ist auch, daß zu einem bestimmten Begriff oder Stichwort ein »passendes« Zitat gesucht wird. Daß darüber hinaus auch die pure Lust am Lesen, die Freude am absichtslosen Schmökern die Lektüre leiten kann, ist nicht nur ein ebenso wünschens- wie ehrenwertes Motiv, sondern zugleich ein Kriterium, das die Auswahl der nachfolgenden Sammlung ebenfalls bestimmt hat.

Allen diesen genannten Anforderungen und Bedürfnissen versucht das vorliegende neue ZITATEN-LEXIKON zu genügen. Das Hauptgewicht wurde dabei neben dem genauen Wortlaut der ausgewählten Zitate auf den exakten Nachweis gelegt. Bei einem Prosatext bedeutet dies die Angabe von Band, Teil und Kapitel, bei einem Dramentext von Akt, Aufzug oder Szene. Wo immer ein Text in sich gegliedert war, wurde die Fundstelle so ausführlich wie möglich lokalisiert. Bei Gedichten wurde in der Regel nicht nur die »geflügelte Wendung«, sondern auch deren Umfeld – ein Vers, eine Zeile und, wo dies zum besseren Verständnis diente, auch eine Strophe – mitgeteilt. Gedichttitel sind in den Nachweisen durch Anführungszeichen, Zitatkürzungen durch Auslassungspunkte gekennzeichnet. In nahezu allen Fällen wurden jedoch die Zitate ungekürzt wiedergegeben.

Die prinzipiellste Entscheidung beim Erstellen eines solchen Nachschlagewerks betrifft dessen inneren Aufbau. Dieses Lexikon orientiert sich an Ordnungsbegriffen, wobei Kolumnentitel auf jeder Seite das leichte Auffinden der jeweils gesuchten Ordnungswörter ermöglichen sollen. Eine andere Gliederung – etwa in streng alphabetischer Form – schien demgegenüber wenig sinnvoll, da sie das, wonach ja erst gesucht wird, nämlich den genauen Wortlaut eines Zitats, als bereits bekannt voraussetzt.

Leitend für die jeweilige Plazierung war dabei das für das Zitat signifikante Ordnungswort. Daß sich auch dabei Grenzfälle ergeben können, ist unvermeidlich: So ließe sich etwa das »Land der unbegrenzten Möglichkeiten« mit guten Gründen dreifach zuordnen. Der besseren Orientierung halber sind die für die Einordnung wesentlichen Ordnungswörter in den Zitaten halbfett ausgezeichnet.

Innerhalb der Ordnungswörter wurde streng alphabetisch vorgegangen, so daß Zitate zum Wortfeld »Liebe« z. B. in der Reihenfolge »lieb'« – »Liebe« – »lieben« – »liebet« – »liebst« aufgeführt sind.

Fremdsprachige Zitate werden in vielen Fällen auch in ihrem originalen Wortlaut wiedergegeben, weil sie zumeist gerade in dieser Form auch im deutschen Sprachraum zu geflügelten Worten oder stehenden Wendungen geworden sind. Hierbei waren von Fall zu Fall Einzelentscheidungen notwendig. Wo ein Zitat in der originalen Fassung als allgemein bekannt vorausgesetzt werden durfte, wie dies vor allem bei vielen Zitaten aus der Antike der Fall ist, wurde die Übersetzung in Klammern angefügt. In anderen Fällen hingegen wurde aber auch die deutsche Fassung als maßgeblich gewählt, da dem Leser nicht zugemutet werden sollte, von einer fremdsprachigen Wendung, deren genauen originalen Wortlaut er ja sucht, gewissermaßen zunächst eine »Probeübersetzung« anzufertigen.

Ebenso verhält es sich hier mit den Ordnungsbegriffen, wo – »cum grano salis« – gelegentliche Ausnahmen die obige Regel bestätigen. Wer sich näher über die bekannte Formel »cuius regio, eius religio« informieren will, sollte nicht zunächst den Ordnungsbegriff suchen müssen, sondern in diesem Fall das Zitat unter dem Buchstaben »C« finden können.

Griechische Zitate wurden nicht nur in Original und Übersetzung, sondern zusätzlich noch in einer transkribierten Fassung abgedruckt.

Nach diesem kurzen Abriß, was in diesem Lexikon wo und wie zu finden ist, soll auch die Rede davon sein, was diese Sammlung nicht enthält und auch nicht sein will. Da bei der Auswahl der Zitate die genau nachweisbare Urheberschaft eines der bestimmenden Kriterien bildete, wurden Sprichwörter und Redensarten, für die umfangreiche Anthologien – etwa in Karl Simrocks Sammlung Die deutschen Sprichwörter – bereits vorliegen, ebensowenig aufgenommen wie anonyme Sentenzen.

Diese Abgrenzung betrifft auch historische Zitate, für die in diesem in erster Linie literarisch orientierten Lexikon die gleichen Kriterien angelegt wurden. So sind viele Aussprüche, die eine historische Persönlichkeit »gesagt haben soll«, ohne daß sich zweifelsfrei nachweisen ließ, wo, wann und wem gegenüber dies geschehen ist, nicht aufgenommen worden. Auch offensichtliche oder mittlerweile nachgewiesene Legenden wurden ausgeschieden: Da Galileo Galileis Ausruf »Und sie bewegt sich doch« nachweislich nicht von ihm stammte und es sich bei Napoleons Diktum »Von diesen Pyramiden herab schauen vierzig Jahrhunderte auf euch« um ein von ihm selbst aus einem zeitgenössischen Bericht nachträglich »adoptiertes« geflügeltes Wort handelte, wird man beide Zitate – außer in dieser Einleitung – in diesem Band nicht finden.

Auch wurde die Auswahl einzelner Begriffe oder Wendungen wie z. B. der »Potemkinschen Dörfer« oder des »Reptilienfonds« eng begrenzt. Ein Zitatenlexikon kann ein etymologisches Nachschlagewerk nicht ersetzen, und wer sich etwa über die Wort- und Entstehungsgeschichte des Begriffs »Nihilist« genauer informieren will, sollte dies auch dort tun.

Aus diesem Grunde wurden Erläuterungen zu einem Zitat, die in vielen Fällen unbedingt nötig sind, so knapp wie möglich gehalten. Da der Benutzer dieser Sammlung an einem raschen Suchen und Finden mehr interessiert sein wird als an einem langwierigen Vor-, Nach- und Zurückschlagen, wurden Querverweise ebenfalls sehr sparsam und nur dort, wo sie zu einem besseren Verständnis sinnvoll schienen, eingesetzt. Den gezielten »Zugriff« auf gesuchte Autoren soll ein eigenes Register am Ende des Bandes erleichtern.

Darüber hinaus versteht sich dieses Lexikon als Sammlung von Zitaten, die ihre Beständigkeit und »Wetterfestigkeit« zum Teil über Jahrhunderte hinweg bewiesen haben: eine »Blütenlese« als Anthologie privater Lektürefrüchte oder eine Zusammenstellung witziger Bonmots oder origineller Aphorismen, wie sie insbesondere in fast jeder Sonntagsbeilage einer Zeitung ihren festen Platz haben, war nicht beabsichtigt. Nicht private Vorlieben, sondern die kritische Überprüfung eines in Form zahlreicher Sammlungen und Anthologien vorliegenden Kanons war das Ziel dieser Auswahl. Dies macht eine letzte Abgrenzung und Erläuterung – gewissermaßen »in eigener Sache« – nötig.

In kaum einer Sammlung geflügelter Worte fehlt der Hinweis auf einen (vorläufig) gezogenen historischen Schlußstrich, der alle nachfolgenden, im Raume noch flatternden oder schon stehenden populären Wendungen von einer Aufnahme ausschließt. So schreibt Hanns Martin Elster in einer 1956 bei Reclam erschienenen Neubearbeitung des »Büchmann«: »Seit 1945 sind natürlich auch viele geflügelte Worte aufgekommen. Aber ehe wir sie in den Büchmann aufnehmen können, muß sich erst zeigen, daß es sich bei ihnen nicht nur um Tagesaktualitäten handelt, sondern um Zitate von dauernder Geltung.«

Einer solchen »Reifeprüfung« – so verständlich und respektabel sie auch sein mag – wurden viele zeitgenössische Zitate nicht unterzogen: Willy Brandts Diktum »Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört« ist ebenso aufgenommen worden wie Michail Gorbatschows Verdikt »Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben«. Diese Einbeziehung gründet sich auf die Einsicht, daß ein jedes...

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