Psychische Erkrankungen bei Frauen. Für eine geschlechtersensible Psychiatrie und Psychotherapie

Psychische Erkrankungen bei Frauen. Für eine geschlechtersensible Psychiatrie und Psychotherapie

von: Anke Rohde, Anita Riecher-Rössler (Hrsg.)

Karger, 2001

ISBN: 9783805572149

Sprache: Deutsch

339 Seiten, Download: 3142 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Psychische Erkrankungen bei Frauen. Für eine geschlechtersensible Psychiatrie und Psychotherapie



«Subjektive» Geburtsbelastung (S. 26-27)

In der Klassifikation von Stress auslösenden Lebensereignissen findet sich die Geburt eines Kindes unter «personal and individual experiences». Anliegen dieses Beitrages ist Faktoren zu identifizieren, die für eine belastende Geburtserfahrung von spezieller Bedeutung sind.

In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts widmete sich die Forschung in erster Linie den Schmerzen während der Geburt. Die Wehentätigkeit stellt in allen Gesellschaften und Kulturen für die Mehrheit der Frauen ein – oft alle Erwartungen übertreffendes – schmerzhaftes Ereignis dar [Brownridge, 1995]. Melzack [1984] berichtet, dass 60% der Erstgebärenden den Wehenschmerz als unerträglich, intolerabel und extrem schwer einstufen. Schmerzhafte Wehentätigkeit ist nur ein Teil des Geburtserlebens. Unter dem Begriff der subjektiven Geburtsbelastung werden zusätzlich soziale, psychologische, kulturelle und ökonomische Faktoren subsummiert. Folgend dem Konzept, dass Stress-Erleben ein interaktiver und komplexer Prozess ist [Weiner, 1992], erscheint die Erhebung von voneinander abhängigen Einzelaspekten innerhalb des Gesamtphänomens methodisch fragwürdig.

Ziel der im Folgenden dargestellten Untersuchung war es, über die isolierte Beurteilung des Wehenschmerzes hinaus, einen einigermaßen verlässlichen Eindruck von der Geburtsbelastung zu bekommen. Zudem wurde untersucht, welche biopsychosozialen Faktoren prädikativ für eine hohe bzw. geringe Geburtsbelastung sind.

Die Untersuchung wurde an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Innsbruck unter standardisierten Bedingungen einer geburtshilflichen Abteilung am 5. postpartalen Tag durchgeführt. Insgesamt wurden 1250 Wöchnerinnen die die Einschlusskriterien (deutsche Muttersprache, keine Mehrlingsgeburt, keine Regionalanästhesie, Einverständniserklärung) erfüllen in der Reihenfolge ihres Klinikeintrittes in die Studie aufgenommen.

Nach Ergebnissen einer Pilotstudie wurde die Einschätzung der Geburtsbelastung auf einer 7-teiligen Skala (keine bis sehr starke Geburtsbelastung) am 5. postpartalen Tag vorgenommen. Zusätzlich wurde ein strukturiertes Interview, das soziodemographische und medizinische Daten, Fragen zur Geburtsvorbereitung, Familienplanung, Anwesenheit des Partners bei der Geburt, Einstellung zum Stillen, Berufszufriedenheit, standardisierte Fragebögen zur Ängstlichkeit («trait-anxiety» von Laux [1981]) und Depression (deutsche Fassung der «Edinburgh Postnatal Depression Scale», [Bergant et al., 1998]) umfasste, durchgeführt.

Zur Frage bezüglich der zeitlichen Stabilität der Geburtsbelastung wurde eine telefonische Umfrage an einer Untergruppe (100 Frauen) 3 Jahre nach der Geburt durchgeführt.

Die statistische Berechnung der Gruppenvergleiche erfolgte für kontinuierliche Variablen mit dem Kruskal-Wallis Test und für kategorische Variablen mit dem Pearson χ2Test. Korrelationen wurden mit dem Spearman-Rang-Korrelations- Koeffizienten kalkuliert. Der Einfluss der einzelnen Variablen auf die Zielvariable (Geburtsbelastung) wurde anhand einer multiplen logistischen Regressionsanalyse berechnet.

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