Unternehmenserfolg durch Werteorientierung. Zukunftsorientiert Führen mit dem 'Sinnergie'-Konzept - Zukunftsorientiert Führen mit dem 'Sinnergie'-Konzept

Unternehmenserfolg durch Werteorientierung. Zukunftsorientiert Führen mit dem 'Sinnergie'-Konzept - Zukunftsorientiert Führen mit dem 'Sinnergie'-Konzept

von: Arnold Weissman

Haufe Verlag, 2014

ISBN: 9783648050538

Sprache: Deutsch

268 Seiten, Download: 446 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Unternehmenserfolg durch Werteorientierung. Zukunftsorientiert Führen mit dem 'Sinnergie'-Konzept - Zukunftsorientiert Führen mit dem 'Sinnergie'-Konzept



2   Wachstum um jeden Preis?


Die verschiedenen Krisen zeigen vor allem eines: Permanentes Wachstum nach unserem bisherigen Verständnis ist überholt. Natürlich finden sich auf der ganzen Welt noch Wachstumsmärkte wie China, Indien oder Afrika, aber wie lange wird es dauern, bis auch sie zu gesättigten Märkten werden? Und wie lange werden unsere Ressourcen noch ausreichen? Wie lange wird die Natur den Raubbau, den wir an ihr betreiben, noch aushalten? Wie lange werden wir das noch aushalten? Denn nicht nur die äußere Welt ist aus den Fugen geraten, sondern auch die innere Welt jedes einzelnen Menschen stimmt nicht mehr. Größenwahn, Rücksichtslosigkeit, Maximierung des Eigennutzes zulasten anderer und sicher auch eine Portion Dummheit haben den Planeten Erde in eine ernste Krise geführt. Die letzte Finanz- und Wirtschaftskrise war nur ein kleines Warnsignal.

Erinnern Sie sich noch an die Geschichte von Kweku Adoboli? Er war Investmenthändler in London und bescherte der Schweizer Bank UBS einen Verlust von 2,3 Milliarden US-Dollar. Drei Jahre lang konnte er unentdeckt zocken, bevor der Schwindel aufflog. Als er im November 2012 zu einer siebenjährigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, war er gerade einmal 32 Jahre alt. 2010 erhielt er bereits ein Jahresgehalt von insgesamt über eine halbe Million Schweizer Franken. Bei seinem Prozess gewannen die Richter einen Einblick in sein Denken: „Wir waren eine Gruppe von Kids, denen zu viel abverlangt wurde. Wir führten aus, was uns gesagt wurde: Wir gingen an unsere Grenze. Wir fanden die Felswand, und dann fielen wir hinunter.” In diesen Sätzen offenbart sich die ganze Tragik von Adobolis Geschichte: Welchen Sinn hätte der junge Mann in seiner Aufgabe sehen können? Man gab ihm unheimlich viel Geld in die Hand, kontrollierte ihn nur unzureichend, gab ihm keine Hilfestellung, ließ ihn fallen, als er scheiterte und wunderte sich, wie das alles passieren konnte, wie er zum Spieler werden konnte. Schon viel ältere und erfahrenere Leute haben in diesem Spiel die Bodenhaftung verloren. Adoboli wurde für schuldig befunden und bestraft, aber eigentlich gehörten andere auf die Anklagebank. Für mich ist diese tragische Geschichte ein Indiz dafür, dass wir etwas grundsätzlich falsch machen, dass wir umdenken müssen, dass es so nicht weitergehen kann.

Die vom Menschen ausgelöste Kulturrevolution hat die biologische Evolution in ihrer Entwicklungsgeschwindigkeit bei Weitem überholt und bedroht jetzt die Existenz des gesamten Systems Erde. Umweltkatastrophen, Berichte über die zunehmende Vergiftung von Boden, Luft und Wasser, aber auch eine sprunghafte Zunahme der Weltbevölkerung, gerade in den Armutsgebieten unserer Erde, führen uns die Krise täglich vor Augen. Sie zeigt sich aber auch nach innen, in der Zunahme von psychischen Erkrankungen, steigenden Selbstmordraten vor allem in den reichen Industrieländern und in der Empfänglichkeit für sogenannte Heilslehren, in zunehmender Gewalt und immer neuen Kriegen.

In der Glücksforschung gebe es die These, dass das Glück nicht mehr zunehme, sagt Niko Paech, außerplanmäßiger Professor für Produktion und Umwelt in Oldenburg. Er spricht von Konsum-Verstopfung und Konsum-Burnout. Wachstum und Nachhaltigkeit, so seine zentrale These, passen nicht zusammen: „Sie können nicht beides haben: Klimaschutz und Wachstum.” Egal, wie man zu dieser These steht. Sicher ist, man müsste beide Augen fest verschließen, um die beschriebenen Krisensymptome zu übersehen. Und ich bin bei Weitem nicht der erste, der darauf hinweist.

Dennis Meadows, der im Auftrag des Club of Rome die Studie „Limits to Growth” (Grenzen des Wachstums) veröffentlichte, wies bereits 1972 darauf hin. Er verglich die Welt mit einem Auto, das auf einen Wald zurast und den Aufprall nicht mehr vermeiden kann. In einem Interview sagte er: „Außerdem verhalten sich die Menschen wie Selbstmörder, und es hat keinen Sinn mehr, mit einem Selbstmörder zu argumentieren, der bereits aus dem Fenster gesprungen ist.” Vielleicht war Meadows zu pessimistisch, denn inzwischen haben die Menschen durchaus etwas dazu gelernt und auch einiges getan – man denke an die Stichworte Klimaschutz und Energiewende. Auch in den Unternehmen macht man sich seit einigen Jahren Gedanken über nachhaltiges Wirtschaften. In der im März 2013 veröffentlichten Studie „Neue Märkte, neue Chancen – Wachstumsmotor Internationalisierung” der Commerzbank-Initiative „UnternehmerPerspektiven” war ein interessantes Ergebnis zu finden: 88 Prozent der 4.000 befragten mittelständischen Unternehmen rechneten mit Grenzen des Wachstums, zumindest in Europa, und das recht einheitlich über alle Unternehmensgrößen und Branchen hinweg. Doch auch wenn das Bewusstsein für die Realität wächst – es reicht nicht aus. Um den Aufprall zu vermeiden, muss ein Quantensprung in unserem Bewusstsein stattfinden. Und ich bin zuversichtlich, dass das möglich ist.

„Wenn wir die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bestehen wollen, müssen wir vor allem anderen eines ändern: unsere Art zu denken.“

Albert Einstein

Wir müssen lernen, für die Lösung der von uns überwiegend selbst geschaffenen Probleme und Symptome neue Ansätze des Denkens und Handelns in unser Bewusstsein zu integrieren. Doch wer Verhalten ändern möchte, muss zuvor die Einstellung ändern und eine Einstellungsänderung setzt immer eine Bewusstseinsänderung voraus.

Sie glauben nicht, dass die Verhältnisse so dramatisch sind? Ich übertreibe? Dann möchte ich Ihnen anhand von zwei Beispielen noch einmal klar machen, worum es geht. Beide betreffen uns alle, als Privatperson wie auch als Unternehmer.

Beispiel: Klima

Die weitere Entwicklung des Klimawandels ist abhängig von der Menge der Treibhausgase, die wir weiter in die Luft pusten, und der daraus resultierenden Erwärmung. Die offensichtlichste Folge des Klimawandels ist bisher das Abschmelzen der Gletscher und das Auftauen des Permafrostbodens auf der nördlichen Halbkugel. Einige Zahlen veranschaulichen, wie weit dieser Prozess bereits fortgeschritten ist. In den Alpen haben die Gletscher seit Beginn der Industrialisierung die Hälfte ihres Eises verloren. Das arktische Meereis ist seit 1979 um über 40 Prozent zurückgegangen. Der Massenverlust der Eisschilde auf Grönland beträgt durchschnittlich 179 Milliarden Tonnen pro Jahr. Schon jetzt führen das Abschmelzen der Gletscher und die Erwärmung des Meeres dazu, dass der Meeresspiegel 3,1 Zentimeter pro Jahr ansteigt. Das Intergovernment Panel on Climate Change (IPCC) geht davon aus, dass sich die globale Durchschnittstemperatur bis 2100 abhängig vom weiteren Anstieg der Emissionen um 1,1 bis 6,4 Grad Celsius erhöht. Der Meeresspiegel wird voraussichtlich um 18 bis 59 Zentimeter steigen. Allerdings gibt es auch Wissenschaftler, die von einem oder mehreren Metern sprechen.

Die Auswirkungen dieser Entwicklung wären dramatisch: Küstengebiete und -städte werden überflutet. Und das ist keine Lappalie, denn die Küstengebiete gehören weltweit zu den am dichtesten besiedelten Regionen. 22 der 50 größten Städte der Welt sind Küstenstädte, darunter Tokio, Shanghai, Hongkong, New York und Mumbai. Wetterextreme und Wassermangel nehmen zu. Ökosysteme werden geschädigt. Landwirtschaft und Ernährung werden sich verändern. Krankheiten wie Malaria werden ansteigen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO würde schon eine Temperaturerhöhung von einem Grad ausreichen, um die Anzahl von Todesopfern durch Durchfallerkrankungen, Malaria und Unterernährung um 300.000 pro Jahr zu erhöhen. Die Vereinten Nationen und andere internationale Organisationen rechnen außerdem mit einer erheblichen Zunahme der Flüchtlingsströme. Im Jahr 2050 könnten danach 250 Millionen Klimaflüchtlinge unterwegs sein – das sind zehn Mal so viele wie heute. Und vergessen Sie eines nicht: Der Klimawandel wird sehr viel Geld kosten. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung rechnet in Deutschland bis 2050 mit Kosten von 800 Milliarden Euro, bis 2100 mit 3.000 Milliarden. Kosten, die von der gesamten Volkswirtschaft aufgebracht werden müssen. Etwas zurückhaltender sind die Schätzungen der EU-Kommission, die davon ausgeht, dass Europas Wirtschaft bis 2050 jährlich 270 Milliarden Euro investieren muss, um den CO2-Ausstoß zu begrenzen. Nach 40 Jahren allerdings summieren sich die Kosten auf fast elf Billionen Euro. Das Geld müsse ausgegeben werden für Umstellungen in der Industrie, die Sanierung von Gebäuden und klimaschonende Kraftfahrzeuge. „Bislang sind Unternehmen in vielen Bereichen vor allem ein Teil des Problems”, heißt es beim Word Wildlife Fund (WWF). „Der Klimawandel kann aber nur dann erfolgreich bekämpft werden, wenn sie umfassend Teil der Lösung werden.”

Beispiel: Rohstoffe

Dass unsere Rohstoffe endlich sind – manche erschöpfen sich früher, manche später –, wissen wir schon lange, spätestens seit den sogenannten Ölkrisen in den 1970er-Jahren. Viel passiert ist allerdings bisher nicht, dabei wird das Problem immer drängender, seit die Nachfrage aus den Schwellenländern zunimmt. Chinas Anteil an der Weltwirtschaft zum Beispiel beträgt nur etwa 15 Prozent, doch das Land verbraucht mehr als 40 Prozent der weltweiten Kupfer-, Zink- und Aluminiumproduktion. 97 Prozent der Seltenen Erden werden in China abgebaut, das dafür Exportbeschränkungen eingeführt hat. Seltene Erden haben jedoch nicht nur große Bedeutung für die Herstellung von Plasmafernsehern und anderen elektronischen Geräten, sondern auch für die Entwicklung und Nutzung grüner Technologien. Terbium wird für energiesparende...

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