Spielautomatensucht - Der Weg des Spielers

Spielautomatensucht - Der Weg des Spielers

von: M. TroJan

engelsdorfer verlag, 2013

ISBN: 9783954889976

Sprache: Deutsch

291 Seiten, Download: 1830 KB

 
Format:  EPUB

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Spielautomatensucht - Der Weg des Spielers



»Alltag«


Ich war damals gerade erst 18 Jahre jung, spielte aber bereits 2-3 Jahre regelmäßig an Automaten, jedoch war dies nur in Kneipen möglich, mit regelmäßig meine ich fast täglich. In Spielotheken wurde besonders bei mir, weil ich schon immer jünger aussah, immer nach dem Ausweis gefragt und deshalb konnte ich erst mit 18 Jahren in einer Spielo zocken gehen. Ich weiß es noch wie gestern, wie cool und stolz ich mich fühlte, als ich das erste Mal, in einer Spielo zocken konnte. Die damaligen Slot-Automaten waren im Halbkreis aufgestellt, etwa 12 Stück. Diese haben mit den heutigen Automaten nicht mehr wirklich viel gemeinsam. Dennoch ist das Prinzip, immer dasselbe.

In der Mitte befand sich ein kleiner runder Tisch, mit ein paar Hockern. Genau dort nahm ich Platz. Ich sah mich um und überlegte, an welchen Automaten ich mein »Glück« versuchen soll. Ich war nicht alleine anwesend, eine Person spielte bereits an 5 Automaten gleichzeitig. Der Kerl lief von einem Automaten zum anderen, keine Spielautomatik, er spielte manuell und wurde pro Minute immer gereizter, anscheinend hatte er bereits genug Geld verloren, für heute jedenfalls. Nun habe auch ich mich für einen Automaten entschieden, den Namen weiß ich gar nicht mehr, aber es war ein Walzenautomat, mit Giga-Spielen, so gesehen Freispiele, nur der Name war eben anders. Er blinkte nahezu immer nur in der Farbe Blau und irgendwie gefiel mir das. Da ich nicht wie ein Anfänger wirken wollte, steckte ich sofort 50 D-Mark rein, das war im Übrigen in D-Mark Zeiten, noch sehr viel Geld. Dennoch verlor ich alles und das nach nicht einmal einer Stunde. Ich hatte zwar noch Geld übrig, wollte es aber nicht übertreiben, irgendwie schreckte mich der spielende Typ damals noch ab, ich wollte kein Spieler werden, der so extrem spielt. Ich verließ die Spielo und fühlte mich gut, denn ich durfte nun offiziell mein Geld verspielen. Natürlich besuchte ich abends noch meine Stammkneipe, dort ging ich natürlich gezielt zu den Automaten, ich schob nen 20iger rein und spielte drauflos. Nach einer Weile kam ein damaliger Freund in die Kneipe ‚Deus’ und natürlich erzählte ich ihm sofort, dass ich heute in einer Spielo war. Natürlich sagte ich, dass ich nur einen 20 D-Mark Schein verlor. Klar, welcher normale Mensch würde schon nen 50iger verspielen?! »Und wie war‘s?«, fragte er mich, ich sagte doch tatsächlich »Absolut Geil!« Ich hatte durch das Verspielen extrem Blutgeleckt. Denn ich war mir damals sicher, dass ich dort einen enormen Gewinn erzielen könnte, jedenfalls dann, wenn ich den richtigen Zeitpunkt erwische. Genau dann, wenn die Spieler die Automaten gut genug gefüttert hatten. Denn dann waren die Automaten voll und ich hätte leichtes Spiel. Damals waren Spielos 24 Stunden am Tag geöffnet, quasi immer. Mein Zeitpunkt war somit nie vorhersehbar, denn es spielten ja immer irgendwelche Spieler, jedoch sah ich das völlig anders.

Deus und ich verabredeten uns an einem Samstag (morgens) vor der Spielo, er war wieder einmal nicht pünktlich und darum beschloss ich, dass ich alleine rein geh. Der Typ hinter dem Tresen kannte mich noch und lächelte bereits, als er mich erblickte. Ich fühlte mich ab dem zweiten Tag richtig geborgen. Es war lustig und unterhaltsam, auch der Spieler, der von einer Woche zuvor, grüßte mich, er spielte jedoch nur an zwei Automaten. Ein paar andere Spieler waren ebenfalls anwesend, jedoch sahen die mich nicht an und kümmerten sich um ihre Automaten. »Und wie geben sie heute?« fragte ich so in die Runde, »Naja, geht so …« erwiderte einer der Spieler. Ich war zwar kein Anfänger mehr an Automaten, aber in einer Spielo fühlte ich mich, als würde ich das erste Mal spielen. Das Schicksal meinte es wohl gut mit mir, denn ich schob nen 20ziger rein und beim zweiten Spiel klingelte der Automat bereits, ich drückte manuell auf STOPP und er blieb bei 50 Freegames stehen. Ich dachte kurz daran, mit der Risiko-Taste den letzten Sprung auf 100 Freegames zu riskieren, nur damit die anderen Spieler sehen können, was ich drauf habe. Ich verwarf diesen Gedanken und behielt die Freegames. Nun hatte ich 50 Mal die Chance, den Automaten auf den Höchstgewinn zu drücken. Bei etwa 10-15 Fehlversuchen klappte es, ich drückte den Automaten von 3 auf 100 Freegames. Eine Musik erklang, »Mama mia« von ABBA. Ein paar der anderen Spieler nickten mir zu und zeigten mir dadurch Respekt. Den Respekt, den ich mir immer gewünscht hatte. Nun hatte ich etwa 130-140 Freegames und pro Game konnte man mit etwa 2 D-Mark gewinn rechnen. Es wären somit etwa 260-280 D-Mark gewesen. Wie gesagt, GEWESEN! Deus kam nach über einer Stunde Verspätung und sah natürlich sofort, dass ich mächtig am Gewinnen war. Ich ließ 20 D-Mark in Münzen raus und gab sie ihm, „hier versuch dein Glück“, sagte ich zu ihm. Er spielte an einem Automaten in der Menge der anderen Spieler und ich hörte, wie er mich in den Himmel hob. Er erzählte den anderen Spielern, wie oft und enorm hoch ich gewinnen würde. Er betonte, dass er das alles immer selbst sah, die Einsätze und die enormen Gewinne, und dass ich mit mindestens 5.000 D-Mark im Plus wäre. Die Spieler, die mich noch nicht kannten, waren anfangs beeindruckt, denn wenn ein anderer dies behauptet, muss es wohl der Wahrheit entsprechen.

Ich konnte nicht alles genau verfolgen, was Deus über mich erzählte, denn immerhin musste ich meinen Gewinn ausbauen. Dennoch gingen die Freegames nach und nach immer mehr verloren. Ich spielte bei fast jedem Game manuell und fiel immer wieder auf 0 runter. Die letzten 50 Freegames behielt ich vollständig, sodass ich wenigstens noch 100 D-Mark Gewinn übrig hatte. In Wirklichkeit waren es zwar nur 60 D-Mark, denn ich hatte ja nen 20iger als Einsatz benutzt und nen Zwani hab ich Deus gegeben, aber egal. Hundert Mark war die Antwort, wenn jemand fragen würde, wie viel ich gewann. Das Kleingeld fühlte sich in meiner Hosentasche gut an, so gut, dass ich gleich wieder etwa 20 D-Mark rausnahm und mein Glück an einem neuen Automaten versuchte. Nichts, ich verlor das Geld, jedoch war es mir egal, denn immerhin hatte ich ja gerade erst gewonnen. So gesehen waren es insgesamt nur noch 40 D-Mark, ein mickriger Gewinn, den ich als Einsatz bei einem Spielautomaten normalerweise benötige, bis der Automat zum ersten Mal etwas Höheres auszahlt. Dennoch wurde der Gewinn natürlich betont und verhalf eigentlich nur einem, mein Ruf wurde gestärkt. Am selben Tag ging ich natürlich noch in meine Stammkneipe, ich dachte an eine Glückssträhne, darum setzte ich die restlichen 40 D-Mark Gewinn ein, um mein Gefühl zu bestätigen. Naja, das Geld war recht schnell weg und ich musste weiteres Geld investieren (50 D-Mark). Der Automat gab dann, wie vorausgesehen Freegames, 80 Stück. Umgerechnet wären es wieder etwa 160 D-Mark, dennoch musste ich doch meinen Gewinn etwas vermehren. Und wieder war der Automat gnädig, ich holte noch einmal 100 Freegames und zu einem späteren Zeitpunkt, noch weitere 60 Games, der Tag hatte gut angefangen und würde noch besser enden. Nach einer Weile hatte ich über 400 Freegames erspielt und es sah nicht nach einem Ende aus. Deshalb behielt ich einige Spiele ohne manuell zu versuchen, weitere Games zu erhalten. Denn ich wollte Geld sehen. Bei etwa 400 D-Mark versuchte ich es aber wieder, neue Freegames zu erhalten, nichts ging mehr. Am Ende waren es insgesamt 500 D-Mark. Geld, das ich gut gebrauchen konnte. Denn es sicherte mir eine gewisse Zeit, in der ich nur mit gewonnenem Geld spielen kann, etwa 5 Tage oder weniger. Der Gedanke, dass ich das Geld wegsparen würde, kam nicht einmal, genau genommen kam dieser Gedanke niemals. Ich hatte das Geld bereits zum Verspielen eingeplant. Es sah also wieder einmal so aus, als ob ich 500 D-Mark gewinn hatte. Obwohl ich die genannten 40 D-Mark verspielte und noch etwa einen weiteren 50iger, dennoch betonte ich einen 500 D-Mark REINGEWINN. Die Menschen um mich herum sahen also insgesamt einen Gewinn von 600 D-Mark und gaben sich meiner Meinung nach beeindruckt. Dass ich aber in Wirklichkeit 370 D-Mark gewann, und dass dieses Geld nur dazu diente, dass ich die nächsten Tage spielen konnte, das hatte niemand auch nur ansatzweise in Erwägung gezogen. Vielleicht doch, aber ich wollte mir so eine Schwäche nicht eingestehen, darum war die Fassade ein Gewinner zu sein, wesentlich bequemer, denn somit musste ich mich nicht rechtfertigen, »Denn niemand ist süchtig«. Es begann die letzte Woche vor dem Ersten des Monats und ich hatte noch knappe 400 D-Mark zur Verfügung. Dadurch konnte ich zeigen, dass ich immer Geld für das Spielen habe, denn ich gewann ja immer. Ich musste somit beweisen, dass ein Spieler wie ich, immer flüssig sei, denn ich spiele nur, weil ich immer gewinne ich belog mich selbst. Gleich am Montag wollte ich zeigen, dass ich noch mehr Geld gewinnen kann, ich investierte in meiner Stammkneipe nen 50iger, nichts. Der Automat war wie ausgewechselt. Ich setzte noch einmal nen 50ziger, außer ein paar Freegames holte ich nichts heraus. Die paar Freegames wollte ich dazu benutzten, um noch mehr Games zu erhalten, jedoch scheiterte ich mit diesem Plan. Ich verlor wieder alles. Jetzt hatte ich bereits 100 D-Mark verspielt und der Automat gab immer noch nichts, ich wollte mich jedoch mit dieser Erfahrung bzw. Situation nicht zufrieden geben und deshalb setzte ich sofort 70 D-Mark ein. Das letzte Geld, das ich bei...

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