Albtraum am Atlantik

Albtraum am Atlantik

von: Gisela Garnschröder

Turmhut-Verlag, 2014

ISBN: 9783945175095

Sprache: Deutsch

186 Seiten, Download: 382 KB

 
Format:  EPUB

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Albtraum am Atlantik




1.Kapitel

 

Jana schaute durch das kleine Fenster an ihrer rechten Seite und stieß Torsten an, der neben ihr im Sitz eingeschlafen war. „Wir sind schon überm Atlantik!“

Torsten reckte sich, rieb sich die Augen und schaute über ihre Schultern hinweg durch das Guckloch zwischen den Sitzen. „Wie spät ist es denn?“, murmelte er.

„Gleich neun Uhr. In einer Stunde landen wir.“

Torsten schüttelte sich und stellte seine Rückenlehne aufrecht.

„Die Wolken sind zum Glück weg“, sagte er und schaute wieder zum Fenster hinaus.

Die Sonne strahlte vom Himmel und tief unter ihnen präsentierte sich das Meer als blaues welliges Bett mit kleinen weißen Flecken. „Da! Ein Dampfer!“, sagte Jana aufgeregt. Kurz darauf erschienen zwei freundliche Stewardessen und verteilten Getränke. Torsten bestellte Sekt. „Auf unsere erste gemeinsame Flugreise!“, sagte er und küsste Jana zart auf den Mund.

Jana dachte an ihre Eltern, die ihr diese Reise zum dreißigsten Geburtstag geschenkt hatte. Natürlich war Torsten eingeweiht. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Biologie an der Universität.

Er war groß und schlank und hatte dunkles, leicht welliges Haar. Gleich beim ersten Treffen hatte sich Jana Hals über Kopf in ihn verliebt. Sie musste an ihre Kollegin Britta Werk denken.

Britta war förmlich die Spucke weggeblieben, als Jana zum ersten Mal mit Torsten aufgetaucht war. „Bei welcher Modelagentur haste denn den engagiert?“, hatte sie staunend gefragt.

Jana warf einen Blick zur Seite. Torstens Haar war verstrubbelt, weil er vorhin geschlafen hatte, aber trotzdem sah er einfach umwerfend aus. Er runzelte die Stirn und sah sie fragend an. „Ist was?“

„Dein Haar ist strubbelig!“

Er griff wortlos in seine Jackentasche, holte einen kleinen Kamm heraus und fuhr sich damit durchs Haar. „So besser?“

Jana nickte. „Super!“

Sie wandte sich wieder zum Fenster und jubelte: „Eine Insel! Wir sind gleich da!“

Kurz darauf landeten sie auf den Flughafen von Arrecife. Torsten hatte ein Auto gemietet und sie fuhren durch eine karge Landschaft Richtung Süden. Jana starrte wortlos hinaus und betrachtete überrascht vereinzelte Häuser und kleine Ansiedlungen, die regelmäßig am Straßenrand auftauchten. Die Gärten waren kahl und schmucklos. Kakteen und einige wenige Pflanzen wuchsen in schwarzer Vulkanasche. Ab und zu standen Palmen am Straßenrand. Immer wieder sahen sie säuberlich abgesteckte Felder auf denen frisch aufgegangenes Grün davon zeugte, dass hier etwas angebaut wurde. Dazwischen tauchten kahle Berge auf. Die Wege, die hinaufführten, konnte man deutlich erkennen.

Torsten fuhr ein gemäßigtes Tempo, um die Straßenschilder nicht zu übersehen, die die Richtung anzeigten. Endlich hatten sie Playa Blanca im Süden der Insel erreicht.

Das Landschaftsbild änderte sich. Palmengesäumte Wege und Gärten mit blühenden Büschen zwischen weiß getünchten Häusern.

Das Hotel, welches Janas Eltern gebucht hatten, machte einen imposanten Eindruck. Der Parkplatz war gesäumt von Palmen und vor dem Eingang standen riesige Töpfe mit blühenden Geranien und Kakteenpflanzen, die Jana nicht kannte.

Kaum hatte Torsten den Wagen geparkt, sprang Jana heraus und rief: „Toll, man kann das Meer sehen!“ Sie zog ihre Jacke aus und sagte: „Es ist wunderbar hier!“

An einem verregneten kühlen Morgen waren sie in Paderborn in den Flieger gestiegen. Nun war es kurz nach Mittag und herrliches Sommerwetter. Ein leichter Wind wehte von den Bergen herüber, die kahl und rötlich wie große Wächter hinter der Stadt aufragten. Torsten hatte ebenfalls sein Jackett ausgezogen. Er blinzelte in die Sonne und sagte: „Lass uns erst die Anmeldung hinter uns bringen. Wenn wir unser Zimmer haben, schauen wir uns richtig um.“

Er öffnete den Kofferraum und entnahm die beiden Rollenkoffer. Gemeinsam gingen sie zum Empfang. Die Formalitäten waren schnell erledigt. Der Portier zeigte ihnen einen Plan des weitläufigen Geländes, auf dem die Ferienwohnungen verzeichnet waren. Alle Wohnungen waren ebenerdig angelegt. Jana und Torsten zogen die Koffer hinter sich her und gingen an einem riesigen Pool vorbei zu den Häusern, die in mehreren Reihen kreisförmig rund um den Pool angeordnet waren.

„Am liebsten würde ich sofort baden“, sagte Jana und schaute sehnsüchtig auf das Wasser.

Torsten antwortete nicht. Er blickte auf seinen Plan und ging zielstrebig auf einen gepflasterten Weg mit einem Hinweisschild zu. „Nr. 71- 85!“, sagte er. „Wir müssen hier lang!“ Jana ging staunend hinter ihm her.

Der Garten war grün und üppig. Als sie Nr. 80 erreicht hatten, stieß Jana einen Freudenschrei aus. „Eine Bougainvillea direkt über der Terrasse. Toll sieht das aus.“

Torsten lächelte und schloss auf. Drinnen erwartete die beiden ein kleines Wohnzimmer mit Fernseher und Internetanschluss, ein Schlafzimmer und ein Bad.

„Schicke Wohnung!“, sagte Torsten. „Hier kann man es aushalten!“

Schnell waren die Koffer ausgepackt und in T-Shirt und kurzen Hosen machten sich Jana und Torsten auf Erkundungstour.

 

Marie Targom machte einen Einkaufsbummel. Gerade als sie sich entschlossen hatte, in einem Café gegenüber eine Rast einzulegen, kam eine Frau mit blondem Kurzhaarschnitt auf sie zu und rief erstaunt: „Marie! Dass wir uns noch einmal wiedersehen!“ Marie blieb irritiert stehen und stutzte.

Jetzt nahm die Unbekannte die Sonnenbrille ab und schlagartig kam die Erinnerung. „Louise! Ich hätte dich fast nicht erkannt!“

„Wir haben uns ja auch über zehn Jahre nicht gesehen!“, bestätigte die andere lachend. „Zehn Jahre? Das waren wohl eher zwanzig!“

Louise Pfeffer lachte. „Hast du ein wenig Zeit? Lass uns einen Kaffee trinken“, sagte sie. Obwohl Marie noch vor einigen Minuten eben das vorgehabt hatte, zögerte sie jetzt mit der Antwort.

„Komm schon, Marie. Wir haben uns solange nicht gesehen!“ Louise fasste sie einfach am Arm und zog sie mit sich. Kurz darauf saßen sie gemütlich bei einer Tasse Kaffee und Obstkuchen zusammen und plauderten.

Louise und Marie hatten vor über zwanzig Jahren an derselben Schule in Herford als Lehrerinnen angefangen. Dann waren Marie und Wolfgang Targom nach Bielefeld verzogen. Nur wenig später hatte Marie sich an eine Schule in Wohnortnähe versetzen lassen.

„Was macht Jana?“, erkundigte sich Louise. „Sie muss doch mittlerweile bald dreißig sein. Ist sie schon verheiratet?“ Marie lachte. „Sie ist dreißig und hat einen sehr netten Freund. Die beiden sind momentan auf Lanzarote.“

„Lanzarote“, schwärmte Louise, „da wollte ich auch schon immer mal hin.“

„Und stell dir vor, Jana ist Lehrerin, genau wie du und ich!“, erklärte Marie stolz. „Und die beiden anderen studieren noch!“

„Du hast noch zwei weitere Kinder bekommen? Wie schön! Bei mir ist es bei Anja geblieben.“

„Und was macht sie?“

„Anja studiert noch. Tiermedizin. Du weißt ja wie verrückt sie immer nach Tieren war“, antwortete Louise. „Was machen deine anderen Kinder?“

„Dominique studiert Informatik und Martina Betriebswirtschaft.“

„Du arbeitest aber noch, oder?“

„Ich habe ein paar Jahre ausgesetzt, aber nachdem Martina im Kindergarten war, habe ich stundenweise wieder angefangen. Mittlerweile arbeite ich wieder Vollzeit.“ Louise sah ihre Kollegin prüfend an und fragte plötzlich: „Hast du noch Kontakt zu den Leuten vom Wellnerberg?“

Marie schüttelte den Kopf. „Nein. Wir sind nie wieder hingefahren“, antwortete sie knapp. Obwohl Louise merkte, dass es Marie unangenehm war, sagte sie: „Du bist dort aufgewachsen. Hast du nicht hin und wieder Sehnsucht nach den alten Bekannten und Nachbarn?“

Marie holte tief Luft. „Louise, ich möchte nicht darüber sprechen!“

„Aber Marie! Es ist über zwanzig Jahre her. Und ihr ward völlig schuldlos an der ganzen Sache!“, erklärte Louise.

„Ich weiß, trotzdem möchte ich darüber nicht sprechen.“

Louise aber ließ nicht locker. „Ich habe erst vor einigen Tagen euren ehemaligen Nachbarn Gunter Lösser getroffen. Er ist mittlerweile achtundsiebzig“, sagte sie und fuhr fort. „Er hat mich nach dir gefragt. Besuch ihn doch mal.“

Marie schüttelte den Kopf. „Man soll alte Sachen ruhen lassen!“

„Ich bitte dich!“, widersprach Louise vorwurfsvoll. „Die Lössers waren damals sehr nett und haben euch geholfen, wo sie konnten. Bei denen musst du dich mal melden.“

„Wir haben uns damals bedankt und ihnen erklärt, warum wir dort nicht mehr wohnen...

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