we love fashion (Band 3) - Paillettenkleid und Federboa - Romantischer Zeitreiseroman ab 12 Jahre

we love fashion (Band 3) - Paillettenkleid und Federboa - Romantischer Zeitreiseroman ab 12 Jahre

von: Maya Seidensticker

Loewe Verlag, 2015

ISBN: 9783732002597

Sprache: Deutsch

208 Seiten, Download: 1424 KB

 
Format:  EPUB

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we love fashion (Band 3) - Paillettenkleid und Federboa - Romantischer Zeitreiseroman ab 12 Jahre



Ein Neuer aus Beverly Hills

»O mein Gott, o mein Gott, o mein Gooooooott!«, quiekt das Mädchen mit der Jennifer-Aniston-Frisur und dem Spaghettiträger-Top, das direkt neben Lucy steht. Ihre Stimme klingt tränenerstickt. Umso lauter ist der Schrei ihrer Freundin mit dem Zickzack-Scheitel und der zerrissenen Jeans zu hören. Ihre unter der Brust geknotete Bluse rutscht noch ein gefährliches Stück weiter nach oben, als sie das Schild mit der Aufschrift »Robbie, marry me!« hoch über den Kopf hält.

»Wenn die wüssten, wie er mit vierzig aussieht«, raunt Lucy ihrer Schwester Hanna zu, doch die macht sofort ein Pssst-Zeichen. Als ob eines dieser mega-hysterischen Girlies ausgerechnet auf uns achten würde, denkt Lucy und zuckt mit den Schultern. Und selbst wenn: So schnell wird wohl niemand unser Geheimnis erraten. Hanna ist mal wieder viel zu unentspannt.

Was ihre Outfits betrifft, unterscheiden sich die Schwestern nicht von den kreischenden und weinenden Fans um sie herum, die immer näher zur Bühne drängen. Doch die beiden sind weit davon entfernt, in Tränen auszubrechen oder sonst wie die Fassung zu verlieren.

»Geniale Idee von dir, uns zu unseren guten Zeugnissen mit einer Konzertreise in die Neunziger zu belohnen«, sagt Lucy und lächelt zufrieden, als sie an ihre Eins in Englisch denkt. Überhaupt ist ihr Notendurchschnitt im ersten Halbjahr super ausgefallen – nur im Catwalktraining wird sie wohl nie auf einen grünen Zweig kommen. Vierzehn-Zentimeter-Absätze sind ihrer Meinung nach ein Folterinstrument! Freiwillig würde sie in den halsbrecherischen High Heels nie herumlaufen. Im zweiten Halbjahr will sie unbedingt interessantere Fashion-Kurse belegen.

»Sollten wir öfter machen«, gibt Hanna gut gelaunt zurück. Doch ihre Antwort wird von den ersten Takten eines Songs übertönt, den sie sofort erkennt: Ihre Mutter hat diese CD jahrelang rauf und runter gehört.

»Mama würde ausflippen, wenn sie jetzt dabei sein könnte«, brüllt Lucy ihrer Schwester ins Ohr, denn mittlerweile herrscht im Saal ein ohrenbetäubender Geräuschpegel. Der Fanjubel übertönt fast die Musik der fünf jungen Männer, die – teils mit freien Oberkörpern, teils mit ärmellosen Westen und allesamt in verwaschenen Jeans – über die Bühne fegen. Sie vollführen akrobatische Sprünge und Drehungen, bleiben dabei völlig synchron und haben erstaunlicherweise auch noch genug Luft zum Singen. Der Leadsänger ist ein Typ mit wild gestylter Mähne und unverwechselbarer Mimik, der seinen Text in die Menge schmettert. Der neunzehnjährige Robbie Williams bringt damit das Publikum zum Toben, allen voran das Girlie mit der Jennifer-Aniston-Frisur, das einer Ohnmacht nahe scheint. Jetzt fallen Gary, Mark, Howard und Jason mit ein und singen über die Magie der Liebe.

O ja, denkt Hanna, es ist ganz schön magic, dass wir gerade über zwanzig Jahre zurück durch die Zeit gereist sind, um ein Take-That-Konzert zu erleben. Sie findet es einfach fantastisch, dass Lucy und sie von Oma dieses Zeitreise-Gen geerbt haben und mithilfe der goldenen Taschenuhr nach Lust und Laune in die Vergangenheit springen können!

Doch bevor Hanna weiter darüber nachsinnen kann, lässt sich ihre Schwester von der Musik mitreißen und singt aus vollem Halse mit. Dabei knufft sie Hanna liebevoll in die Seite, um sie zum Mitmachen aufzufordern. Hanna zögert. Schon immer war Lucy spontaner als sie – oder, wie sie es ausdrücken würde: verrückter. Aber hier, im Jahr 1993, kennt sie schließlich keiner. Warum also nicht?

Erst summt sie nur leise mit, doch dann zwinkert Lucy ihr aufmunternd zu und sie wird mutiger. Beim nächsten Refrain trällert sie mindestens so laut den Text mit wie ihre Schwester. Im Gedränge ist fast kein Platz zum Tanzen, aber irgendwie gelingt es ihnen doch – mit kleinen Hüpfern auf der Stelle und nach oben gerissenen Armen. Es kribbelt am ganzen Körper – kein Wunder, bei diesen wummernden Bässen …

»Wow, feiert ihr ‘ne Privatparty?« Lykke, die ihren Kopf ins Zimmer steckte, lächelte überrascht.

Abrupt hielten die Schwestern in ihrer Bewegung inne. Das Kribbeln eben war wohl doch nicht von den Bässen gekommen – vielmehr war es das typische Zeichen, das ihnen das Ende einer Zeitreise ankündigte. Diesmal hatten sie es blöderweise nicht beachtet, und nun hatte Lykke sie ertappt bei … Ja, wobei überhaupt?

»Eigentlich wollte ich ja nur nachsehen, wo ihr bleibt, aber jetzt bin ich doch neugierig.« Mit diesen Worten betrat Lykke das Zimmer im Internat der Fashion School Bernstein, das sie gemeinsam mit Lucy bewohnte, und ließ sich auf den neuen lilafarbenen Sitzsack fallen, den sie zu Weihnachten bekommen hatte.

»Ähm – tja, wir haben nur gerade über die Lieblingssongs unserer Eltern gesprochen. Ist deine Mum auch so ein großer Take-That-Fan?«, improvisierte Lucy, während Hanna rot anlief und versuchte, unauffällig ihre Kleidung glattzustreichen. Natürlich trugen die Schwestern jetzt wieder ihre Outfits aus der Gegenwart, so wie immer, wenn sie von einer Zeitreise zurückkamen. Hannas beigefarbene Cordhose war vollkommen in Ordnung, ebenso wie der dunkelbraune Kaschmirrolli und die farblich dazu passenden Stiefeletten. Wie üblich wirkte sie wie aus dem Ei gepellt, und das, obwohl sie gerade das Gefühl hatte, sich bis auf die Knochen blamiert zu haben.

Lucy dagegen machte sich weniger Sorgen um ihr Outfit, das aus schwarzen Leggings, petrolfarbenen Schnürstiefeln und einem currygelben Longshirt mit der Aufschrift WE LOVE FASHION bestand. Im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester hatte sie sich längst wieder gefasst. »Weißt du, unsere Mutter hat bald Geburtstag, und wir studieren gerade eine kleine Show für sie ein. Dabei müssen wir wohl die Zeit vergessen haben. Cool übrigens, deine neue Frisur. Krass, die Ähnlichkeit mit Pink!«

»Findest du?« Lykke freute sich über den Vergleich. Und der war auch gar nicht aus der Luft gegriffen: Lykkes neuer blondierter Kurzhaarschnitt erinnerte wirklich ein bisschen an die Sängerin. Auch wenn diese eindeutig weniger weibliche Kurven hatte als Lykke.

»Deine neue Haarfarbe ist aber auch nicht schlecht«, gab Lykke das Kompliment zurück. »Damit kommen deine grünen Augen noch besser zur Geltung.« Lucys halblanger Bob war neuerdings schokobraun gefärbt und damit einen Tick dunkler als ihr Naturton. Oder, anders gesagt, als Hannas lange kastanienbraune Mähne. Ohne Coloration würden die Schwestern fast wie Zwillinge aussehen.

Inzwischen war Hanna auch wieder eingefallen, warum Lykke eben überhaupt nachgesehen hatte, wo sie blieben: Heute Nachmittag sollten die Kurse für das zweite Halbjahr ausgehängt werden, und wer bei diesem Termin zu spät kam, musste sich eben dort einschreiben, wo noch Plätze frei waren – erfahrungsgemäß also in den eher langweiligen Kursen bei den weniger beliebten Dozenten. Und es war schon fünf vor drei! Allerhöchste Zeit also, sich auf den Weg zum Schwarzen Brett zu machen.

»Wir sollten uns beeilen! Ich habe keine Lust auf Textiltechnologie für Fortgeschrittene bei Sondra Chang!«, rief Hanna und stürmte aus dem Zimmer. Lucy und Lykke schauten sich verblüfft an. So flott war die stets so beherrschte Hanna sonst nie unterwegs.

»Los, hinterher«, sagte Lucy lachend, »sonst landen wir womöglich wieder bei Rumpelstilzchen im Catwalk-Kurs!« Boris Schulz, genannt Rumpelstilzchen, war bekannt für seine Ungeduld und seine Wutanfälle. Besonders wenn er es mit Schülerinnen wie Lucy zu tun hatte, die auf Laufstegtraining so viel Lust hatten wie auf eine Tetanusimpfung.

Die drei Mädchen eilten durch die langen Marmorgänge des Schlosses, das die Fashion School beherbergte, dann die majestätische Treppe hinab ins Erdgeschoss und dort weiter in Richtung Schwarzes Brett. Lucy hoffte inständig, dass noch ein Platz in Modefotografie für Fortgeschrittene frei war. Und vielleicht auch noch einer in Mode und Marketing, das fand sie ebenfalls superspannend.

Doch als Hanna, Lykke und Lucy um die Ecke bogen, wurde ihnen sofort klar, dass die Eile völlig unnötig gewesen war. Statt des Gedränges vor dem Schwarzen Brett bot sich ihnen ein völlig anderes Bild: Nur rund ein Dutzend Schülerinnen und Schüler waren zu sehen, und die machten es sich auf den knallgrünen XXL-Polstern des Lounge Areals gemütlich. Auch Mona, Hannas Zimmergenossin und beste Freundin, hatte sich in einen Sessel gefläzt und blätterte in aller Ruhe in einem Modemagazin.

»Da seid ihr ja«, rief sie, als sie die drei entdeckte, und legte die Zeitschrift zur Seite.

»Warum steht niemand an, um sich in die Kurslisten einzutragen?«, erwiderte Hanna beunruhigt. Sie hatte schon Angst, sie hätte sich um eine Stunde vertan und wäre nun zu spät dran.

»Es hängt noch gar nichts aus«, erklärte Lasse träge, während er sich ausgiebig dehnte und streckte. Dann fuhr er sich durch die blonden Wuschelhaare. »Dabei hieß es doch, dass wir uns ab Punkt drei einschreiben können, oder?« Er machte eine unbestimmte Kopfbewegung in Richtung Wanduhr, die bereits fünf Minuten nach drei anzeigte.

»Vielleicht ist Miss E. krank geworden«, mutmaßte Li, die neben Lasse saß – so wie in letzter Zeit fast immer. Die Schwestern runzelten die Stirn: Hanna, weil Verspätungen so überhaupt nicht zur Schulleiterin Lilian Eastbrook passten. Und Lucy, weil sie eifersüchtig war. Ihr gefiel nicht, dass Lasse und Li nur noch im Doppelpack auftraten. Aber kein Wunder, dass er sich zu dem hübschen Mädchen mit den Mandelaugen und dem Milchkaffee-Teint hingezogen fühlte. Bestimmt zeigte sich Li nicht so abweisend, wenn Lasse sie küssen wollte.

Li hat ja auch kein...

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