Literatur und Medien

Literatur und Medien

von: Jutta Wermke (Hrsg.)

kopaed, 2003

ISBN: 9783935686327

Sprache: Deutsch

321 Seiten, Download: 2927 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Literatur und Medien



B.V.: "Ja, das ist richtig - unsere ganze technologische Kultur wird zu einer Meditation über Zeit und Raum." Viola 2002a, 36

1. Geschichten in 'alten' und 'neuen' Bild-Medien (S. 104-105)

Bill Viola ist ein Klassiker der Videokunst. Er hat mit seiner Erforschung des bewegten Bildes Video-Installationen geschaffen, die von seiner intensiven Auseinandersetzung mit Kunstgeschichte, Spiritualität, konzeptuellen und wahrnehmungspsychologischen Fragen zeugen. Er bietet alles. Technisch virtuos ist er zugleich ein Metaphysiker, Mystiker, Magier, Realist, Humanist. Er studierte zu Beginn der 70er Jahre an der Universität von Syracuse in New York, und aus seinen Experimenten mit den elektronischen Medien entstanden Klangkunstwerke und Video-Installationen. Seine Einzel- und Gruppenausstellungen mit Monokanal- Videoarbeiten machten ihn bald international bekannt. 1995 vertrat er die USA auf der Biennale in Venedig und von 1997 bis 2000 war eine große Werkschau in mehreren amerikanischen und europäischen Städten zu sehen. Viola ist am stärksten dort, wo er ohne kulturkritische Botschaften, ohne Zitatklischees und ohne Hypersemantisierung nur seinen visuellen Einfällen folgt.

Sie haben das große Thema der Veräußerlichung des Inneren und des Inneren des Äußerlichen zum Inhalt. Im Mittelpunkt von Bill Violas neuer, speziell für das deutsche Guggenheim Museum in Berlin konzipierter fünfteiliger Installation steht der Zyklus von Geburt, Tod und Wiedergeburt (zu sehen vom 9.2. bis 5.5.2002 in Berlin). "Going Forth By Day" hat etwas von dieser visionären Kraft, während auf formaler Ebene eine Verbindung zur Freskenmalerei hergestellt wird. Denn die Motive werden direkt auf die Galeriewände projiziert. Jede Bildsequenz umfasst ungefähr 35 Minuten und wurde in modernster High Definition Video-Technologie aufgenommen. In ihrem Zusammenspiel vermitteln die fünf Arbeiten ein episches Bild von der Abfolge natürlicher Zyklen, das den stetigen Fortgang von Entstehung, Tod und Wiedergeburt reflektiert. Obwohl Bill Viola sich vor allem mit der Erforschung des bewegten Bildes beschäftigt, ist der Einfluss bedeutender Renaissance- Künstler und die geistige Verwandtschaft mit ihnen unverkennbar.

In dem Konzept für "Going Forth By Day" zitiert er Giottos Fresken für die Scrovegni-Kapelle in Padua als maßgeblichen Einfluss und bezeichnet sie als ein großes Werk der Installationskunst. "Viele meiner Installations-Konzepte verdanke ich Erfahrungen, die ich in Florenz gemacht habe. Ich sah die Wurzeln des künstlichen Bilds als eine architektonische, räumliche Form, die auf ägyptische Grabstätten und die Wände von Steinzeithöhlen zurückging und auf die Tradition des begehbaren Bilds. Danach sah ich Ausstellungen in Museen in einem ganz anderen Licht. Es waren im Grunde genommen Installationen, die auch den Ton einschlossen. Damals wurde mir klar, daß die sinnlich-intuitive Erfahrung mein Medium war. Die Bilder fügten etwas Geistiges hinzu und verliehen dem konkreten Raum eine nicht greifbare Dimension. Die Fresken waren in dieser Hinsicht sehr aufschlußreich für mich. Sie verbanden zwei Bereiche, denen ich mich sehr verbunden fühlte - Literatur und Skulptur. Die Arbeiten basierten zum größten Teil auf Texten. Die Künstler entwarfen ikonographische Pläne und komponierten Bildfolgen, um eine Geschichte zu erzählen - aber sie taten das im dreidimensionalen Raum. Und sie fügten manchmal 'virtuelle' architektonische Elemente wie Simse und Giebel hinzu, die es in der tatsächlich vorhandenen Architektur gar nicht gab. Eines von Giottos größten Meisterwerken, die Scrovegni-Kapelle in Padua aus dem Jahr 1306, ist ein riesiges, dreidimensionales Bild, das man betreten kann. Sämtliche Wände, wie auch die Decke, jeder Zentimeter des Innenraums der Kapelle war von dem Künstler ausgemalt worden. Es ist eine der größten Installationen der Welt." (Viola 2002a, 18)

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