Katalonien Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps

Katalonien Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps

von: Thomas Schröder

Michael Müller Verlag, 2015

ISBN: 9783956542756

Sprache: Deutsch

492 Seiten, Download: 23073 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Katalonien Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps



Katalonien erleben
Politisch ein Teil Spaniens, dabei im Selbstverständnis eine Nation für sich: Seit Einführung der Demokratie lebt Katalonien mit diesem Zwiespalt gar nicht einmal mehr so schlecht.
Die Comunitat Autònoma de Catalunya ist eine der 17 Autonomen Gemeinschaften Spaniens, die in etwa den deutschen Bundesländern zu vergleichen sind. Sie erstreckt sich im Nordosten der Iberischen Halbinsel, von den Pyrenäen bis zum Ebre-Delta und wird begrenzt von Frankreich sowie den Autonomen Gemeinschaften Aragón im Westen und Valencia im Süden. Gut siebeneinhalb Millionen Menschen leben in den vier Provinzen, davon fast ein Viertel allein in der Hauptstadt Barcelona. Katalonien besitzt eine eigenständige Sprache, das català. Trotz jahrzehntelangem Verbot durch das Franco-Regime ist es im Volk immer lebendig geblieben und wird von der katalanischen Landesregierung nach Kräften gefördert.
Català, Sprache der Katalanen
Català ist nicht etwa ein Dialekt des Spanischen, sondern tatsächlich eine völlig eigene, viele Jahrhunderte alte Sprache.
Wie das Spanische, besser gesagt das Kastilische (castellano, „hochspanisch“), zählt Català zu den aus dem Vulgärlatein entstandenen romanischen Sprachen, ist aber dem Provençalischen näher verwandt. Wer etwas Italienisch, Latein oder Französisch beherrscht, wird viele verwandte Ausdrücke entdecken: „Si us plau“ bedeutet z. B. erwartungsgemäß „bitte“. Natürlich ähneln auch viele Bezeichnungen ihrem spanischen Pendant, wie man überhaupt mit Spanisch überall problemlos durchkommt - Ausländern wird der Gebrauch dieser „Fremdsprache“ in der Regel verziehen.
Der Sprachraum des Català reicht bis hinunter nach Alicante in der Comunidad Valencia. Gesprochen und verstanden wird Katalanisch jedoch auch in Andorra, Teilen Aragóns, auf den Balearen, im französischen Roussillon jenseits der Pyrenäen und sogar in der sardischen Gemeinde Alghero, letzteres als Erbe der hohen Zeit Kataloniens, als die Nation auch über Sardinien und Sizilien herrschte. 1990 wurde Català vom Europäischen Parlament als europäische Sprache anerkannt. Dies erfolgte reichlich spät, bedenkt man, dass (je nach Quelle) etwa sechs bis zehn Millionen Menschen Katalanisch sprechen.
Seitdem hat sich der Einfluss des Català noch verstärkt, wurde das Spanische weiter zurückgedrängt. Auf den ehemals zweisprachigen Wegweisern an Landstraßen muss die spanische Bezeichnung kaum noch von katalanischen Aktivisten übermalt werden, fehlt sie doch mittlerweile fast überall. Dafür tauchen im Straßenbild neue Nationalitätskennzeichen auf: Manche Autofahrer geben mit einem „CAT“-Schild zu erkennen, wem sie sich zugehörig fühlen. Selbst im Internet wird man häufig auf diese Buchstabenkombination stoßen - 2006 hat die Internetverwaltung ICANN, sehr zum Ärger konservativer Kreise Restspaniens, diese Domäne freigegeben.
Etwas Katalanisch verstehen Im Angang dieses Handbuchs finden Sie ein Verzeichnis wichtiger katalanischer Worte und Redewendungen. Vor allem mit Blick auf die zahlreichen Touristen hat die Landesregierung Generalitat einen kleinen „Sprachführer Deutsch-Katalanisch“ herausgebracht, der mit etwas Glück in Fremdenverkehrsämtern vor Ort gratis erhältlich ist. Wer sich näher mit Català anfreunden will, wird an aufwändigeren Sprachführern und Wörterbüchern, wie sie z. B. von Polyglott herausgegeben werden, nicht vorbeikommen.
„Catalunya no es Espanya“
Katalonien ist nicht Spanien“: Nicht nur aus der eigenen Sprache leiten die Katalanen das Recht auf Eigenständigkeit ab. Schon immer war die Region eher dem Mittelmeerraum und übrigen Europa zugewandt als dem Inneren Spaniens. Jahrhundertelang rang sie um ihre Unabhängigkeit von der Zentralmacht Madrid. Längerfristige Erfolge wie der Autonomiestatus und die Anerkennung des Català als Amtssprache, die auch in den Schulen gelehrt wird, stellten sich jedoch erst nach Francos Tod ein. Die Entscheidung für Barcelona als Austragungsort der olympischen Sommerspiele 1992 brachte dem Selbstbewusstsein der Katalanen einen weiteren Schub.
Älteren Datums ist ein anderer Eckpfeiler katalanischen Nationalstolzes: Wirtschaftlich steht die Region im innerspanischen Vergleich hervorragend da. Etwa ein Viertel der spanischen Industrieproduktion wird hier erzeugt, an Textilien sogar gut drei Viertel. Der Tourismus steuert ebenfalls ein nicht gerade geringes Scherflein zum Wohlstand bei. In den Augen Restspaniens gilt Katalonien deshalb als die „Schweiz“ des Landes, seine Bewohner als geschäftstüchtig, bienenfleißig und dynamisch - ein Blickwinkel, der einer gewissen Portion Neid wie Argwohn nicht entbehrt. Seny ist das Wort, das die katalanische Mentalität umschreibt: Es meint etwa soviel wie „Augenmaß“, Erkenntnis dessen, was zählt im Leben.
In kultureller Hinsicht nimmt Katalonien gleichfalls eine Sonderstellung ein. Ein guter Teil der auch außerhalb Spaniens bekannten Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts stammt aus dieser Region, darunter so illustre Persönlichkeiten wie Salvador Dalí oder Joan Miró. Katalonien war die Geburtsstätte des modernisme, der spanischen Variante des Jugendstils, dessen berühmtester Vertreter, der Architekt und Bildhauer Antoni Gaudí, aus Reus in der Provinz Tarragona stammt. Künstler waren es auch, die ab den 60er-Jahren, selbstverständlich auf Katalanisch, immer lauter die Forderung nach Selbstbestimmung aussprachen. Besonders aktiv waren Sänger wie Lluis Llach, Pau Riba und Joan Manuel Serrat, deren musikalischer Protest, zusammengefasst in der Bewegung nova canço („Neues Lied“), der Franco-Regierung gar unangenehm in den Ohren klang. Auch der Volkstanz sardana geriet zum politischen Ausdruck einer Nation, die sich zu Recht lange um ihre eigene Kultur betrogen sah.
Wirtschaftlich gefestigt und im Bewusstsein der eigenen Sprache und Kultur, treiben es die Katalanen mit ihrem „Wir-sind-eine-Nation-Fieber“ nach Meinung vieler Spanier heute allerdings etwas weit. Allerorten prangt die rot-gelb gestreifte katalanische Flagge, ersetzen rein katalanische die alten, zweisprachigen Inschriften. Die Generalitat de Catalunya, im steten Clinch mit der zentralspanischen Regierung, unterstützt den Trend nach Kräften, leistet sich unter anderem einen eigenen Sprachkommissar. Es gibt sogar ein Gesetz, das die „Präferenz“ des Català festlegt und dem Regionalfernsehen, den privaten Radios und den Kinos Katalanisch-Quoten vorschreibt. Das Gesetz bedroht auch alle Firmen mit Strafen, die ihre Offerten nicht „mindestens“ in Català ausschreiben. Was den Katalanen recht sein kann, wirft für die starke Minderheit der vor allem aus Südspanien kommenden, xarnegos (spanisch: charnegos) genannten „Einwanderer“, ebenso natürlich für echte Immigranten, ernste Probleme auf. Immerhin sind etwa 40 Prozent der Einwohner Barcelonas Nicht-Katalanen. Ohne Kenntnis des Katalanischen bleibt ihnen z. B. die Anstellung im öffentlichen Dienst verwehrt.
„Ein Himmel für die Unabhängigkeit“: Stand in Lloret del Mar
Geographie
Mehr als nur Strand: Spanien ist nach der Schweiz das gebirgigste Land Europas. Katalonien trägt seinen Teil dazu bei.
Der weit überwiegende Teil Kataloniens nämlich wird von ausgedehnten Gebirgszügen unterschiedlicher Höhe geprägt, unterbrochen nur von einigen flacheren Gebieten und den Mündungsebenen der größeren Flüsse. Etwas vereinfacht lässt sich Kataloniens Landschaft in drei Bereiche gliedern.
Die Pyrenäen bilden den gewaltigen Sperr-Riegel, der die ganze Iberische Halbinsel vom Rest Europas trennt. Deutlich mehr als die Hälfte des über 400...

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