Linux Mint - Für Ein- und Umsteiger
von: Christoph Troche
mitp Verlags GmbH & Co. KG, 2015
ISBN: 9783958450264
Sprache: Deutsch
288 Seiten, Download: 12927 KB
Format: EPUB, PDF, auch als Online-Lesen
1 Linux Mint – die Versionen
Ziel des Kapitels
- Sie kennen die Versionen von Linux Mint.
Schritte zum Erfolg
- Sie lernen die wichtigsten Eigenschaften der Versionen kennen.
- Sie wissen, welche Mint-Version für Ihre Bedürfnisse am besten geeignet ist.
- Sie wissen, welche Version mit Ihrem PC harmoniert.
Die Linux-Mint-Versionen
Abb. 1.1: Versionsvielfalt
Wie ich in der Einleitung bereits beschrieben habe, darf jeder Entwickler seine eigenen Vorstellungen von Linux in die Tat umsetzen, selbst nutzen und der Allgemeinheit anbieten, auf dass das beste System die meisten Nutzer finde. Da Softwareentwickler allerdings nicht sonderlich kompromissbereit sind, führt dies zwangsläufig zu einer Vielzahl von Varianten, die für den Einsteiger oft schwer zu verstehende Unterschiede beinhalten. Warum auch sollte sich der Entwickler auf Kompromisse einlassen, wenn er seine Vorstellungen ganz einfach selbst entwickeln und anbieten kann? Wenn Sie sich also die Internetseite http://www.linuxmint.com einmal ansehen, werden Sie feststellen, dass es nicht DAS Linux Mint gibt, sondern eine ganze Reihe verschiedener Mint-Distributionen auf den Download warten.
Es ist ein wenig verwirrend, sich mit der Vielzahl der Möglichkeiten auseinanderzusetzen, daher möchte ich Ihnen in diesem Kapitel eine Entscheidungshilfe an die Hand geben. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ausgaben sind dabei gar nicht so dramatisch, sie liegen meist eher „unter der Motorhaube“. Trotzdem kann die Wahl der richtigen Distribution über Gelingen oder Nichtgelingen der Installation entscheiden.
Dabei haben die Mint-Entwickler das Rad auch nicht neu erfunden, sie nutzen und verändern, ganz im Sinne des Open-Source-Gedankens, bereits bestehende Linux-Distributionen, nämlich Ubuntu und Debian.
TIPP Ubuntu ist eine weit verbreitete und kostenlose Linux-Distribution. Das Projekt, das großen Verdienst daran hat, Linux zu einem erfolgreichen Betriebssystem für den Normalnutzer werden zu lassen, wird vom Softwarehersteller Canonical Ltd. gesponsert, der vom südafrikanischen Unternehmer Mark Shuttleworth gegründet wurde. Debian ist ein seit 1993 gemeinschaftlich entwickeltes, freies Betriebssystem. Debian GNU/Linux, das auf dem Linux-Kernel basiert, ist eine der ältesten, einflussreichsten und am weitesten verbreiteten Linux-Distributionen. |
Die Standardversion
Als Standardversion wird die auf Ubuntu basierende Distribution bezeichnet. Sie war als Erste da und ist weiter verbreitet, ohne dabei gleich die bessere Distribution zu sein. Hier wird der Linux-Kernel, also der „Motor“ des Systems, von Ubuntu-Entwicklern zur Verfügung gestellt. Es ist wichtig, zu wissen, dass Ubuntu alle zwei Jahre – zuletzt im April 2014 – eine neue LTS-Version (Long Term Support) veröffentlicht, die dann fünf Jahre lang mit Updates versorgt wird. Zur Zeit der Drucklegung dieses Buches lautet die LTS-Version von Ubuntu 14.04 und von Linux Mint 17.1 (Rebecca). Beide Versionen werden bis April 2019 unterstützt, dann ist eine Neuinstallation des Systems nötig, da keine Aktualisierungen mehr zur Verfügung gestellt werden.
Linux Mint greift in der Standardversion neben eigenen Angeboten auf die von Canonical auf seinen Servern zur Verfügung gestellten Programme und Aktualisierungen zu. Sie können sich nicht nur aus Tausenden Programmen Ihre eigene Softwarezusammenstellung herunterladen und installieren, über den Aktualisierungsmanager werden Sie auch informiert, wenn neue Versionen Ihrer Programme vorliegen. Die Canonical-Server sind hierbei eine sehr sichere Quelle, Angst vor Computerviren oder anderer Schadsoftware brauchen Sie nicht zu haben.
Zwei Nachteile dieser Version möchte ich Ihnen aber nicht verschweigen:
Die Datenbank des Ubuntu-Softwaremanagers ist nicht immer aktuell. Manche Programm-Updates werden erst stark verzögert eingepflegt und spät zum Download angeboten.
Computer mit alten Prozessoren – „alt“ bedeutet hier die Generation vor AMD Athlon oder dem Intel Pentium-Pro - werden unter Umständen nicht oder nur eingeschränkt unterstützt. Das ist insoweit schade, als dass Linux Mint nur recht wenige Systemressourcen benötigt und auch die alten PCs noch respektable Leistungen beim Surfen im Internet und bei der Nutzung der gängigen Office-Anwendungen bieten.
TIPP Die Standardversion ist dann richtig für Sie, wenn Ihnen ein stabiles, bewährtes System wichtiger als die jeweils neueste Softwareversion ist. Ihr Computer kann durchaus betagt sein, sollte aber über mindestens 1 GB RAM verfügen und muss aus der Generation Pentium Pro oder AMD Athlon oder jünger stammen. |
Debian Edition (LMDE)
Die Linux Mint Debian Edition (LMDE) ist die zweite Ausgabe von Linux Mint. Sie gleicht weitestgehend der Standardversion in Design und Funktionalität, allerdings basiert sie nicht auf Ubuntu, sondern auf der Distribution Debian. Da Ubuntu seinerseits auf Debian basiert, ist der Unterschied gar nicht so groß, trotzdem sind beide Versionen nicht miteinander kompatibel. Da kein Unternehmen wie z. B. Canonical hinter Debian steht, nehmen die Entwickler der LMDE für sich in Anspruch, dass sie unabhängiger und die Updates schneller und sicherer seien. Außerdem sei, so behaupten die Entwickler, Debian schneller und gehe sparsamer mit den Systemressourcen um als Ubuntu. Fakt ist, dass die minimalen Systemanforderungen der LMDE weitaus geringer sind als bei der Standardversion.
Die LMDE greift bei ihren Updates und Installationen hauptsächlich auf die Debian-Server zu, als normaler Nutzer würden Sie allerdings kaum einen Unterschied zum Programmangebot der Standardversion merken. In einem zugegebenermaßen nicht repräsentativen Versuch habe ich alle Programme, die ich innerhalb der Standardversion gefunden habe, auch in der LMDE gefunden, mehrfach in einer aktuelleren Version.
Eine Versionsbezeichnung gibt es zur Zeit der Drucklegung dieses Buches (Februar 2015) noch nicht, erst im Laufe des ersten Halbjahres wird es eine Version 2.0 Betsy geben.
TIPP Diese Version ist für Sie richtig, wenn Sie schnell die neuesten Softwareversionen nutzen möchten. Außerdem benötigen Sie die LMDE, wenn Sie über einen alten und leistungsschwachen Computer, beispielsweise ein altes Laptop mit einem Energiesparprozessor oder einem Prozessor der Non-PAE-Generation, verfügen. Non-PAE-Prozessoren sind alte Prozessoren, die Speicherbereiche bis zu 4 GB verwalten können. Ende der 1990er Jahren waren Arbeitsspeicher dieser Größenordnung noch Utopie. |
Cinnamon oder MATE?
Bezieht sich die Unterscheidung zwischen Standardversion und LMDE eher auf den Motor des Systems, so könnte man die Unterscheidung zwischen Cinnamon und MATE als Ausstattungsvarianten verstehen.
MATE basiert auf der eher einfachen, aber übersichtlichen GNOME 2 Desktop-Umgebung. Als Einsteiger werden Sie sich hier sehr gut zurechtfinden, da die Einstellungsmöglichkeiten und Optionen begrenzt und deshalb übersichtlich sind.
Basierend auf dem moderneren GNOME 3 versteht sich Cinnamon eher als innovative Desktop-Umgebung. Sie werden mehr Effekte, 3D-Animationen und weitere Gimmicks entdecken können. Einige Zubehörprogramme wie z. B. die Dateiverwaltung liegen in einer komfortableren Version mit mehr Möglichkeiten vor. Falls Sie kleine Fenstereinblendungen mit der aktuellen Wettervorhersage oder „aktive Fensterecken“ suchen, sind Sie hier richtig.
TIPP Die beiliegende DVD enthält die Version Cinnamon. |
Ich werde in diesem Buch vor allem die Version Cinnamon vorstellen. Wenn Sie sich aber vor der endgültigen Installation ein eigenes Bild machen möchten, sollten Sie sich eine Live-CD erstellen und erst einmal ausprobieren. Ein Wechsel der Systeme ist nämlich so einfach nicht durchzuführen.
32 oder 64 Bit?
Ob Ihr PC ein 32- oder 64-Bit-Betriebssystem unterstützt, können Sie mit einem einfachen Tool, das ich Ihnen im zweiten Kapitel vorstellen werde, leicht herausfinden. In der Regel werden Sie allerdings keinen nennenswerten Unterschied zwischen einer 32- und einer 64-Version spüren, die Performance-Vorteile sind, abgesehen von 3D-Spielen, marginal.
Sollten Sie allerdings über einen PC mit mehr als 4 GB RAM verfügen, müssen Sie die 64-Bit-Versionen nutzen, damit der Speicher voll genutzt werden kann. Falls Sie nicht wissen, welche Version Ihre PC-Architektur unterstützt, sollten Sie die 32-Bit-Version nutzen.
Und sonst? No-codec, OEM …?
No-codec
Beide Versionen, MATE und Cinnamon, können Sie ebenfalls in einer sogenannten No-codec-Version erhalten.