Absolut analog - Fotografieren neu entdecken - in Kleinbild-/Mittel- und Großformat

Absolut analog - Fotografieren neu entdecken - in Kleinbild-/Mittel- und Großformat

von: Monika Andrae, Chris Marquardt

dpunkt, 2015

ISBN: 9783864917899

Sprache: Deutsch

281 Seiten, Download: 25195 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Absolut analog - Fotografieren neu entdecken - in Kleinbild-/Mittel- und Großformat



Vorwort


Die Analogfotografie ist eines der Felder, in denen es eine enorme Menge unterschiedlicher Meinungen, Erfahrungen und Glaubensrichtungen gibt. Besonders in der Zeit der Blogs, sozialen Netzwerke und einer Menge an Communities zu diesem Thema treffen fast zwangsläufig auch immer mehr unterschiedliche Meinungen aufeinander.

Dabei trägt es nicht zur Verständigung bei, dass wir im Digitalen mit diskreten Zahlen und definierten Zuständen arbeiten, während wir im Analogen eher vom Kontinuum und von fließenden Übergängen zwischen den Zuständen sprechen.

Das bildet einen idealen Nährboden für Voodoo und selbst ernannte Schamanen aller Art. Entsprechend finden Sie heute neben einer Menge an gutem Wissen und vielen hilfreichen Informationen auch einen Haufen Halbwissen oder – noch schlimmer – manchmal den reinen Blödsinn. Wir haben mit großer Sorgfalt versucht, diesem hier keinen Raum zu geben. Unser Buch kommt zu 100 % aus der Praxis. Wir behaupten nicht, auf alle Fragen die Antwort zu wissen. Aber weil wir selbst enorm neugierig sind und quasi ständig nach dem Warum fragen, versuchen wir dort, wo wir es können, das, was wir schreiben, auch zu begründen. Und da, wo dieses Buch – allein schon aus Platzgründen – nicht den Raum für das Abtauchen in die Tiefe bietet, verweisen wir auf entsprechende Quellen zum Weiterlesen.

Gibt es überhaupt noch Film?

Lassen Sie uns gleich zu Beginn die große Frage beantworten, die wir als Analogfotografen wohl am häufigsten hören: »Gibt es überhaupt noch Filme?«

Die Antwort ist ein lautes Ja!

Sicher, seinen Zenit hat der Film bereits überschritten. Sein stärkstes Jahr war 1996. In diesem Jahr entwickelte das Großlabor CEWE über 2 Milliarden Fotos. An solche Zahlen wird der Film sicher nie wieder herankommen, doch die Anzahl derer, die das Arbeiten mit diesem traditionellen Material schätzen und es (wieder) neu entdecken, steigt.

Nachrichtenmeldungen über den Niedergang Kodaks oder die Einstellung bekannter Filme, wie zum Beispiel des guten alten Kodachrome, bleiben in Erinnerung, weil die Medien laut darüber berichten. Und auch aus den Supermarktregalen sind Filme heute weitgehend verschwunden. Mit etwas Glück findet man im Drogeriemarkt neben den CD-ROMs hier und da noch eine Rolle Film der Hausmarke – manchmal sogar in zwei verschiedenen Empfindlichkeitsstufen – neben einem Fuji Superia oder einem Päckchen Kodak Gold. Auch der eine oder andere Schwarzweißfilm ist in der freien Supermarkt-Wildbahn noch anzutreffen. Die Fächer für die Papiertaschen mit den entwickelten Filmen sind jedoch meist stark geschrumpft und oft schon durch druckende Kiosksysteme mit Speicherkartenlesern ersetzt. Die Digitalkamera hat eindeutig übernommen, und so hat sich der Film in eine Nische zurückgezogen.

In der ist er aber quietschfidel.

Der Vormarsch der digitalen Technik hat es Filmenthusiasten nicht leicht gemacht. Doch nicht nur die großen Namen wie Kodak, Fuji und Ilford produzieren nach wie vor Film. Auch einige kleinere Produzenten behaupten sich noch am Markt, und mit der italienischen Ferrania wurde 2014 sogar eine traditionelle alte Filmfabrik per Crowdfunding-Kampagne wiederbelebt.

Auch der früher von Polaroid dominierte Sofortbildmarkt ist noch lebendig. Von Fuji gibt es nach wie vor den Instax-Film, und das Impossible-Projekt hat 2008 die stillgelegte Polaroid-Produktionsstätte im holländischen Enschede aufgekauft und produziert dort seit 2010 wieder Filme für Sofortbildkameras.

Heute findet der Handel mit Film hauptsächlich im Internet statt. Diverse Onlinehändler vertreiben alles, was man für anspruchsvolle Analogfotografie benötigt – von Filmen über Fotochemie bis zur Ausstattung für Fotolabor und Dunkelkammer.

Viele Filmregisseure drehen nach wie vor auf Film, und im Februar 2015 kündigte Kodak neue Verträge mit einigen großen Hollywood-Studios an, womit die Herstellung von Material für analoge Kinofilme auf Jahre sichergestellt sein sollte.

Wir sind heute beide sowohl digital als auch analog unterwegs, und eines wollen wir in diesem Buch ganz speziell vermeiden: die Welt in zwei Lager zu spalten. Beide Verfahren haben ihre Berechtigung, ihre Vor- und Nachteile und ganz besonders ihren festen Platz in unserem fotografischen Leben.

Am Ende geht es uns – ganz gleich mit welchem Medium – um die Fotografie. Um den kreativen Prozess. Darum, Bilder zu schaffen, die sich der Betrachter möglicherweise doch ein zweites Mal anschaut, statt sofort weiterzublättern.

Der Prozess, mit dem diese Bilder entstehen, ist für uns aus vielen und aus sehr individuellen Gründen wichtig. Über diese Gründe und über den Prozess selbst schreiben wir in diesem Buch.

Wir wollen eine Lanze für die analoge Fotografie brechen.

Für wen ist dieses Buch?

Wenn Sie diese Zeilen lesen, begegnen Sie der analogen Fotografie mit einer ordentlichen Portion Neugier. Das freut uns. Denn für die Neugierigen wie Sie ist dieses Buch gedacht. Wir richten uns an alle, die einen weiteren – vielleicht neuen – Zugang zur Fotografie suchen.

Was uns zur analogen Fotografie hinzieht, ist die Freude an einem Prozess, der unser Verständnis von Fotografie nachhaltig vertieft hat. Durch die intensive und vor allem spielerische Beschäftigung mit dem Thema hat sich unser Blick auf das Medium allgemein, aber auch auf Motive verändert. Wir haben gelernt, Zufälle willkommen zu heißen und aus Fehlern zu lernen. Nicht alles, was wir ausprobiert haben, gelang. Nicht alles, was uns gelang, gefiel uns. Dafür haben wir an Stellen Schönheit gefunden, wo wir sie nicht vermutet hatten.

Gute Ideen und Kreativität können wir nicht als Rezept verordnen, aber wir möchten Impulse geben. Impulse, die Ihnen helfen können, einmal andere fotografische Wege zu gehen und Ihren Werkzeugkasten um neue Möglichkeiten zu erweitern.

Wenn Sie Spaß am Selbermachen haben und gerne Dinge beGREIFEN, um sie zu verstehen, ist dieses Buch für Sie. Wenn Sie gern experimentieren und sich im schrittweisen Durchlaufen eines Prozesses verlieren können, dann ist dieses Buch für Sie.

Bitte nutzen Sie die Anregungen in diesem Buch als Startpunkt für eigene Versuche. Picken Sie sich heraus, was Ihnen gefällt, wandeln Sie Dinge ab, verwerfen Sie andere. Und wenn Sie mögen, lassen Sie uns und andere unter www.absolutanalog.de an Ihren Ergebnissen teilhaben. Wir freuen uns darauf!

Für wen ist dieses Buch nicht geeignet?

Wir möchten Sie mit diesem Buch dazu einladen, Dinge zu erforschen und dem Prozess des Suchens Zeit einzuräumen. Wir haben Freude am Spielen und sind überzeugt davon, dass das ein guter Weg ist, neue Ideen zu entwickeln.

Wir beschreiben auf den folgenden Seiten unter anderem und ganz bewusst auch Materialien oder Kameras, die nach heutigen Maßstäben vielleicht als fehlerhaft, inadäquat oder veraltet und nicht als Stand der Technik angesehen werden. Wir glauben fest daran, dass technische Präzision nicht alles ist, was ein gutes Bild ausmacht. Aus unserer Sicht steht sie diesem oft sogar im Wege.

Nicht alles, was Sie ausprobieren, wird gelingen. Auch Dinge, die gelingen, müssen nicht zwangsläufig museumsreif sein. Uns geht es nicht darum, den Weg zu großer Kunst aufzuzeigen. Es geht uns darum, Spaß zu vermitteln und Widerspruchsgeist im Sinne von »Was wäre wenn?« anzustacheln. Es reicht, wenn Ihnen das Ergebnis gefällt – ob andere Ihre Meinung teilen, sollte Nebensache sein.

Wenn Sie zu den Menschen gehören, die von Beginn an möglichst schnell und effizient zu standardisierten Ergebnissen kommen möchten, werden Sie hier möglicherweise nicht fündig. Wenn Sie maximale Präzision und unbedingte Reproduzierbarkeit in der Fotografie schätzen, können Sie diese in der analogen Fotografie sicherlich erreichen, doch haben wir in diesem Buch keinen Schwerpunkt darauf gelegt.

Der Schwerpunkt dieses Buches liegt auf der analogen Fotografie und den kreativen Möglichkeiten, die sich bei der Negativentwicklung bieten. Wir behandeln sowohl die hybride Verarbeitung (d. h. die Digitalisierung) der Bilder als auch deren digitale Weiterverarbeitung.

Der Schwerpunkt dieses Buches liegt nicht auf traditioneller Dunkelkammerarbeit. Dieses Thema würde den Rahmen sprengen und vermutlich mehr als ein eigenes Buch füllen.

Danke


Wir möchten uns bei ein paar Menschen bedanken.

Wir danken Lothar Muth für die Berliner Außenstelle unserer Workshops und für reichliche Entwicklungen und Abzüge; Frauke und Michael für das Wieder-Entfachen unseres analogen Feuers; Annik Traumann für Inspiration, gute Gespräche und Kontakte; Heinz Wille für Begeisterung und Bilder; Allan Attridge für unsichtbare Kameras und sichtbare Stühle; Alexander Waschkau für tiefe Einsichten ins Ich und @baumbaTz, @Hamateur und @klein_gedruckt für App-Tipps aus der Welt der Androiden; Peter Marquardt für meisterlich gefertigte Vektoren Außerdem danken wir Fräulein Kümmel und Herrn Koriander für jedes Haar, das sie...

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