Francisco Tárrega Eixea - Tagebuch und Briefe - diario y cartas

Francisco Tárrega Eixea - Tagebuch und Briefe - diario y cartas

von: Torge Braemer, Francisco Tárrega Eixea

Books on Demand, 2012

ISBN: 9783844839920

Sprache: Deutsch

208 Seiten, Download: 5863 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Francisco Tárrega Eixea - Tagebuch und Briefe - diario y cartas



PROLOG


________________________________

Dieses Buch ist die erste Publikation, die sich ausschlieβlich mit dem Tagebuch und den Briefen von Francisco Tárrega Eixea befasst. Es enthält die bisher umfangreichste Sammlung seiner persönlichen Schriften, darunter das vollständige Tagebuch und 61 Briefe. Als Primärquellen standen mir sowohl eine Kopie des Tagebuchs aus dem Stadtarchiv Vila-real als auch Transkriptionen und Faksimiles der Briefe zur Verfügung, die ich in den Veröffentlichungen von Emilio Pujol, Adrián Rius, Onofre Flores Sacristan und Salustiano Orba sowie Antonio Pérez Llopis und Vicente Ripollés aufspüren konnte. Lag mir ein Faksimile vor, habe ich es selbst transkribiert, andere Transkriptionen habe ich von den genannten Autoren übernommen, aber offensichtliche Transkriptionsfehler korrigiert.

Das Tagebuch und die Briefe geben Aufschluss über Francisco Tárrega Eixeas Bestrebungen nach einem Leben als freier Musiker. Begleitet von Leid und Ängsten, aber auch von Glück und Freuden, bemühte sich Tárrega, traumatische Erlebnisse nicht nur mit seiner Musik zu kompensieren, sondern sie darüber hinaus ebenfalls schriftlich zu reflektieren, wenigstens sie doch so zu bewahren. Seine Korrespondenz zeugt sowohl von tragischen Momenten, in denen Armut und Tod Hilflosigkeit hervorrufen, als auch von glücklichen Augenblicken im Beisammensein mit Familienangehörigen, Freunden und Bekannten. Vorwiegend wurde mit den Briefkontakten jedoch das soziale Netz aus Schülern, Gitarrenmusikliebhabern und Freunden gefestigt. Die Unterstützung dieser, aus allen sozialen Schichten stammenden Mitmenschen, war besonders in Krisenzeiten von Bedeutung, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Überdies war der Schriftwechsel neben den persönlichen Treffen und Gesprächen wichtig, um logistische Herausforderungen, wie Konzertplanungen und Schülerbetreuungen, zu meistern. Folglich enthalten die überlieferten Briefe Mitteilungen über persönliche Geschehnisse im Freundes- und Familienkreis, Danksagungen und Glückwünsche zu Feiertagen, Bekundungen des Mitgefühls, Reiseschilderungen, Konzertankündigungen, darüber hinaus Informationen über praktische Dinge, wie geschäftliche Abwicklungen vom Erwerb von Musikinstrumenten und Zubehör oder einfache Bitten wie das Besorgen von Tabak. Auch Aussagen über humanistische Einstellungen und pädagogische Werte Tárregas erscheinen in seinen Briefen.

In seinem spärlich geführten Tagebuch beschränkte sich Tárrega hingegen auf Mitteilungen über intime Familienereignisse. Er widmete es noch unbeschrieben seiner Frau María zur Hochzeit und bestimmte auf dem Umschlag die Absicht dieses Büchleins:

„Recuerdos y fechas memorables de mi vida intima. Guarden esta cartera como lo mas preciado de mi existencia pues en ella van consignados los acontecimientos mas transcendentales de mi vida.1

Francisco Tárrega Eixeas Sprache überzeugt im Tagebuch durch ihre Schlichtheit und Natürlichkeit und bewirkt so beim Leser eine besondere emotionale Ergriffenheit. Die überlieferten Mitteilungen besitzen zwar nicht den poetischen Glanz der Tagebucheintragungen Franz Schuberts, können dem heutigen Leser aber gerade wegen ihrer kurzen und sachlichen Form das Glück und die Tragik des vergangenen Familiengeschehens überzeugend nahebringen. Froh gestimmt durch die Liebesbeziehung zu María Josefa Rizo beginnen die Aufzeichnungen mit der Bekanntgabe der Verlobung:

„Maria. Declan 6 febrero 1881.2

Nur zwei Jahre später aber war die junge Familie betroffen vom herannahenden Tod des ersten Kindes Josefa de los Angeles:

„Sólo nos resta la esperanza que Dios con su gran misericordia y bondad, arranque de los brazos de la muerte a nuestra inocente y amada hija. La tortura porque pasamos es inmensa. ¡Piedad, Dios mìo!3

Die Eintragungen enden am 22. Dezember 1891 mit Angaben zur Beerdigung der letzten Tochter Concepción, zu der er selbst wegen einer Reise zu spät kam:

„Mi buen hermano Vicente y nuestro querido amigo Rios, presenciaron su enterramiento. - Llegué de Palma de Mallorca a ésta, el día 25 a las 6 de la mañana.4

Das Tagebuch konnte nur ein vergeblicher Versuch sein, das erfahrene Leid zu überwinden. Als Schriftsteller verfügte Tárrega während emotionaler Krisen über wenig sprachliche Mittel, so dass er einige Seiten zwischen den Tagen des Trauers unbeschrieben lieβ und damit die Hilflosigkeit gegenüber dem freudlosen Schicksal unterstrich. Diese literarische Ohnmacht schien Tárrega in seinen Fähigkeiten als Musiker zu beflügeln, so dass man die geschilderten und nicht geschilderten Erlebnisse in seinen Kompositionen wiederzuentdecken vermag.

Verglichen mit dem umfangreichen schriftlichen Nachlass anderer bekannter Musiker der europäischen Musikgeschichte ist nur wenig Korrespondenz von Tárrega erhalten, von der ich 64 Briefe in der Sekundärliteratur aufspüren konnte, darunter ebenfalls jeweils ein Brief vom Sohn Paquito, von Juan de Torres und von Tomas Bretón. Tárregas Ausdrucksweise in diesen hier vorliegenden Briefen ist abwechslungsreich und besteht teils aus zeitgenössischen Redewendungen, teils aber auch aus komplizierten poetischen Satzgebilden, in denen neben neuer Sachlichkeit leicht erkennbar Leid und Freude der Spätromantik schimmern. Gefühlsschwankungen, das ewige Auf und Ab im Leben Tárregas, mit Schicksalsschlägen und Glücksmomenten, spiegeln sich ebenfalls in seinen Texten wieder. Immer wieder trüben Todesfälle sein Gemüt. So berichtete Tárrega am 3. September 1906 dem Vater seiner Schülerin Josefina Robledo betroffen vom verfrühten Tod seines Schülers Olegarios:

„Conmino a Vds. el fallecimiento de Olegario, cosa que me entrista sumamente, pues murió estando yo presente en Novelda. ¡Pobre discipulito mio, parece que solo esperaba que yo fuera, para consumar el póstumo viaje!5

Auf seiner Italienreise, drei Jahre vorher, war Tárrega fasziniert von der antiken Stadt Pompeji. Beim Anblick des erstarrten Lebens, das in Ruinen, unter der Asche des Vesuvs begraben, ihr Ende fand, erwachten in Tárrega Gedanken an Elysium, das Hoffnung auf Unsterblichkeit gab:

„Piedras históricas como despojos de una ciudad que sucumbió en la plentitud de su apogeo bajo la lava del Vesubio, y que fosilizaba en su vasto sepulcro, con las órbitas abiertas a la luz, durmiera su sueño eterno.6

Der Tod seines Freundes Armengot schmerzte Tárrega besonders und verstärkte seinen Glauben an seelische Verbindungen zwischen dem Lebendigen und dem Toten:

„Su desaparición, la lamentaré mientras viva. Su existencia estaba tan unida a la mia, que su muerte a herido mi vida. Crea V. buen amigo, que no me consolaré jamas de perdida tan sensible. Le queria con toda mi alma, más de cuanto se pueda suponer.7

Wenn sich Tárrega in seinen Briefen zu Glücksgefühlen äuβerte, dann meistens in bezug auf ländliche oder städtische Idyllen und spielende Kinder, die er auf seiner Italienreise beobachtete und von denen er seiner Frau María berichtete:

[…] su vida agitada entre avenidas, calles y callejas, recuerda nuestras viejas ciudades españolas con sus chiquillos despreocupados y vivarachos que gritan, juegan y se alborozan entre el barullo de la multitud.8

Tárrega war resigniert vom Tod seiner eigenen Töchter:

„Quedamos sumidos en el mayor desconsuelo, resignandonos á tan cruel martírio.9

Er versuchte offensichtlich das erfahrene Leid mit der Freude zur Hinwendung zu seiner Gitarrenschülerin Josefina Robledo zu kompensieren, die zufälligerweise den gleichen Namen wie seine verstorbene Tochter trug. Mit ihr und ihrem Vater José Robledo gab es regen Briefkontakt, und es liegen insgesamt 21 Briefe mit liebevollen Hinwendungen vor:

„Tu inocencia y aplicación endulzaron mi estancia en Valencia.10

Letztendlich glaubte Tárrega an ein ewiges Leben und hoffte auf ein Wiedersehen mit seinen verstorbenen Töchtern nach dem Tod:

!Adios hijita de nuestra vida, hasta luego¡11

Sicher erahnte Tárrega in den schlimmsten Augenblicken seiner Krankheit das Ende seiner Existens, aber in keinem Brief trauerte er in egozentrischer Weise seinem eigenen Leben nach. Immer schien er emphatisch mit seiner Gitarre verbunden zu sein, hebt die Bedeutung eines schlichten Musikinstrumentes über die seines eigenen Lebens und vermenschlicht es. Als er wegen seiner Krankheit seinen Musikerberuf nicht ausüben konnte, schien es für ihn so, als wäre die Gitarre ein gekränktes Wesen, das sich unbespielt und einsam nach seinem Besitzer sehnt:

„Mi pobre guitarra llora la ausencia del que ayer la...

Kategorien

Service

Info/Kontakt