Finde dich gut, sonst findet dich keiner - Wie du lernst, dich selbst zu lieben, und dabei unwiderstehlich wirst

Finde dich gut, sonst findet dich keiner - Wie du lernst, dich selbst zu lieben, und dabei unwiderstehlich wirst

von: Paula Lambert

Heyne, 2016

ISBN: 9783641183103

Sprache: Deutsch

224 Seiten, Download: 510 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Finde dich gut, sonst findet dich keiner - Wie du lernst, dich selbst zu lieben, und dabei unwiderstehlich wirst



Körper und Bodyimage

Bodyimage ist ein Wort, das aus dem englischen Sprachgebrauch stammt, logisch. Es beschreibt die Art, wie wir unseren Körper wahrnehmen, ob wir ihn annehmen, ihm in Liebe begegnen oder ihn schlichtweg blöd finden, und wie ein Körper in der Öffentlichkeit dargestellt wird, zum Beispiel in der Werbung. Auf Deutsch müsste es Körperbild heißen, aber das klingt so sozialpädagogisch. Bodyimage hat ja tatsächlich mehr mit Image zu tun als mit Eigenwahrnehmung. Wenn sich zum Beispiel ein Model mit größeren Maßen als 90-60-90 weigert, Übergrößenmodel genannt zu werden, dann vor allem deshalb, weil sie sich nicht wegen ihrer Figur stigmatisieren lassen will – Frauen können auch jenseits 90-60-90 sehr schön sein. Bodyimage ist also nicht nur das, was man selbst daraus macht, sondern auch, was man andere daraus machen lässt.

Du liebst dich nicht genug, wenn du deinen Körper ablehnst

Wenn du dieses Buch liest, weil dich das Thema interessiert, dann hast du womöglich ein etwas, sagen wir, kompliziertes Verhältnis zu Beziehungen und vor allem zu deinem Körper. Gut möglich, dass du ihn irgendwie »nicht richtig« findest, ihm Attraktivität absprichst, und dass du mit ihm haderst. Keine Sorge, das ist leider völlig normal. Ich frage mich, ob sich Frauen und Männer früher so viele Gedanken darüber gemacht haben, wie ihr Körper aussieht, aber ich glaube nicht. Früher gab es auch noch keine Magazine oder Werbeplakate voll nackter Haut, die einem suggerierten, dass man ein bestimmtes Aussehen haben muss, um »richtig« zu sein. Das ist natürlich nur eine Vermutung. Marie-Antoinette wird sich wahnsinnig viele Gedanken darüber gemacht haben, wie eng ihre Taille in ein Korsett geschnürt werden konnte, aber normale Leute hatten wohl eher andere Probleme, zum Beispiel, wie sie am besten über die Runden kommen.

Heute benehmen wir uns irgendwie alle wie Marie-Antoinette, und das, obwohl wir wissen, wie es mit ihr ausgegangen ist (für alle, die es vergessen haben: Jemand hat ihr liebevoll den Kopf abgehackt). Wir sind dazu übergegangen, unsere Körper einem ständigen Vergleich auszusetzen. Aber stell dir mal vor, wie sich dein Körper damit fühlen muss! Ständig bekommt er Sachen zu hören wie: »Du bist einfach zu dick« oder »Da, wo andere Frauen Brüste haben, war bei dir wohl Produktionspause. Du solltest dich besser mit Silikon vollstopfen lassen, damit ich dich auch schön finden kann«. Eigentlich sollte der Körper ja so etwas wie der beste Freund eines jeden Menschen sein. Und was würde wohl ein Freund dazu sagen, wenn wir ihm vorwerfen, dass er zu träge ist, zu kurzbeinig, zu rundbäuchig oder zu lang gewachsen, um sich mit ihm wohlzufühlen? Ich weiß nicht, wie es um deine Freundinnen steht, aber meine würden mir ganz sicher sagen, dass ich total spinne und mir gefälligst einen anderen Umgang suchen soll. Und sie hätten verdammt recht damit!

Der arme Körper ist uns aber ziemlich ausgeliefert. Er kann ja nicht weglaufen und die Seele einfach so stehen lassen, zumindest nicht, ohne zu sterben. Und davon hätte ja niemand etwas. Was er aber tun kann, ist auf die Beleidigungen und die Ablehnung irgendwie reagieren. Er kann sehr dünn werden oder sehr dick, was noch häufiger vorkommt. Und er kann eine Menge Krankheiten entwickeln, die unter Umständen noch lauter und deutlicher sagen: »Hey, so kannst du wirklich nicht weitermachen! Mir geht es schlecht, kümmere dich um mich!«

Du hast einen Körper, damit er dich durchs Leben trägt und dich begleitet. Du bist nicht nur dein Körper, aber dein Körper drückt immer aus, wie du dich mit ihm fühlst. Ein häufiges Phänomen bei Menschen, die keine Liebe für sich selbst empfinden können, ist, dass sie zu viel essen. Speck kann als Schutz vor Kälte dienen, und damit meine ich nicht nur niedrige Außentemperaturen! Je mehr Stress oder Unglück ich gefühlt habe, desto mehr habe ich in mich reingestopft. Bis ich wirklich wie ein Marzipanschweinchen aussah, aber nicht auf die rosige, niedliche Art! Um dir zu erklären, wie ich von der totalen Ablehnung meines Körpers zur bedingungslosen Selbstliebe gefunden habe, muss ich dir meine Geschichte erzählen. Wie ich eben der Mensch wurde, der ich heute bin. Dazu gehören eine Menge trauriger Geschichten, aber das Gute ist ja, dass ich es am Ende geschafft habe, den Lauf der Geschichte herumzudrehen.

Also, pass auf. Lange Zeit war ich das große Gefunkel, ungefähr so echt wie ein Diamant aus Glas. Im Ernst, wann immer ich im Fernsehen auftrat, kam ich mir vor wie ein Clown, denn ich hatte massenweise Lippenstift auf dem Mund, Farbe auf den Augendeckeln und kiloweise Spray in den Haaren, und meistens trug ich dazu Kleider, in denen ich ein bisschen so aussah, wie ich mir einen Pfälzer Saumagen vorstelle: Wenn du mit einem Messer reinstichst, platzt alles heraus. Meine Stylistin, die süße Violetta Vio, mag meine Figur aus mir damals völlig unerfindlichen Gründen. Immer wenn ich wieder mal herumjammerte, sagte sie, ich sei so herrlich weiblich, aber ich fand mich einfach nur fett. Das Problem war, dass Vio noch heute findet, dass man mit meiner Figur unbedingt knallenge Kleider tragen muss. »Du hast so schöööne Sanduhrfigur«, schnurrt sie mich mit ihrem polnischen Dialekt jedes Mal an und hält mir irgendeinen Fummel hin, gegen den ein Neoprenanzug ein schlabbriger Schlafsack ist. Vio zieht massenweise Stars an, sogar eine Dame von Game of Thrones, und alle sehen immer absolut fantastisch aus. Ewig hielt ich mich für die einzige Witzfigur in ihrem Sortiment. Und jedes Mal quetschte ich mich seufzend in das Kleidchen, das sie mir hinhielt, zog den Bauch ein und fragte: »Sicher?« Worauf sie in die Hände klatschte und rief: »Perfekt! Sieht soooo seeexy aus!« Und ebenso lange glaubte ich ihr natürlich kein Wort.

Wenn ich rausging, fühlte ich mich schon beim ersten Schritt affig. Auf High Heels schwankte ich durch Studios oder über Showtreppen und dachte daran, dass die meisten Menschen jetzt wohl über mich lachen würden, so wie ich aussah. Das Problem mit der Öffentlichkeit ist natürlich, dass man einen möglichst souveränen Eindruck machen muss, sonst zerreißen sie dich. Wenn ich zum Beispiel bei Stefan Raab zu Gast war, dann wusste ich, dass ich ungefähr 20 Sekunden hatte, um ihn davon zu überzeugen, mich nicht aufzufressen. So lange dauerte nämlich die Begrüßungsrunde vor der Show, wo ihn mir eine ältere Dame mit den Worten »Gleich kommt Stefan!« ankündigte, als wäre er jemand, der Angst vor Leuten hat und bei dem man deshalb extra ruhig sein muss. Vielleicht hatte er sogar Angst, aber sicher nicht halb so viel wie ich.

Als ich das erste Mal bei TV Total zu Gast war, wusste ich, dass ich irgendwie dafür sorgen muss, dass er mir nicht wehtut oder sich über mich lustig macht. Vor allem nicht über meine Figur, da hätte ich jede Souveränität verloren. Was macht man also, wenn man sich klein und murkelig fühlt wie eine olle Rosine, aber strahlend prall und selbstbewusst wirken muss wie ein junger Weinstock voll saftiger Träubchen? Man plant den Mega-Move. Mein Mega-Move sah in dem Fall so aus, dass ich seine Hand ein bisschen zu lange festhielt und in circa anderthalb Sekunden den Satz raushaute: »Wir waren übrigens im selben Chor, damals am Aloisius-Kolleg, da haben wir ›Copacabana‹ gesungen mit diesem komischen Chorleiter, wie hieß der noch, und übrigens, Josef Engels lässt liebe Grüße ausrichten.«

Ich war hinterher noch außer Atem, aber der Zauber schien zu wirken. Zumal das mit dem Chor auch wirklich stimmte, nur dass er ein paar Jahre vor mir am Kolleg war und ich als Externe später, und da auch nur, um Jungs kennenzulernen. Und mit Josef, der ein Freund von mir ist, hat er mal Musik gemacht, vor ungefähr 25 Jahren. Jedenfalls ließ mich Stefan Raab sage und schreibe 17 Minuten auf der Couch bei sich sitzen, redete und redete, während ich einen kleinen Rekord aufstellte, obwohl die Aufnahmeleiterin die ganze Zeit mit dem Schildchen wedelte, auf dem stand, dass er endlich das Gespräch beenden muss. Nach der Aufzeichnung hörte ich, dass ein paar Männer meinen Arsch geil fanden, aber das änderte nichts daran, dass ich dachte, die sind wirklich bekloppt, weil es der fetteste, hässlichste Arsch der Welt ist und ich nichts weiter war als eine peinliche Witzfigur.

Sich nicht attraktiv zu finden und gleichzeitig beim Fernsehen zu arbeiten ist eine echte Scheißkombi. Ständig musste ich so tun, als würde ich mich fantastisch wohlfühlen in meinem Körper, obwohl ich mich in Wahrheit vor jedem Spiegel wegduckte, der mir auf dem Weg begegnete. Wenn Menschen mir schrieben, dass sie mich hübsch fänden oder ich für sie ein Vorbild sei, weil ich mich »trotz dieser Figur« so kleidete und dazu stand, dann antwortete ich nett und dachte, dass sie sich irrten. Wenn einer den Kommentar abließ: »Eine fette Sau wie du gehört nicht ins Fernsehen«, dann dachte ich, ja, eigentlich hat er recht. Die ausgestrahlten Folgen meiner Sendung sah ich mir gar nicht erst an, um nicht mit vor Scham geröteten Backen vor dem Fernseher zu sitzen, und das nicht, weil die Themen so explizit waren.

Ich sehe ein, dass das hier ein ziemlich weiter Schritt ist von meinem ersten Buch mit Sätzen wie ›Dafür, dass er einen Großteil seiner Zeit in einer Steilwand hängend verbrachte, hatte er eine bemerkenswert schlechte Augen-Penis-Koordination‹. Aber ich finde, man kann daran ganz schön den Weg sehen, den ich gehen musste, um endlich glücklich mit mir selbst zu werden. Und da ich so ziemlich die bockigste Person auf der Welt bin, schafft ihr das auch! Locker!

Das Leben, das ich bis vor einigen...

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