Interkulturelle Erziehung und Pädagogik - Subjektivierung und Macht in den Ordnungen des nationalen Diskurses

Interkulturelle Erziehung und Pädagogik - Subjektivierung und Macht in den Ordnungen des nationalen Diskurses

von: Safiye Yildiz

VS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV), 2009

ISBN: 9783531914169

Sprache: Deutsch

440 Seiten, Download: 1479 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Interkulturelle Erziehung und Pädagogik - Subjektivierung und Macht in den Ordnungen des nationalen Diskurses



6 Das interkulturelle Wissen und Macht: Begriffe und Kategorien als Indikatoren der Ordnung und Macht der Diskurse – ein diskurstheoretischmethodologischer Untersuchungsvorgang (S. 192-193)

Bei der Explikation des diskursiven Ineinandergreifens von Kultur und Macht spielt die Funktion der Begriffe und Kategorien eine wesentliche Rolle. Begriffe gelten als Bausteine der Erkenntnis und strukturieren die „Zuordnung von Objekten zu Klassen (Kategorien) einander ähnlicher Objekte" (Eckes 1991: 4). Dieser als Kategorisierung bezeichnete Vorgang bündelt Aussagen über den bestimmten Objektbereich, die auf den Begriff zurückführbar sind. Begriffe und Kategorien gelten als Stabilisatoren der Diskurse, die in ihrer Funktion, komplexe Zusammenhänge zu reduzieren, die Gegenstände und Zusammenhänge für Individuen wahrnehm- und erfahrbar machen. Nur so fungieren sie als kognitive referenzielle Bezüge für subjektive Wahrnehmungen der Welt und intersubjektive Kommunikations- und Handlungsprozesse (vgl. ebd.).

Begriffliche Bestimmungen spiegeln daher eine Konkretion dessen, worauf sich die Aussagen semantisch beziehen. Selbst wenn Aussagen in einem Diskurs nicht völlig determiniert sind, schließen Worte, Begriffe und Kategorien als den Diskurs bzw. Diskursfragmente ordnende Strukturen beliebige Interpretationen und Verstehensprozesse aus (vgl. Foucault 1974: 135ff., Foucault 2003: 34). Denn sie sind kontextualisiert und sprechen aus diesen spezifischen Kontexten zu uns, so dass wir erst so in der Lage sind, sie zu identifizieren, zuzuordnen und kommunikativ anzuwenden.

Begriffe und Kategorien haben also die Funktion, Wissen zu systematisieren, und verfolgen zugleich normative Intentionen, die erst auf diese Weise Wirkung erzeugen, d.h. sich in Denkformationen der Subjekte materialisieren können. Kategorisierungen und den Texten zugrundeliegende Begrifflichkeiten bündeln die in einem Diskurs herrschenden vielschichtigen Aussagen zu „einander nähernden Ketten" und dienen als Regulatoren für individuelle Orientierungs- und Distinktionsprozesse (Butler 1995: 249). Diese „‚Wirkungen‘" sind nach Butler „Vektoren der Macht […] ohne die im Diskurs keine Orientierung gewonnen werden kann. Die Macht des Diskurses, seine Wirkungen zu materialisieren, stimmt somit überein mit der Macht des Diskurses, den Bereich der Intelligibilität einzugrenzen" (ebd.).

Die Einschränkungen durch Kategorien und Begriffe vollziehen sich in der Form der Wiederholung. Aus den beständigen Wiederholungen der Begriffe, Kategorien und Aussagen resultieren normative Regulierungen der Identifizierungen und die Rückbindung der angerufenen Subjekte an intendierte Kontexte, Zielsetzungen und Bedeutungszusammenhänge. Obgleich es z.B. verschiedene und viele Deutungsweisen von Kultur gibt, bändigt der interkulturelle Diskurs diese auf eine spezifische Weise.

Konnotiert mit den Begriffen „ausländisch" und „deutsch" erfährt Kultur eine spezifische Bedeutung, und in dieser Spezifität ordnet und spricht interkulturelle Erziehung bzw. Pädagogik Subjekte eingeschränkt an und hat ebenso eine Einschränkung ihrer Äußerungsmodalitäten zur Folge. In der Aneignung dieses Wissens gemäß den ihnen inhärenten begrifflichen und kategorialen Ordnungen klassifizieren und ordnen Individuen Menschen zu Gruppen und antizipieren die produzierten Bedeutungen. Der interkulturelle Diskurs ist der Ort, an dem die Verbindung von Diskurs, Macht und Subjekt über die Kategorie „kulturelle Differenz" und die Begriffe „ausländisch" und „deutsch" hergestellt ist und reproduziert wird.

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