Mainz MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps und Web-App mmtravel.com

Mainz MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps und Web-App mmtravel.com

von: Johannes Kral

Michael Müller Verlag, 2017

ISBN: 9783956545153

Sprache: Deutsch

204 Seiten, Download: 16213 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Mainz MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps und Web-App mmtravel.com



Rundgang durch den Dom
Aus der Ferne und von vielen Orten in der Innenstadt ist von der sechstürmigen Silhouette der Kathedrale eigentlich immer etwas zu sehen. Je weiter man sich dem „Domgebirge“ aber nähert, desto mehr scheint sich die Basilika vor neugierigen Blicken wegzuducken. An drei Seiten schmiegen sich Gebäude an die Außenfassaden, als wollten sie das Baudenkmal beschützen. Am Leichhof verdecken das Domstiftsgebäude sowie ein Nachkriegsbau das Gotteshaus, im Westen versperrt eine Geschäftspassage die freie Sicht auf den Hauptturm. Und an der Marktseite drängen sich die Rokokohäuser aus dem 18. Jh. sowie die St.-Gotthard-Kapelle mit der Bonifatius-Statue in den Vordergrund.
Blick auf die Domtürme vom Rathausplatz
Nur vom Liebfrauenplatz hat der Betrachter einen unverbauten Blick auf die mächtige Ostgruppe mit ihren drei Türmen. Der Marktplatz, der größte der drei Domplätze, geht zum Rhein hin in den Liebfrauenplatz über. Im Westen wird er durch den kleinsten Domplatz, das Höfchen, begrenzt.
Drei Eingänge führen ins Innere des Doms: Nur zu Gottesdiensten ist der Zugang über den Leichhof möglich, ansonsten gelangt man von Osten auf der Domstraße in den Kreuzgang. Auf der Marktseite liegt der Haupteingang - es bietet sich an, eine Erkundungstour durch den Dom hier zu starten.
Zwischen den Domhäusern hindurch gelangt man zum Marktportal mit den bronzenen Willigistüren - das älteste Ausstattungsstück der Kathedrale. Die beiden Türflügel aus einem Guss stammen aus der Gründungszeit des Doms um das Jahr 1000 und sind den Bronzetüren des Aachener Münsters nachempfunden. Sie sollten - wie das gesamte Bauwerk - die Vorrangstellung der Mainzer Erzbischöfe untermauern. Schließlich hatte Willigis den Plan, Aachen als traditionellen Ort der Königskrönung abzulösen (was letztlich aber nicht gelingen sollte). Ursprünglich waren die Türen an der dem Dom vorgelagerten Liebfrauenkirche angebracht, die sich vor der Rheinuferaufschüttung noch bis zum Wasser erstreckte, um den per Schiff ankommenden König gebührlich empfangen zu können. Nach dem Abbruch der Kirche 1803 wurden die Türen am Marktportal angebracht. Bis heute hat sich auf den oberen Teilen der Flügel das 1135 unter Erzbischof Adalbert I. eingravierte Stadtprivileg erhalten, das den Bürgern erstmals Mitbestimmungsrechte, etwa in Steuerfragen, zusicherte.
Hat man den düsteren Dom betreten, lohnt gleich ein Schwenk nach links, bevor man sich dem religiösen Zentrum des Sakralbaus, dem Westchor, zuwendet. An das nördliche Seitenschiff grenzt hier die Marienkapelle, die zu den im 12. und 13. Jh. vorgenommenen Kapellenanbauten gehört. Den neugotischen Altar schmückt eine holzgeschnitzte Marienfigur mit Kind.
↑ Die schöne Mainzerin
↓ Das Willigis-Fenster
Flankiert wird die sog. „schöne Mainzerin“ von den Bistumsheiligen Bonifatius und Martinus. Die Figuren selbst lassen sich auf den Anfang des 16. Jh. datieren, sie wurden später in den Flügeltürenaltar von 1875 integriert. Neben dem Marienaltar befindet sich das Grab von Bischof Ketteler. Willhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler (1811-1877) war von 1850 bis zu seinem Tod oberster Geistlicher von Mainz. Er ging vor allem als Sozialbischof in die Geschichtsbücher ein, da er sich insbesondere um bessere Arbeitsbedingungen und mehr Armenhilfe bemühte. Ketteler war der Gründer der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und gilt als einer der Wegbereiter der katholischen Soziallehre.
Der Innenraum der dreischiffigen Pfeilerbasilika wird von der erhöht gelegenen Doppelchoranlage dominiert. Dabei ist der Hauptchor im Westen durch das 53 m messende Arkaden-Langhaus mit dem Ostchor verbunden. Dass die westliche Choranlage, wie beim großen Vorbild Alt-St.-Peter, seit jeher als liturgisches Zentrum dient, zeigt schon die im Vergleich zum Ostchor reichere Ausstattung. Hinter dem Hochaltar mit dem schlichten Bronzekruzifix erhebt sich im Halbkreis das aufwendig geschnitzte Rokoko-Chorgestühl aus dem 18. Jh. Hier nehmen in Gottesdiensten traditionell die Vertreter der Geistlichkeit Platz; im Zentrum befindet sich der Bischofssitz. Allerdings wird nur zu hohen Feiertagen der goldene Thronsessel des Bischofs unter den großen Baldachin gerückt. Unter dem Hauptchor liegt die schmucklose Westkrypta, die ab 1925 angelegt wurde und heute als Grabstätte der Bischöfe dient.
Nördlich des Westchores findet sich im Querhaus ein Taufbecken von 1328. Hierbei handelt es sich vermutlich um den größten Gegenstand, der jemals aus Zinn gegossen wurde; der Deckel ist allerdings aus Kupfer und wurde erst 1804 aufgesetzt. Das Becken zeigt den Kirchenpatron St. Martin von Tours, eingereiht in den Kreis der Apostel, sowie die Muttergottes mit Kind.
Über das nördliche Querhaus gelangt man auch in die einstige bischöfliche Privatkapelle, die heute als Andachtsraum dient und genau genommen nicht zum Dombauwerk gehört. Die um 1137 angebaute Gotthard-Kapelle beherbergt einen der wertvollsten und ältesten Kunstschätze des Doms: Das Udenheimer Kreuz stammt vermutlich aus dem 11. Jh. und wurde 1962 der unweit von Mainz gelegenen Kirche Udenheim abgekauft. Das Holzkreuz zeigt nicht den leidenden Jesus, sondern den Gottessohn als Triumphator. Bei genauer Betrachtung lassen sich noch originale Farbreste erkennen. Allerdings wurde das Triumphkreuz im Laufe der Zeit überarbeitet - und das wohl nicht gerade von einem Fachmann: Zwei Paar Brustwarzen sowie zwei Seitenwunden legen diese Vermutung zumindest nahe.
Der Mainzer Dom beherbergt eine der größten Sammlungen klerikaler Grabdenkmäler in Europa. Hier finden sich Denkmäler der unterschiedlichsten Stilepochen, von der Mitte des 13. bis ins 19. Jh. In früheren Zeiten verwendeten die Bildhauer vor allem Materialien wie roten und grauen Sandstein, mit der Renaissance fanden dann auch kostbarere Gesteine wie Marmor und Alabaster ihren Weg in den Dom. Heute sind die Grabdenkmäler der Erzbischöfe vor allem an den Mittelschiffpfeilern im Langhus angebracht - ursprünglich waren sie in den Fußboden eingelassen. Manche Reliefplatten zeigen die Verstorbenen mit ausdrucksstark gearbeiteten, eher heiteren Gesichtszügen. Andere wirken dagegen düster und fast bedrohlich. Das größte der Denkmäler steht im südlichen Querhaus und ist nicht einmal einem Erzbischof gewidmet. Der hier abgebildete Dompropst von der Leyen ließ das 8,33 m hohe Barockmonument 1706 noch zu seinen Lebzeiten anfertigen. Der Dompropst stand einst an der Spitze des Domkapitels und gehörte somit zu den mächtigsten Männern der Stadt. Voll von entsprechendem Selbstbewusstsein ließ sich von der Leyen dieses prächtige Denkmal bauen, das durch die Tuchdraperie wie eine Bühne für den Verstorbenen wirkt. Aber auch seine Frömmigkeit sollte es monumental zum Ausdruck bringen: Flankiert wird der demütig kniende Dompropst von den Personifikationen von Tod und Zeit.
Gleich hinter dem größten Domgrabmal verbirgt sich die spätromanische Memorie, die einst dem Domkapitel als Versammlungssaal diente. Hier befindet sich auch einer der zwei Aufgänge zur doppelläufigen Wendeltreppe, der andere liegt in der St.-Nikolaus-Kapelle im Westflügel des Kreuzgangs. Die beiden Spiralen der Treppe verlaufen übereinander; diese besondere Form der Wendeltreppe ermöglicht es, dass zwei Personen die Treppenläufe durch jeweils separate Ein- und Ausgänge betreten und wieder verlassen können, ohne sich zu begegnen. Früher führten die Treppen zur alten Dombibliothek. Leider bleibt die Memorie heute in der Regel verschlossen.
Mainzer Uferfront mit Dom und Rathaus
Beim Gang durch die Seitenschiffe lohnt der Blick auf die großen Maßwerkfenster der Seitenkapellen. Diese sind bewusst aus schlichtem Glas gefertigt, da sie durch die umstehenden Häuser von außen sowieso kaum gesehen werden können. Lediglich im oberen und unteren Fensterabschluss kommt etwas Farbe ins Spiel. Die Fenster zeigen umlaufend die Portraits und Wappen der Bischöfe bzw. Kurfürsten seit der Domgründung im Jahre 975. Das Bildnis des ersten Bauherrn findet sich am Ostende des südlichen Seitenschiffs. Gegenüber vom Willigis-Fenster liegt der Abgang in die Ostkrypta bzw. in die Nassauer Kapelle.
Die Ostkrypta entstand um 1100 und wurde in Anlehnung an die frühromanische Hallenkrypta des Speyerer Doms angelegt. Schon lange finden hier nicht mehr Bischöfe ihre ewige Ruhe, sondern die unterirdische Kapelle ist heute ein Ort zur Verehrung der Bistumsheiligen. Hiervon zeugt der Schrein der Mainzer Heiligen, der 1960 von Gläubigen gestiftet wurde und die Reliquien von 22 Verstorbenen unter Verschluss hält. Einen Blick werfen kann man auch in die ebenfalls unterirdische Nassauer Kapelle aus dem frühen 15. Jh. Sie wurde einst zu Ehren des Hl. Martin und zum Andenken an das Nassauer Fürstenhaus, dem gleich vier Mainzer Erzbischöfe entstammten, angelegt. Ursprünglich erstreckte sich die Kapelle über zwei Etagen, und das obere Stockwerk ragte turmähnlich...

Kategorien

Service

Info/Kontakt