Die großen Klassiker der französischen Literatur: Über 40 Titel in einem Band - Der Graf von Monte Christo, Der Glöckner von Notre-Dame, Rot und Schwarz, Die Nonne, Reise um die Erde in 80 Tagen, Auf der Suche nach der verlorenene Zeit, Madame Bovary
von: Victor Hugo, Marcel Proust, Voltaire, George Sand, Emile Zola, Gustave Flaubert, Honoré de Balzac, François Rabelais, Alexandre Dumas, Charles Baudelaire, Stendhal, Denis Diderot, Jean Jacques Roussea
e-artnow, 2017
ISBN: 9788026878834
Sprache: Deutsch
14947 Seiten, Download: 45079 KB
Format: EPUB
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Die großen Klassiker der französischen Literatur: Über 40 Titel in einem Band - Der Graf von Monte Christo, Der Glöckner von Notre-Dame, Rot und Schwarz, Die Nonne, Reise um die Erde in 80 Tagen, Auf der Suche nach der verlorenene Zeit, Madame Bovary
17.
Wie Amor nunmehr redet zu
Dem Liebenden, dass er halt' und thu'
Die Lehren, die er jetzt ihm biete
Verzeichnet in dem schönen Liede.
Zu allererst Verrätherei,
Spricht Amor, will und heisch' ich, sei
Von Dir vermieden ohn' Bedacht,
Willst nicht, daß ich gering Dich acht'.
Verfluchet und verbannet sei,
Wer irgend liebt Verrätherei.
Verrätherei erzeugt Verrath,
Für den mein Bann kein Mittel hat.
Verrätherei ist mitleidslos
Und treuebar und freundschaftslos.
Nachher hab' Acht nicht auszuschrei'n
Ein Ding, das soll verborgen sein;
Nachreden ist nicht wohlgethan.
Herrn Keus1, den Seneschal, sieh an.
Der stets durch seinen üblen Mund
In argem Ruf' und Hasse stund.
Denn so wie Gowin lobesam
An Artigkeit den Paris gewann,
So hatt' dagegen Keus die Schand',
Weil grausam er und falsch bestand,
Ein Spötter und Verläumder war
An all' der andren Ritterschar.
Sei weise und behutsam klug
In Worten sanft und fein genug,
Bei Hoch und Niedrig thue das,
Und wenn Du gehest auf der Straß',
Gewöhne ja Dir dieses an,
Zuerst zu grüßen Jedermann,
Und kommt man Dir zuvor im Gruß'
So halt' die Zung' nicht im Verschluss',
Den Gruß erwiedre Du in Eil'
Ganz ohn' Verzug und sonder Weil'.
Dann schaue, daß Du sagest nicht
Ein übel Wort, als wie ein Wicht;
Zu thun 'ne schlechte Sache kund
Eröffne nimmer sich Dein Mund.
Ich halt' für keinen adlichen Mann,
Der All' und Jedes schwatzen kann.
Den Frauen allen dien' in Ehr',
Für sie trag' Mühe und Beschwer,
Und hörst Du Einen wo, der hetzt
Und eine Frau geringe schätzt, –
Dämpf' ihn, so daß den Mund er hält;
Thu', wo Du kannst, was wohlgefällt
Den Frauen und den Mägdelein,
So daß man Leumund gut und fein
Von Dir sich zu erzählen weiß –
So kommst Du wohl zu Ruhm' und Preis'.
Nach alldem wahr' vor Stolze Dich,
Denn der, das wiss' absonderlich,
Ist Albernheit und Sünd' zugleich,
Und wer da kam in Stolzes Reich,
Dem ist das Herz niemehr bereit
Zu Wohlwoll'n und Gefälligkeit;
Denn Stolz gerad' entgegen geht
Dem, was da rechter Lieb' ansteht.
Wer aber sich mit Lieb' abgiebt,
Thut wohl, wenn Artigkeit er übt.
In Liebeangelegenheit
Gelingt Nichts ohne Artigkeit,
Und die ist stolz wohl nimmermehr;
Wer artig ist, schafft immer mehr,
Weil er des Stolzes gar gebrist,
Weil er kein Thor und Laffe ist.
Und richt' in Kleid' und Aufzug fein
Nach Deinem Jahrgehalt Dich ein.
Denn schönes Kleid und feiner Schmuck
Empfehl'n die Leute wohl genug.
Zu machen gib den Rock mit Fleiß
An einen, der'n zu machen weiß,
So daß die Schöß' anständig stehn,
Die Aermel schmuck zusammengehn.
Auch hab' oft neu und zierlich Du
Schnürstiefeln und geschnürte Schuh',
Und daß sie passen, habe Acht.2
So sei der Neid zu Schand gebracht,
Wo du auch gehst, an welchen Ort,
Und wo du denn auch scheidest fort.
Handschuh' und Beutel Hab' von Seide,
Ein Gürtel sei an deinem Kleide.
Und bist du nicht von reicher Art,3
Wie du wohl könnt'st, so sei gespart.
Doch mußt du kleiden dich so schön,
Als Du es kannst, um zu bestehn.
Ein Blumenkranz, der wenig gilt,
Pfingströfelein auch schön und wild
Kann haben hier ein Jeder gut,
Ohn' daß er hätte großes Gut.
Lass' keinen Schmuz auf dir bestehn,
Wasch' deine Hände, spül' die Zahn',
Die Nägel sei'n nie schwarz von Quarg'
Und lass' sie wachsen nicht zu arg.
Und bind die Aermel, kämm' das Haar
Und schmink' dich nicht, noch schiele gar.
Denn nicht geziemt's bei Frauen ja,4
Als bei anrüchigen etwa,
Wo Liebe nur durch schlimme List,
Nicht durch Natur gegeben ist.
Und nachher muß'st du immer schau'n
Dir zu erhalten gute Laun',
An Lust und Freude halt dich dicht –
Denn Amor achtet Trübe nicht:
Da gibt es artig Leid allein,5
Mit Lachen, Jauchzen und mit Schrei'n,
Das eben ist's, daß Lieb' zumal
Behaftet ist mit Lust und Qual.
Wer liebt, der hat nach Liebeskunde
Leicht eine – und schlimm die andre Stunde,
Da Liebegram viel Leid verübt.
Und jetzt ist fröhliche wer da liebt,
Und jetzt von Lust, von Leiden schwer,
Und weinet jetzt und jauchzt nachher;
Wenn dir sich ein Vergnügen weis't,
Damit du zu ergetzen weißt,
So heiß ich dich es thun sofort.
Denn Jeder muß an jedem Ort'
Das thun, was eben ihm zukommt,
Dieweil es nützet auch und frommt.
Und fühlst du leicht und frisch dich ganz –
Mach' kein Gewissen dir aus Tanz' –
Weißt du bescheidt mit Pferdes Lauf,
So reite flugs bergab, bergauf.
Und wenn du Lanzen brechen kannst,
Gar Viel' du leicht damit gewannst.
Und bist in Waffen du geübt,
So heiß'st du dreimal mehr geliebt.
Und hast du gut' und reine Stimm',
Dich spröd' nicht, noch verschämt benimm,
Zu singen, wirst du so bestellt,
Denn schöner Sang ergetzt die Welt.
Auch ziemt es einem Freiersmann,6
Daß er hübsch Geige spielen kann,
Und Pfeife auch und Tanz und Sprung.
Durch dieses kommt man weit genung.
Lass' halten nimmer dich für karg,
Denn dieses kümmert dich noch arg:
Denn so ist's recht, daß, wer da liebt,
Auch reichlicher durchgängig gibt,
Als solch ein filz'ger Narr und Thor.
Nichts bringt auch Amor dem hervor,
Wer nicht durch Gabe es verschönt.
Wer Liebe zu durchdringen wähnt,
Zieht sich von Geiz mit Fleiß' zurück.7
Denn wer da nun für einen Blick,
Ein Lächeln freundlich süß – dahin
Gegeben hat sein Herz und Sinn,
Der muß, nach dieser reichen Gabe
Gern fahren lassen and're Habe.
Nun zur Erinnrung wiederhol'
Ich noch einmal, was ich befohl,
Denn minder sich ein Wort vergißt,
So bald es kurz und bündig ist.
Wer Liebe zum Geschäft' sich macht,
Hab' ohne Stolz auf Sitte acht,
Und halte schmuck sich und gesetzt,
Und werde nicht für karg geschätzt.
Danach leg dies Gebot Dir auf:
In Tages und in Nachts Verlauf'
Daß nur auf Lieb' Dein Sinn sich wende
Daran gedenke ohne Ende.
Und denke stets der süßen Zeit,
Davon Dir bleib die Freudigkeit.
Damit Du 'n rechter Liebster bist,
Will ich und heisch' ich, daß da ist
Dein Herz an einen Ort gebannt
Und nicht zu Hälften ausgesandt,
Daß ganz und ohne Trug es sei,
Ich liebe nicht Zweiträgerei.8
Dem, dessen Herz nicht stätig weilt
Wird nirgend was Rechtes zugetheilt.
Doch nie mein Zweifeln auf sich lenkt,
Wer all sein Herz an Eines hängt.
Drum will ich, daß Du's so besorgst
Doch hüte Dich, daß Du's verborg'st,
Denn hätt'st Du es verborget, dann
Säh' ich es flugs als Beute an.
So gib's nur ganz zu eigen gleich,
Daß Dir's zu mehr Verdienst gereich';
Bei Borgen hat Gefälligkeit
Gelöscht schon, und bezahlt, wer leiht;
Doch wer Geschenk zu eigen stellt,
Bei dem muß groß sein der Vergelt
Und gib die Gabe kurz und gut.
Und gib sie auch mit güt'gem Muth'.
Denn theuer wird erst recht ein Ding,
Das man mit rechter Huld empfing,
Die Gab' jedoch man werthlos denkt,
Die widerwillig ward geschenkt.
Wenn Du verschenkt Dein Herze dann,
Wie ich Dich's jetzt gelehret han,
Dann nahn die Abenteuer sich,
Die Liebsten drücken fürchterlich.
Oftmals, wenn Du gedenkest schön,
An Deine Lieb', wird Dir's geschehn,
Daß Leuten Du begegnen muß'st,
Denen ganz fremd und unbewußt
Das Weh, daran Du leidest Pein,
Bei Vielen stehst Du ganz allein;
Dann kommt Dir Leid, und anderwärts9
Auch Klag' und Jammer, Weh' und Schmerz,
Daß Du zerstreut auch oftmals bist
Jetzt warm, und kalt in nächster Frist.
Jetzt roth, und nachher gleich erbleicht,
So schlimm ist ja kein Schauer leicht,
Viertägig oder täglich. Gleich
So bald Du gehst, bist im Bereich'10
Der Schmerzen Du, die Liebe bringt,
So daß es oftmals Dich bezwingt
Bei dem Gedanken schon mit Pein,
So wirst Du wohl beinahe sein,
Als wie ein stummes Bildniß pflegt,
Das sich nicht rüttelt und nicht regt,
Und keinen Fuß noch Finger beugt,
Kein Auge regt und immer schweigt.
Am Ende kehret Dir ein Stück
Gedächtniß wiederum zurück,
Jedoch befällt Dich Beben dann
Wie einen furchtgeplagten Mann,
Aus tiefster Seele seufz'st Du auf,
Und wisse, dies ist der Verlauf
Bei denen die das Leid verspürt,
In das Du jetzt wirst eingeführt.
Dann muß'st Du sorgen unverweilt,
Wenn Deine Liebste fern geeilt
Dann sagst Du: Gott, was für ein Schmerz,11
Daß ich nicht bin, allwo mein Herz!
Warum that nur mein Herze gehn?
An das denk' ich, mag sonst Nichts sehn.
Könnt' meinen...