Klartext: Impfen! - Ein Aufklärungsbuch zum Schutz unserer Gesundheit

Klartext: Impfen! - Ein Aufklärungsbuch zum Schutz unserer Gesundheit

von: Dr. Thomas Schmitz, Sven Siebert

HarperCollins, 2019

ISBN: 9783959678841

Sprache: Deutsch

208 Seiten, Download: 1153 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Klartext: Impfen! - Ein Aufklärungsbuch zum Schutz unserer Gesundheit



Vorwort

Es gibt nicht viele Themen, die die Temperatur einer eben noch freundlich-harmlosen Plauderei binnen weniger Minuten auf den Siedepunkt treiben oder in eisige Tiefen abfallen lassen können. Man braucht wirklich sehr viel Disziplin, um in einem Gespräch übers Impfen nicht sehr schnell sehr emotional zu werden. Wenn Sie dieses Buch in die Hand genommen haben, haben Sie das wahrscheinlich schon einmal selbst erlebt. Jemand schneidet das Thema an, es gibt eine kurze Pause, in der man Luft holt – und dann geht’s los!

Freundschaften sind darüber zerbrochen, enge Verwandte stellen den Kontakt ein, Mütter und Väter prozessieren gegeneinander bis zum Bundesgerichtshof. Was ist da los? Weshalb kann uns ein auf den ersten Blick gar nicht so spektakuläres Thema wie das Impfen so wahnsinnig aufregen?

Die Antwort ist eigentlich naheliegend. Es geht um unsere Kinder. Kaum etwas verfolgen wir so bedingungslos: Bekommt Kinder! Der natürliche Drang, sich fortzupflanzen, beschäftigt auch uns Menschen in einer modernen Gesellschaft, die sich von vielen natürlichen Prozessen abgekoppelt hat. Wenn man Punkt eins abgehakt hat, und die Kinder auf der Welt sind, kommt Punkt zwei. Und der ist für die meisten Menschen nicht weniger bestimmend: Sorgt dafür, dass es euren Kindern gut geht. Dass sie überleben! Schützt ihre Gesundheit!

Und schon sind wir mittendrin. Denn die Gesundheit der Kinder schützen wollen wir alle. Aber wie das beim Thema dieses Buches am besten gelingt, darüber tobt die Debatte. Für die einen ist es selbstverständlich, Kinder durch Impfungen gegen die Gefahren von Infektionskrankheiten zu schützen. Für die anderen sind gerade Impfungen eine unverantwortliche Gefährdung der Kindergesundheit. Und beide Seiten werfen der jeweils anderen das Gleiche vor: Ihr macht euch schuldig! Ihr gefährdet die Gesundheit eurer Kinder!

Keine gute Voraussetzung für ein entspanntes Gespräch über das Für und Wider einer medizinischen Maßnahme.

Impfen ist Körperverletzung. Das sehen auch Ärzte so, und unsere Kinder werden Ihnen diese Einschätzung jederzeit bestätigen. Wenn der Kinderarzt eine kleine Spritze auf seinem Tablett liegen hat, ist der bis dahin eigentlich ganz entspannte Besuch in der Praxis im Eimer. »Papa! Ich will mich nicht mit einer Nadel stechen lassen!«

Impfen ist tatsächlich – im juristischen Sinne – Körperverletzung. Ähnlich wie operative Eingriffe. Kein Arzt darf in Deutschland eine Impfung verabreichen oder einem bei einer Operation mit einem Skalpell die Bauchdecke öffnen ohne Einwilligung des Patienten – oder seiner Eltern, wenn der Betroffene minderjährig ist. Es geht um die Abwägung, ob der Nutzen eines Eingriffs die Verletzung der körperlichen Unversehrtheit rechtfertigt.

In manchen Ländern besteht eine staatlich verordnete Impfpflicht. Die gab es auch in der DDR, wo jeder ein Impfbuch besaß, in dem bescheinigt wurde, dass die Bürgerin oder der Bürger der Republik die vorgeschriebenen Impfungen gegen Pocken, Tuberkulose, Kinderlähmung, Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus und Masern erhalten hatte. Heute muss in Deutschland, ebenso wie in Österreich und in der Schweiz, jeder für sich entscheiden, ob und wogegen er sich und seine Kinder impfen lässt.

Eltern müssen also abwägen. Auf der einen Seite steht der Schutz gegen gefährliche Infektionskrankheiten. Auf der anderen das Risiko der Nebenwirkungen einer Impfung oder die Sorge über mögliche Impfschäden.

Eltern wollen eine solche Entscheidung heute vielfach bewusst und eigenständig treffen und nicht kritiklos der Empfehlung eines Arztes oder einer staatlichen Kommission folgen. Das ist grundsätzlich verständlich und berechtigt, aber meistens verdammt schwierig. Die Materie ist komplex, das Immunsystem ein kompliziertes Wunderwerk, die Informationen, die gedruckt und online zur Verfügung stehen, sind oft widersprüchlich. Und persönliche Erfahrungen mit schwerer Krankheit fehlen in der Regel.

Wer sich auf die Suche nach Informationen macht, gerät schnell in die lebhafte Szene der vehementen Impfgegner. Im Netz wimmelt es nur so von Posts, Tweets und Seiten, auf denen die angeblich verheerenden Wirkungen des Impfens beschrieben und beschrien werden. Es gibt auf dem deutschsprachigen Buchmarkt eine Fülle impfgegnerischer Literatur. Doch obwohl sie auf allen Kanälen senden, treten nicht wenige der Autoren als »Enthüller« auf, die Wahrheiten präsentieren, die in unserem Land sonst »unterdrückt« oder »verschwiegen« würden. Die Öffentlichkeit zum Thema Impfen besteht zum großen Teil aus Gegenöffentlichkeit.

Es ist daher gar nicht so einfach, der Impffrage aufgeschlossen gegenüberzutreten. Wer online nach Literatur sucht, muss eigentlich zu dem Schluss kommen: Irgendetwas scheint ja wohl dran zu sein an den Argumenten der Impfgegner. Manches klingt doch auf den ersten Blick ganz plausibel …

Die Geschichte des Impfens ist aber keine 200-jährige Geschichte der Lügen und Verschwörungen, wie uns viele der Anti-Impf-Aktivisten weismachen wollen. Sie ist im Gegenteil eine der größten Erfolgsgeschichten der Medizin. Die Entdeckung der Krankheitserreger und der Immunisierung gegen sie beendet die Phase der Menschheitsgeschichte, in der man Infektionskrankheiten als Schicksal ansehen musste, dem man weitgehend wehrlos gegenüberstand.

Mitte des 19. Jahrhunderts stritt man noch darüber, ob mikroskopisch kleine Lebewesen durch »Urzeugung« entstehen. Oder ob in Frauen, die an Kindbettfieber erkrankt waren, »Fremdstoffe« zu »gären« begonnen hatten. Dann blickten Louis Pasteur und Robert Koch immer tiefer in ihre Mikroskope, entwickelten erste Brutschränke und sterile Arbeitsmethoden. Mit der Entdeckung von Bakterien und Viren wurde die Bedeutung der Hygiene erkannt. Viele Krankheiten verbreiten sich heute weniger leicht, weil die Übertragungswege unterbrochen werden können. Es waren große Momente der Menschheitsgeschichte, als Pasteur und Koch in ihren Studierzimmern die ersten Erreger isolierten und schließlich erkannten, dass eine überstandene Infektion in vielen Fällen vor einer neuen Erkrankung schützt.

Natürlich gründen diese Forschungserfolge auch auf Rückschlägen. Es kam zu Infektionen, verantwortungslose Menschenversuche wurden unternommen, und manchmal richteten die Impfversuche schlimmeren Schaden an als die Krankheiten, die sie verhindern sollten. Aber wer diese historischen Fehlschläge heute als Argumente gegen das Impfen ins Feld führt, der müsste viele Bereiche der modernen Medizin ablehnen.

Impfstoffe gehören heute zu den am besten überwachten Medikamenten überhaupt. Die unerwünschten Wirkungen von Impfungen sind viel geringer als in der Frühzeit der Impfmedizin, das Risiko von Impfschäden wurde immer weiter minimiert. Vor allem sind die Impfungen in den meisten Fällen hochwirksam. Impfungen gehören zu den effektivsten Methoden, um den Menschen vor gravierenden Infektionskrankheiten zu schützen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass durch Impfungen jährlich zwei bis drei Millionen Todesfälle vermieden werden und bis heute bereits Hunderte Millionen vermieden wurden.

Trotzdem ist die immunologische Forschung nicht abgeschlossen: Neue Impfstoffe werden entwickelt. Es wird untersucht, wie bestehende Risiken weiter verringert werden können, oder ob Nebenwirkungen auftreten können, die bisher unerkannt geblieben sind.

Es ist eindeutig widerlegt, dass Masern-Impfungen Autismus auslösen können. Und es gibt keinerlei Belege, dass Impfungen Allergien begünstigen.

Es ist paradoxerweise gerade der große Erfolg der sogenannten Schulmedizin, der zu der falschen Annahme führt, man selbst und die eigenen Kinder seien von Infektionskrankheiten nicht mehr bedroht. Kinderkrankheiten sind aber auch heute noch eine todernste Sache. Weil uns das oft nicht mehr bewusst ist, verbreitet sich die Annahme, der Kinderorganismus müsse diese Erkrankungen »durchstehen«, um »gestärkt« daraus hervorzugehen.

Krankheiten werden vielfach als »natürlich« und daher irgendwie gut angesehen. Aber auch Erdbeben und Tsunamis sind natürlich. Epidemien von Infektionskrankheiten können ebenso verheerende Folgen wie solche Naturkatastrophen haben. Und es gibt keinen Zweifel, dass man sich davor, so gut es geht, schützen sollte.

Infektionskrankheiten haben keinen »Sinn«. Sie sind nicht dafür da, das menschliche Immunsystem zu stärken oder an der Persönlichkeitsbildung mitzuwirken. Die Viren und Bakterien, die Krankheiten auslösen, folgen nur ihrem genetischen Programm – nämlich sich selbst zu vermehren. Der Begleitschaden ist, dass sie uns krank machen, manchmal todkrank.

1962 starben in Deutschland – Ost und West – 156 Menschen an Masern. Heute sterben pro Jahr zwischen keinem und drei Menschen an der Krankheit – vor allem weil es viel, viel weniger Erkrankungen gibt als vor sechs Jahrzehnten. Wer heute auf das verhältnismäßig geringe Infektionsrisiko vertraut und auf eine Impfung verzichtet, profitiert von all denen, die sich früher haben impfen lassen und die dies auch heute noch tun. Wer sich und seine Kinder heute impfen lässt, übernimmt soziale Verantwortung. Oder umgekehrt: Wer das unterlässt, verhält sich rücksichtslos.

In Deutschland stirbt heute statistisch gesehen einer von tausend Masernkranken. Das ist zwar auch weniger als früher, weil man die Krankheit heute besser behandeln kann. Aber eine Gruppe von tausend Menschen, von denen einer stirbt, kann man sich durchaus noch vorstellen. Wer ein masernkrankes Kind zu Hause hat, findet diese Quote nicht so lustig.

Doch es...

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