Entdecke dein Wofür - Der Weg zu einem Leben, das wirklich deins ist

Entdecke dein Wofür - Der Weg zu einem Leben, das wirklich deins ist

von: Ali Mahlodji

GRÄFE UND UNZER, 2020

ISBN: 9783833874871

Sprache: Deutsch

224 Seiten, Download: 6227 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Entdecke dein Wofür - Der Weg zu einem Leben, das wirklich deins ist



DEINE REISE ZU DIR SELBST


Schnapp dir ein Blatt Papier und einen Stift und zeichne ein Haus, gerade so, wie es dir in den Sinn kommt. Nimm dir ruhig Zeit und schmücke es aus, wenn du magst, gerne auch mit einer Landschaft drumherum. Du kannst es aber auch nur schnell skizzieren, das reicht auch.Blätter erst um, wenn du fertig bist.

BASTIAN UND SEIN GROSSER LEHRER EMIL


»Es gibt keinen, der nicht in irgendetwas der Lehrer des anderen sein könnte.«

BALTASAR GRACIAN Y MORALES

Ich bin jetzt in einem Alter, in dem so ziemlich alle meine Freunde Kinder haben beziehungsweise laut über das Thema nachdenken oder gerade »am Probieren« sind – ja, so nennen sie das wirklich.

Einer meiner Kumpels, Bastian, ist Journalist und ein Freigeist, wie er im Buche steht. Immer etwas verwirrt, sehr belesen und wenn er etwas macht, dann ist seine Leidenschaft dabei meilenweit zu spüren. Eine echte Künstlernatur.

Kinder sind in ihrer Fantasie noch viel freier als Erwachsene. Das zeigt sich auch in ihren Bildern und Zeichnungen.

Bastian hat einen Sohn, Emil, einen aufgeweckten, sonnigen kleinen Mann. Emil hat, so wie wohl viele Kinder, schon recht früh begonnen zu malen und zu zeichnen.

Du kennst das sicher, Kinder wollen alles anfassen und ausprobieren und wenn sie malen, dann toben sie sich mit den Stiften so richtig aus. Und Kids malen die Welt immer mit ihren eigenen Augen, da können Kühe schon mal rosa sein, Flugzeuge grün und eine Maus kann fünf Augen und Flügel haben.

Neulich erzählte Bastian mir, wie er eines Tages in die Küche seiner Wohnung kam und Emil dabei beobachtete, wie dieser ein Haus zeichnete. Es war ein farbenfrohes Haus und Emil total in seinem Element.

Du musst wissen, mein Kumpel Bastian ist ein sehr offener Mensch, der so ziemlich jede andere Meinung akzeptieren kann, auch wenn er sie nicht gut findet.

Er erzählte mir, wie er sich zu seinem Sohn stellte, um sich das Haus genauer anzusehen, und so nebenbei zu Emil sagte: »Wow, das ist ein schönes Haus. Aber Emil, du weißt schon, dass Fenster nicht rund sind, sondern eckig, oder?«

Sein Sohn hatte das Haus samt seiner Fenster so gemalt, wie es ihm gefallen hatte, doch jetzt erfuhr er von seinem Vater, den er liebte und bewunderte, dass Fenster anders, nämlich eckig zu sein haben.

KLEINE KOPIERMASCHINEN


Als Kinder wollen wir unseren Eltern gefallen, sie sind unsere persönlichen Helden. Von ihnen lernen wir die Regeln, die Werte und die Zusammenhänge der Welt, sie bringen uns bei, dass man bei einer grünen Ampel über die Straße geht und bei Rot stehenbleibt. Wenn unsere Eltern dann trotzdem bei Rot gehen, merken wir uns, dass es diese Regel zwar gibt, dass wir sie aber nicht so streng beachten müssen.

Je älter wir werden, desto mehr gewöhnen wir uns an, unsere individuelle Weltsicht gegen eine genormte auszutauschen.

Im Grunde waren wir früher alle kleine Kopiermaschinen, die das, was sie gesagt und vorgelebt bekamen, nachgemacht und gelernt haben, es als richtig und gut anzusehen.

Dreimal darfst du raten, wie Emil heute ein Haus zeichnet: unten ein Viereck, obendrauf ein Dreieck und kleine, eckige Kästen als Fenster und Türen. Der Schornstein ist vermutlich auf der rechten Seite und falls Emil noch Wolken darüber malt, dann sind diese aller Wahrscheinlichkeit nach blau – obwohl ich in meinem Leben noch niemals blaue Wolken gesehen habe.

Sieh dir deine eigenen Kinderzeichnungen an: Hast du die Welt als Kind nicht mit sehr anderen Augen gesehen als heute? Vielleicht bis dir jemand gesagt hat, dass Fenster eckig sein müssen.

DEM ANDEREN UNBEWUSST DIE EIGENE REALITÄT AUFZWINGEN


Ist es nicht verrückt, dass die Wirtschaft lauthals nach Menschen ruft, die »outside the box« denken und sich mal wieder trauen, Regeln zu brechen? Ich denke, wir alle waren genau solche Menschen – bis wir gelernt haben, dass wir innerhalb der Linien zu malen haben, dass Fenster eckig sein müssen, dass Gras grün ist und Wasser blau.

Wir sind so lange rational denkende Menschen, bis uns jemand daran erinnert, wie verloren unsere Gedanken sind.

Zurück zu Bastian. Ich würde sofort unterschreiben, dass er ein Querdenker ist, doch offensichtlich ist sogar er, der im Gegensatz zu vielen anderen Kopfmenschen einen kreativen Zugang zur Arbeit hat, nicht davor gefeit, in starren Denkmustern gefangen zu sein. Was sagt uns das?

Nun ja, dass zum Beispiel Menschen ihre eingefleischten Denkmuster nicht aus Böswilligkeit an die nächste Generation weitergeben, sondern weil es zutiefst menschlich ist, Muster und Denkmodelle, die sich für uns als erfolgreich erwiesen haben, als Standardmodell der Realität anzusehen. Haben wir dann das Gefühl, dass unser Gegenüber von unserem Standardmodell abweicht, versuchen wir – gerade, wenn uns die Person wichtig ist – auf Teufel komm raus, sie mit guten Ratschlägen oder Schlimmerem auf Linie zu bringen.

Was uns das Beispiel der eckigen Fenster lehren kann, ist etwas, das dir das Leben erleichtern wird, wenn du deinen Weg gehst. Und zwar, dass alle Menschen ihre eigene Realität haben und wir immer nur die Summe der Erfahrungen unserer Vergangenheit sind. Das, was sich für uns als gut oder richtig erwiesen hat, akzeptieren wir als Normalzustand, und Dingen, mit denen wir schlechte Erfahrungen gemacht haben, versuchen wir auszuweichen und andere davor zu bewahren.

Bastian wollte seinen Sohn nicht in seiner Fantasie beschränken, sondern nur, dass er keinen Fehler macht, der sein Leben vielleicht erschweren könnte. Das Zentrale an dieser Geschichte ist, dass so ein Prozess in der Regel komplett unterbewusst abläuft, Bastian hier also komplett automatisch gehandelt hat. Erst Wochen später, als wir bei einem Bier zusammensaßen und er mir die Geschichte erzählte, wurde ihm bewusst, was er seinem Sohn da mitgegeben hatte. Im Rückblick hat sein Sohn ihn gelehrt, wie sehr er auch als Vater von unbewussten Aktionen gesteuert wird.

IMPULS: Die Prägungen unserer Kindheit

Nimm die Zeichnung deines Hauses und schreib an einer freien Stelle hinzu, welche Menschen dich in deiner Kindheit am meisten geprägt haben – egal ob auf gute oder schlechte Weise. Schreibe dann neben den Namen jeder Person ein bis zwei Grundaussagen hin, die du mit ihr verbindest, die also für diese Person stehen.

Die Übung dient dazu, dass du dir bewusst machst, mit welchen Aussagen und Glaubenssätzen du aufgewachsen bist. Wie du in den nächsten Kapiteln sehen wirst, ist das von zentraler Bedeutung für dich und deinen Weg – und natürlich dafür, dass du immer seltener in dieselbe Falle tappst wie Bastian.

VON KINDERN LERNEN


»Wie alt werden wir, bis wir sterben?«

»Fliegt das Flugzeug so hoch, wie die Sterne sind?«

»Was ist eine Ameisenstraße und dürfen Menschen die benutzen?«

»Woher kennen Menschen die Zahlen?«

»Warum ist der Mond rund?«

»Wie wird man tot?«

»Woher kommt der Schnee auf den Bergen?«

»Woher kommen Wirbelstürme?«

FRAGEN VON DEM 3-JÄHRIGEN FELIX, DEN ICH BEI EINER WANDERUNG KENNENLERNEN DURFTE.

Hast du schon mal ein Baby gesehen, das sich geweigert hat, sich zu entwickeln und Neues zu lernen, zum Beispiel Sprechen und Laufen? Und hast du schon mal von einem Kind gehört, das bei dem Versuch, diese beiden schwierigen Dinge zu beherrschen, aufgegeben hat, weil es das einfach zu schwer fand?

Aufgeben ist für Babys keine Option, wenn es ums Laufen- oder Sprechenlernen geht.

»Hey, Mama, Papa … ich habe jetzt 40-mal versucht aufzustehen und einen Fuß vor den anderen zu setzen und bin immer wieder hingefallen. Das wird nichts mehr, bitte mich für den Rest meines Lebens tragen.«

Egal, wie oft ein Baby wortwörtlich auf die Schnauze fällt – es gibt nicht auf. Ja, es denkt nicht mal daran. Und es jammert auch nicht »ich bin sprachlich unbegabt«, wenn es darum geht, sprechen zu lernen – selbst wenn seine Muttersprache eine der schwersten Sprachen der Welt ist.

Es ist mittlerweile bekannt, dass sowohl der Erwerb der Muttersprache als auch das Erlernen des aufrechten Ganges zu den schwierigsten Dingen gehört, die ein Mensch im Laufe seines Lebens zu lernen hat. Trotzdem denkt dieses kleine Wesen nicht im Traum daran, aufzugeben. Ist das nicht ein Wunder?

Ein Baby kennt sein Wofür von der Sekunde an, wo es diese Welt betritt.

Während das Thema Lernen bei den meisten Erwachsenen ungute Erinnerungen an die Schulzeit weckt, ist es für Babys etwas ganz Selbstverständliches. Sie lernen all diese grundlegenden Fähigkeiten bis zur Meisterschaft – sonst wären sie nicht in der Lage, aktiv am Familienleben und ihrer Umgebung teilzunehmen. Interessanterweise eignen sie sich diese Dinge nicht nur völlig automatisch, sondern auch enorm hartnäckig und manchmal geradezu verbissen an. Ganz offensichtlich, weil sie sie unbedingt beherrschen möchten.

Der Wunsch, aktiv an dem Geschehen um es herum teilzunehmen, liefert dem Baby einen immens wichtigen Grund, diese Strapazen auf sich zu nehmen und nicht aufzugeben. Das Baby hat also, bevor es überhaupt sprechen kann, bereits ein Wofür, wegen dem es sich jeden Tag...

Kategorien

Service

Info/Kontakt