Mein Garten fürs Leben - Praktische und kreative Wege zum naturnahen Traumgarten

Mein Garten fürs Leben - Praktische und kreative Wege zum naturnahen Traumgarten

von: Wolfram Franke

BLV, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2020

ISBN: 9783967470161

Sprache: Deutsch

312 Seiten, Download: 75331 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Mein Garten fürs Leben - Praktische und kreative Wege zum naturnahen Traumgarten



Zunächst einmal fuhr ich mit meiner Familie in den Urlaub auf die dänische Insel Bornholm. Während dieser Zeit dachte ich auch über die Gestaltung des neuen Gartens nach. Dabei erinnerte ich mich an eine Zeichnung im Katalog der Kölner Staudengärtnerei Jürgl, in der ich selber nie gewesen bin. Ich habe diesen Katalog während meines Fachstudiums zum staatlich geprüften Gartenbautechniker im Jahr 1979 oder 1980 bekommen. Darin fand ich einen Gestaltungsvorschlag mit der Überschrift: »Ein Paradies mit Stauden«. Dazu eine ansprechende Zeichnung von einem Erdwall blühender Stauden, der einen Sitzplatz umgibt. Darauf ein Holzdeck, auf dem sich eine nackte Frau sonnt. In einem Text darunter ist diese Zeichnung wie folgt beschrieben: »Ein mannshoher Erdwall trennt den Ruheplatz von der Außenwelt ab ...« Daran schließt sich die Beschreibung der Pflanzen an. Dieser auf der Zeichnung dargestellte Garten hat mich auf Anhieb fasziniert.

Außerdem hatte ich während meines Studiums sowie entsprechend dem Konzept der Permakultur gelernt, dass ein mit Gehölzen bepflanzter Erdwall den Garten nach Norden hin vor Wind und Kälte schützt und, wenn er sich nach Süden öffnet, gleichzeitig eine Sonnenfalle bilden kann. Nach diesem Vorbild sollte der Garten planiert, besser: modelliert werden.

Auf dem Gelände, versteckt hinter Bergen von Kieselsteinen und Mutterboden, gab es noch ein paar eingeschlagene Bäume und Sträucher. Schorsch sagte, ich solle diejenigen, die ich im Garten verwenden will, kennzeichnen.

Die anderen – es waren vor allem Ahornbäume – nahm er mit der Baggerschaufel seines Traktors heraus und pflanzte sie jeweils an den Rand des umliegenden Geländes – dort konnten sie sich nach Belieben entfalten.

Jetzt geht’s zur Sache!


Dann kam der Bagger. Ich steckte mit nur wenigen Stäben den Teil des Geländes ab, den mir Schorsch zur Gestaltung des Gartens zur Verfügung gestellt hatte. Dem Baggerfahrer musste ich nicht viel erklären. Doch ich blieb an dem Tag, an dem er die Erde planierte, auf meiner Baustelle. Wichtig war mir, dass er dort, wo ich den Erdwall geplant hatte, die Mutterbodenschicht zunächst abräumte und dann den Erdwall Lage für Lage in der Schichtung aufschüttete, wie auch der Boden der Schotterebene, auf der dieser Garten entstand, beschaffen ist: eine Lage mit größeren und kleineren Kieselsteinen, aber auch lehmiger Erde dazwischen, dann Unterboden, in Bayern »Rotlage« genannt, und schließlich eine nicht zu knapp bemessene Schicht Mutterboden.

Der bayrischen Sprache noch ziemlich unkundig, erfuhr ich erst viel später, dass man in Bayern den Unterboden als Rotlage bezeichnet (obwohl der gar nicht rot, sondern hellbraun ist) und den Mutterboden, der fachlich korrekt Oberboden heißt, Humus nennt. Das ist auch nicht wirklich richtig, denn Humus ist die aus verrottenden Pflanzenteilen bestehende organische Substanz, die beispielsweise im Wald auf dem Oberboden liegt.

Zum Planieren des Gartens wies ich den Baggerfahrer an, mir einen Erdwall an der Nord- und Westseite aufzuschütten. An der Ostseite befindet sich die Scheune der Kompostieranlage, daneben in südlicher Richtung anschließend eine etwa 1,50 Meter hohe Mauer aus Betonwinkelsteinen. An Letztere ließ ich den Baggerfahrer ebenfalls Erde sanft bis zur Mauerkrone ansteigend anschütten. Zuletzt planierte er die nach Süden gerichtete Fläche in der Mitte.

Die Erdhaufen des Unterbodens und Oberbodens (Mutterbodens) waren vorher, so wie es sein sollte, getrennt voneinander gelagert, sodass der Baggerfahrer, nachdem er den Unterboden mit der Schaufel aufgerissen hatte, den Erdwall zuerst mit einer reichlich mit Kies vermischten Schicht lehmiger Erde, dann mit Unterboden und zum Schluss mit Mutterboden auffüllen konnte. Auf diese Weise entstand ein Gelände, das einer halben Schale ähnlich sah und deren ebene Fläche ich vor allem für Gemüse und Kräuter vorgesehen hatte.

Dieses Rohplanum war mithilfe des Baggers an nur einem Tag entstanden. Noch bevor der erste Baum und Strauch gepflanzt war, entstand schon allein durch diesen Erdwall eine Atmosphäre des Schutzes, eines wärmenden Kleinklimas, ja bereits ein Hauch von Geborgenheit.

Die letzte Feinarbeit mit der Baggerschaufel, nachdem der Erdwall Schicht für Schicht, vom Kiesschotter bis zum Mutterboden, aufgeschüttet wurde.

Vorsicht, Staunässe!


Doch meine Freude darüber wurde schon nach wenigen Tagen getrübt. Denn nach einem nächtlichen Regenguss hatten sich auf der ebenen Fläche meines zukünftigen Gartens ansehnliche Pfützen gebildet, die auch nicht so schnell verschwanden. Fachleute nennen das Staunässe.

Um diesen Zustand künftig zu vermeiden, kommt es darauf an, den Unterboden bis zum Ausgangsgestein – an dieser Stelle: Schotterkies – aufzureißen, damit überschüssiges Wasser ungehindert abfließen kann. In meinem speziellen Fall unterrichtete ich Schorsch davon. Der kam mit seinem Traktor und einem großen Pflug und riss die Erde der ebenen Fläche vor dem Erdwall so tief auf, dass das stehende Wasser augenblicklich versickerte. Anschließend schüttete er mit seiner Traktorschaufel noch einmal großzügig Oberboden auf. So wuchs die Mutterbodenschicht auf gut 30 Zentimeter an.

Auf dem Erdwall säte ich verschiedene Arten von Gründüngungspflanzen, darin enthalten waren Leguminosen wie wilde Wicken, einjährige Lupinen und Erbsen, Kreuzblütler wie Senf und Ölrettich, aber auch Phacelia, Tagetes und Ringelblumen. Außerdem hatte ich aus der Zeit unseres Bühler Gartens noch einige Tüten mit Resten von Gemüse- und Blumensamen. Teilweise war dieses Saatgut schon sehr alt. Doch ich säte es einfach in Reihen an der Südseite des Erdwalls aus mit dem Gedanken: Mal sehen, was davon aufgeht. Es ging fast alles auf: Kopfsalat, Pflücksalat, Rettich und Radieschen, dazu Erbsen, Bohnen und der Kürbis mit langen Ranken, nicht zuletzt die Kapuzinerkresse. Damit war die Erdoberfläche erst einmal gut bedeckt. Die Ebene vor dem Erdwall hatte ich dem Gemüse und verschiedenen Kräutern vorbehalten.

Eine Mauer ist ein schlechter Windschutz. Sie verstärkt den Wind und sorgt für Turbulenzen im Garten.

Wirksamer ist ein durchlässiges Hindernis, das die Windgeschwindigkeit bereits erheblich verringert.

Optimal ist die Verbindung einer frei wachsenden Hecke mit einem Erdwall. Der Wind wird nach oben geleitet und effektiv gebremst.

WINDSCHUTZ

Windschutz ist für jeden Garten von entscheidender Bedeutung. Er vermindert die Verdunstung, was den Pflanzen zugute kommt, Wasser und Arbeit spart. Außerdem wird dadurch das aus dem Boden aufsteigende Kohlendioxid nicht weggeweht, sondern steht den Pflanzen für ihre Fotosynthese zur Verfügung. Sie gedeihen dann wesentlich besser. Wo der Wind erheblich gebremst wird, das Erdreich nicht so leicht austrocknet und durchgehend mit Pflanzen bedeckt ist, findet auch keine Erosion statt. Der Boden bleibt lebendig und fruchtbar.

Wirksame Windbrecher

Als Student erfuhr ich in einer Vorlesung von einem wissenschaftlichen Experiment. Man hatte einen Maschendrahtzaun von einem Meter Höhe quer zur Windrichtung aufgestellt und die Geschwindigkeit des Windes von Luv (dem Wind zugewandte Seite) nach Lee (dem Wind abgewandte Seite) gemessen. Das Ergebnis: Erst acht Meter hinter dem Maschendrahtzaun auf der Lee-Seite hatte der Wind wieder die Geschwindigkeit erreicht, mit der er auf der Luv-Seite auf den Zaun aufgetroffen war. Natürlich ist ein Maschendrahtzaun damit noch kein geeigneter Windschutz. Doch dieses Beispiel zeigt, wie ein durchlässiges Hindernis den Wind wirksam bremsen kann, so z. B. eine geschnittene Hecke, besser eine drei- bis fünfreihige Gehölzpflanzung, am besten aber ein mit Gehölzen bepflanzter Erdwall. Eine Mauer wäre dagegen ein denkbar schlechter Windschutz, denn die von der Luv-Seite auf sie treffenden Windmassen werden nur umgeleitet und schlagen sich auf der Lee-Seite umso heftiger nieder.

Sonnenfalle – Permakultur

Genau diese Erkenntnis machte sich auch Bill Mollison, der Begründer der Permakultur, zunutze. Er kombinierte hufeisenförmig angeordnete Gehölzstreifen, die vor Wind von außen, vor allem von Norden schützen und sich nach Süden der Sonne öffnen. Gehölze, Steine, Erde und Wasserflächen speichern die Sonnenwärme und strahlen sie nachts allmählich wieder ab. Es entsteht ein geschütztes Mikroklima, in dem Pflanzen besser gedeihen und Frucht bringen.

Die Einteilung des Gartens


Einen Plan zur Gestaltung der Fläche hatte ich noch nicht gezeichnet. Ich hatte zwar ein paar Ideen im Kopf, vieles entstand aber später. Zunächst kam es mir auf die Gehölze auf dem Erdwall an. Und danach fing ich an,...

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