Rosa Ritter & schwarze Prinzessinnen - Was wirklich 'typisch männlich' und 'typisch weiblich' ist

Rosa Ritter & schwarze Prinzessinnen - Was wirklich 'typisch männlich' und 'typisch weiblich' ist

von: Axel Dammler

Gütersloher Verlagshaus, 2011

ISBN: 9783641065591

Sprache: Deutsch

176 Seiten, Download: 439 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Rosa Ritter & schwarze Prinzessinnen - Was wirklich 'typisch männlich' und 'typisch weiblich' ist



JUNGEN UND MÄDCHEN IN DER GESCHLECHTERFALLE (S. 65-66)

WAS BLEIBT VOM KLEINEN UNTERSCHIED?


KEINE MACHT DEN GENEN?

Es ist Ihnen sicher aufgefallen: Ich habe bisher kaum über Chromosomen und angeborene physische Fähigkeiten gesprochen und werde das auch im weiteren Verlauf des Buches nicht tun – obwohl doch ungefähr die Hälfte der Geschlechteridentität auf diese Weise angeboren ist. Dabei ist ja offensichtlich, dass es diese angeborenen physischen Unterschiede gibt und dass diese Unterschiede auch in vielfältiger Weise Einfluss auf die Lebenswelten von Männer und Frauen haben. Wir sind in gewisser Weise natürlich durchaus Opfer unseres angeborenen Geschlechts.

Jedes Jahr bewerben sich mehr junge Frauen als Männer für die dreijährige Ausbildung zum Fluglotsen bei der DFS, der Deutschen Flugsicherung GmbH. Trotzdem liegt der Männer-Anteil bei denjenigen, die es durch die anspruchsvollen Prüfungen schaffen, bei 70 %. Frauen scheitern hier oft daran, dass ihnen in den Tests das notwendige räumliche Vorstellungsvermögen fehlt. Wenn sie aber durchkommen, dann bringen sie oft bessere Leistungen als ihre männlichen Kollegen.

Ich will auch erst gar nicht versuchen, den Ursprung der von mir beschriebenen Grundbedürfnisse herzuleiten. Wenn Männer Status wollen, kann das z. B. etwas mit dem Werben um Weibchen zu tun haben (manche Weibchen sollen ja irgendwie auf Männchen mit Status stehen …), aber auch damit, dass dieses Handlungsmotiv letztlich immer zur Stärkung der Spezies Mensch als Ganzes im darwinschen Wettbewerb mit konkurrierenden Arten beigetragen hat. Im körperlichen Kampf mit wilden Tieren oder durch Entdeckungen und Erfindungen haben sich auf Dauer eben die Männchen durchgesetzt, die auf irgendeine Weise überlegen waren. Diese haben so nicht nur der Arterhaltung gedient, sondern die Art Mensch durch ihr Überleben auch geprägt und weiterentwickelt.

Andererseits bin ich der festen Überzeugung: Selbst wenn Männern und Frauen gewisse Stärken und Schwächen körperlich und mental angeboren sind, bestimmt das nicht das komplette Leben. Es befreit vor allem auch nicht von der Notwendigkeit, Rollenmuster in der Gesellschaft zeitgemäß weiterzuentwickeln. Denn wenn wir uns nur auf die Gene berufen bzw. dahinter verstecken, dann wird das Thema Gleichberechtigung für die Frauen in der Sackgasse enden – und der Mann muss als Geschlecht in naher Zukunft leider trotzdem abgewickelt werden, weil man ihn nicht mehr brauchen kann. Ich persönlich entwickle mich lieber weiter, anstatt abgewrackt zu werden.

Diese Weiterentwicklung kann nicht gegen die Gene und auch nicht gegen die Veranlagung des Menschen geschehen, sondern muss im Einklang damit erfolgen. Hier kommen die genannten geschlechtsspezifischen Grundbedürfnisse ins Spiel: Die persönlichen Chromosomen und Gene kann man nicht verändern, genauso wenig wie die Grundbedürfnisse. Während man aber körperliche Defizite nur begrenzt ausgleichen kann und sie schließlich wohl auch akzeptieren muss – hier sind dann einfach klare Grenzen gesetzt, siehe das Auswahlverfahren für Fluglotsen –, geben uns unsere Grundbedürfnisse keine so eindeutigen Fähigkeiten und Grenzen vor. Grundbedürfnisse sind Handlungsmotive, nicht mehr und nicht weniger.

Sie bringen uns dazu, Dinge zu tun, die dann diese Bedürfnisse in uns befriedigen. Und hierin liegt die große Chance: Wir tragen diese Bedürfnisse in uns, doch wie wir sie befriedigen, das ist uns relativ freigestellt. Genauso, wie man auf viele Arten seinen Hunger oder Durst stillen kann, kann man auch auf viele verschiedene Arten die geschlechtsspezifischen Grundbedürfnisse stillen. Das heißt: Man kann diese eigentlich extrem geschlechtsspezifischen Veranlagungen also auch dazu nutzen, aus tradierten Rollen auszubrechen, wenn man es denn nur richtig macht. Damit dies gelingen kann, muss man sich allerdings erst einmal klar machen, wie sich diese Grundbedürfnisse wirklich auswirken, wie diese Veranlagungen also das Verhalten von kleinen und großen Jungs und Mädchen beeinflussen. Man muss akzeptieren, dass es den kleinen Unterschied eben doch gibt.

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