Natürliche Schmerzkiller - Schnell beschwerdefrei ohne Nebenwirkungen und Chemie

Natürliche Schmerzkiller - Schnell beschwerdefrei ohne Nebenwirkungen und Chemie

von: Aruna M. Siewert

GRÄFE UND UNZER, 2020

ISBN: 9783833876851

Sprache: Deutsch

128 Seiten, Download: 10845 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Natürliche Schmerzkiller - Schnell beschwerdefrei ohne Nebenwirkungen und Chemie



MUSS DAS SEIN? SCHMERZ UND SEINE BOTSCHAFTEN VERSTEHEN


Von Anfang bis Ende begleiten sie unser Leben. Schmerzen sind machtvoll und senden starke Signale, sie können nerven, zermürben, rastlos oder lethargisch machen, uns den Atem rauben. Manche Menschen haben nur gelegentlich Kopfweh, einen verstauchten Knöchel, Bauchgrummeln, einen aufmuckenden Zahn. Andere leben tagein, tagaus mit Schmerzen. Intensive Schmerzerlebnisse können tiefe Spuren an Körper und Psyche hinterlassen. In diesem Buch finden Sie Rat und natürliche Hilfen. Damit die Maßnahmen optimal wirken, sollten Sie wissen: Was ist Schmerz und wofür ist er gut, wie läuft die Schmerzwahrnehmung ab, warum wird ein Schmerz chronisch und welchen Einfluss hat die Psyche? Je besser wir Schmerz verstehen, desto besser können wir mit ihm umgehen.

WAS IST SCHMERZ?


Die international anerkannte Definition des Begriffes Schmerz von der IASP (International Association for the Study of Pain) lautet: »Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- oder Gefühlserlebnis, das mit einer aktuellen oder potenziellen Gewebeschädigung einhergeht oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.« Schmerz ist also ein Frühwarnsystem des Körpers und soll uns vor Schaden bewahren – zunächst einmal eine sinnvolle und nützliche, bisweilen lebensrettende Einrichtung. Durch die Empfindung von Schmerzen werden wir gezwungen, Ursachenforschung zu betreiben, wenn es an offensichtlichen Ursachen wie Verletzungen mangelt. Schmerz kann uns dazu bringen, uns trotz eines gefüllten Terminkalenders zu schonen und schädliche Verhaltensweisen und Gewohnheiten zu ändern.

Menschen, die aufgrund einer Nervenschädigung ein vermindertes Schmerzempfinden haben, sind viel anfälliger für Verletzungen, Entzündungen und degenerative Prozesse im Gewebe. Absolute Schmerzfreiheit ist also nicht wünschenswert. Akuter Schmerz signalisiert, dass etwas ins Ungleichgewicht geraten ist, und hilft uns, auf uns zu achten. Macht sich der Schmerz allerdings selbstständig, indem er bleibt, obwohl der Bezug zu einem direkten Auslöser nicht mehr gegeben ist, dann ist er zu einer eigenständigen Erkrankung geworden. Man spricht nun von chronischem Schmerz (siehe >).

Jeder Mensch nimmt Schmerzen anders wahr. Wir beschreiben unterschiedliche Schmerzqualitäten zum einen mit Begriffen der Sinneswahrnehmung, also als stechend, bohrend, klopfend, hämmernd, ziehend, reißend, dumpf … Dieses persönliche Empfinden interessiert auch den Therapeuten bei der Untersuchung und gibt ihm wichtige Hinweise. Zum anderen verwenden wir emotionale Begriffe. So kann ein Schmerz zum Beispiel mörderisch, erschöpfend, quälend, lästig sein. Nicht ohne Grund dient Schmerz seit jeher auch in der Kunst als Motiv, auch Fernsehkommissare und Romanhelden bleiben nicht von ihm verschont. Hier zeigt sich in besonderer Form die Ambivalenz von Schmerz: Einerseits stört und quält er uns, andererseits kann er uns aber auch wach halten, kann Mahner oder gar Inspiration und Anreiz sein.

Das Schmerzgeschehen im Organismus ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit. Um sie möglichst gut zu verstehen, muss man sich auch mit den verschiedenen Schmerzformen und -definitionen beschäftigen. Zu diesen will ich nun einen Überblick geben.

»Die Schmerzen sind’s, die ich zu Hilfe rufe, Denn es sind Freunde, Gutes raten sie.«

Johann Wolfgang von Goethe, »Iphigenie auf Tauris«

NOZIZEPTIVER SCHMERZ


Der lateinische Begriff bedeutet, dass wir etwas Schädigendes wahrnehmen. Den typischen akuten Schmerz kennt jeder aus dem Alltag, wo er oft von Flüchen begleitet wird: etwa, wenn wir beim Gemüseschneiden den Finger erwischen oder uns zum x-ten Mal den Kopf an der Dachschräge anhauen. Schon als Kinder kamen wir in den zweifelhaften Genuss von aufgeschrammten Knien und von akutem Bauchweh. Während hier meist eine fachgerechte Wundversorgung oder Kräutertee und eine Wärmflasche sowie Ruhe und Trost halfen, muss zum Beispiel bei einem (meist sehr schmerzhaften) Knochenbruch der Arzt ran, samt Röntgen, Schienen und eventuell einem antientzündlichen Schmerzmittel. Immer fordert uns ein solcher Schmerz also dazu auf, schnell die richtigen Maßnahmen zu ergreifen – und es möglichst beim nächsten Mal besser zu machen.

Rezeptoren an Gehirn …

Die Nozizeptoren oder Schmerzrezeptoren sind freie Nervenendigungen im Gewebe, die durch eine Schädigung desselben direkt erregt werden. Sie sind also auf Schmerzreize spezialisiert. Man unterscheidet hier somatische und viszerale (Eingeweide-)Schmerzen. Zu Ersteren gehören Schmerzen der Haut und Schleimhaut mit ihren bekannten, eher »hellen« Schmerzen, aber auch tiefergehende, »dumpfe« Schmerzen der Muskeln, Gelenke und Knochenhaut. Bei viszeralen Schmerzen sind eher die inneren Organe betroffen. Auch dieser Schmerz ist stumpf und oft dazu noch schwer zu lokalisieren, zumal er in andere Bereiche ausstrahlen kann.

Nozizeptoren haben zwei Ausläufer, wovon einer als Sensor in Haut oder Organ sitzt, während der zweite in das Rückenmark geht, sich mit einer anderen Nervenzelle über den Stand der Dinge bespricht, die dann die gewonnene Erkenntnis ans Gehirn weiterleitet.

… Gehirn an Muskeln

Die Nozizeptoren sind über das Rückenmark auch mit motorischen Nervenfasern im Kontakt. Das hilft zum Beispiel dabei, blitzschnell die Hand von der heißen Herdplatte zu nehmen. Dieser gesamte komplexe Vorgang der Informationsweiterleitung und daraus folgenden angemessenen Reaktion spielt sich in einem Bruchteil einer Sekunde ab.

Sobald ein Schmerzsignal unser Gehirn erreicht, schlägt es Alarm. Im Rahmen der dadurch ausgelösten Stressreaktion kann in Ausnahmesituationen das Schmerzempfinden durch die Ausschüttung von Endorphinen kurzfristig so weit herabgesetzt sein, dass wir trotz Verletzungen handlungsfähig bleiben, etwa nach einem schweren Unfall. Gleichzeitig erhöhen sich Puls und Blutdruck, wir sind »im Tunnel«, auf das Überleben fokussiert. Sobald der Körper wieder etwas zur Ruhe kommt, klingt die Stressreaktion ab, wir sehen wieder die Gesamtsituation und müssen nun entscheiden, was als Nächstes zu tun ist.

NEUROPATHISCHER SCHMERZ


Manche Schmerzen entstehen nicht durch äußere Umstände, sondern infolge einer Schädigung des Nervensystems, ob im Bereich des zentralen Nervensystems (ZNS), also Gehirn und Rückenmark, oder im Bereich außerhalb davon (peripheres Nervensystem, PNS). Beide sind eng miteinander verknüpft.

Hier geht der Schmerzimpuls nicht mehr von den Nervenenden aus, die sich im Gewebe befinden (Nozizeptoren), sondern zieht entlang einer Nervenbahn bis ins Gehirn. Ausgelöst werden diese Schmerzen auch durch leichte Berührungen und / oder in Ruhe.

Typisch für diese Schmerzen ist, dass sie uns anfallsartig erwischen, Betroffene beschreiben sie als einschießende, sehr starke, brennende oder schneidende Schmerzattacken.

Hierzu gehören zum Beispiel Schmerzen durch einen Schlaganfall oder multiple Sklerose, Neuralgien, diabetische Polyneuropathien, Rückenmarksverletzungen, Gürtelrosen und Nervenschmerzen nach Amputation, sogenannte Phantomschmerzen (siehe Kasten >).

Manchmal überschneiden sich die Schmerzformen, zum Beispiel bei einem Bandscheibenvorfall oder wenn ein Tumorwachstum gleichzeitig Nervengewebe beeinträchtigt.

PHANTOMSCHMERZ: GIBT’S DOCH GAR NICHT?

Oft spüren Menschen nach einer Amputation chronische Schmerzen, Jucken oder Brennen in dem Bereich, der nicht mehr existiert, und können die Empfindungen sehr genau lokalisieren. Häufig verstärken diese sich, wenn der Betroffene unter Stress steht. Auch wenn jemand dem nicht mehr existenten Bereich zu nahe kommt, können Schmerzen ausgelöst werden. Wie kann das sein? Früher nahm man diese Leiden nicht ernst, tat sie als Hirngespinst ab. Heute geht man davon aus, dass das Gehirn, weil es nach einer Amputation vergeblich auf Informationen aus dem fehlenden Bereich wartet, nach einer Weile mit der Umstrukturierung beginnt. Läuft bei diesem Umbau etwas falsch oder ist er unvollständig, wird der unbesetzte Bereich von einem Nachbarbereich gekapert und Empfindungen aus anderen Bereichen werden in den nicht mehr existenten Bereich projiziert. Die Nervensignale kommen also aus der betreffenden Nachbarregion.

Behandelt wird der Phantomschmerz ähnlich wie andere neuropathische Schmerzen mit Medikamenten, die das Nervensystem beeinflussen. Daneben ist es wichtig, die Umstrukturierung des Gehirns möglichst rückgängig zu machen. Das kann zum Teil mit einer Prothese geschehen, auch ein Training vor dem Spiegel oder gezielte Visualisierungen helfen dem Gehirn, den Schmerz wieder richtig zu lokalisieren. Die geeignete Therapie finden Betroffene in Zusammenarbeit mit dem Arzt und / oder in einer Schmerzambulanz oder Schmerzklinik (weiterführende Internetlinks siehe >).

WENN DER SCHMERZ CHRONISCH WIRD


Kehren Schmerzen immer wieder, zieht das Nervensystem seine Schlüsse und baut beteiligte Nervenverbindungen (Synapsen) weiter aus. Jetzt reagiert das Gehirn noch schneller und empfindsamer auf entsprechende Reize, das Schmerzempfinden ist nun chronisch.

Eigentlich gut gemeint: die Entzündungsreaktion

Einen wichtigen Anteil an der Chronifizierung hat die bei Schädigungen von Gewebe im Körper ablaufende Entzündungsreaktion. Die ist im Prinzip eine gute Idee des Organismus: Eine Entzündung ist ja eine Reaktion des Immunsystems, sie ruft im Eiltempo Abwehrzellen auf den Plan, die Durchblutung wird gesteigert, Wärme entsteht, Schmerz ist spürbar. Die herangeeilten Immunzellen fahren alles an Waffen auf, was ihnen zur Verfügung steht, um dem Feind...

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