Sudetendeutsche Elegie

Sudetendeutsche Elegie

von: Josef Ludwig

engelsdorfer verlag, 2011

ISBN: 9783862686780

Sprache: Deutsch

251 Seiten, Download: 324 KB

 
Format:  EPUB

geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Sudetendeutsche Elegie



Brief 4 Dreißig Jahre Krieg 

Bedenke dich, du armer Tor, prüf und durchgrab mit geistigem Grabestichel deine Vernunft. Johannes von Tepl, Der Ackermann aus Böhmen (S. 42-43)

In der unglücklichen Schlacht von Mohacs 1526 gegen die Türken verlor der ungarische und böhmische König Ludwig II. Sieg und Leben. Sein Nachfolger wurde, durch Erbverträge und Erbansprüche gesichert, der jüngere Bruder Karls V. und spätere Römische Kaiser (seit 1558) Ferdinand I. Damit war Böhmen an Habsburg gefallen und sollte dort bleiben, bis zum Zerfall Österreich-Ungarns 1918. Vom böhmischen Aufstand Nach den verheerenden Erschütterungen der Hussitenkriege hatte sich das Land wirtschaftlich erholt, ohne jedoch seine innere Ruhe gefunden zu haben.

Gerade auf religiösem Gebiet waren die alten Streitpunkte nicht ausgeräumt. Die Lehre Martin Luthers fiel auf fruchtbaren Boden und breitete sich rasch aus, auch im deutschen Siedlungsgebiet. Die Versuche zur Schaffung der Glaubenseinheit aber schlugen fehl.[54] Dem Hochadel war es im Verlaufe der konfessionellen Auseinandersetzungen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts gelungen, den größten Teil des ungewöhnlich reichen Grundbesitzes der katholischen Kirche an sich zu bringen.

Da auch die höchsten Landesämter durch seine Vertreter besetzt wurden, lag sowohl die wirtschaftliche als auch politische Macht in den Händen der böhmischen Herrenschicht. Der vormals einflußreiche Klerus hatte auch seinen Status als (erster) Stand verloren, obwohl er sich erneut allmählich festigte. Seine Basis fand er in dem zumeist katholischen Hochadel sowie den glaubenstreu gebliebenen Landstrichen von West- und Südböhmen, des Nordwestens und entlang der Grenze zu Mähren.

Den Städten war viel von ihrer mühsam errungenen Selbständigkeit verlorengegangen, ein Umstand, der zum Teil der Vertreibung des kapitalstarken deutschen Patriziats und der Handwerker geschuldet war. In einer kaum beschreibbar elenden Lage befand sich die Bauernschaft. Immer stärker verfiel sie in Knechtschaft und Rechtlosigkeit. Sich wiederholende Aufstände, Bettlerscharen und ein umsichgreifendes Räuberunwesen waren die Folge.

Mit dem Religionsfrieden von 1555 war kein achtungsvolles Nebeneinander entstanden. Im Gegenteil, die sich ausweitende Gegenreformation verschärfte die bestehenden und neu ausbrechenden Gegensätze zusätzlich. Bereits 1555 gründeten die Jesuiten in Prag zu St. Klemens ihre erste Niederlassung. Sie gewannen großen Einfluß auf das Erziehungswesen und beteiligten sich führend an den konfessionellen Streitigkeiten. Die Protestanten wiederum vereinigten sich 1575 in der „Confessio Bohemica“, einem auf hussitischen und anderen akatholischen Traditionen fußenden Zusammenschluß.

Die im 16. Jahrhundert vorwiegend in die Städte und den Bergbau zuwandernden, meist lutherisch gesinnten Deutschen, trugen zu seiner Verbreiterung bei.[55] Durch die Bildung konfessionell begründeter Fürstenbünde vollzog sich eine ähnliche Entwicklung auch im Reich: 1608 wurde die protestantische „Union“ und – als Gegenstück - 1609 die katholische „Liga“ gegründet. Insgesamt charakterisiert sich diese Zeit durch den Dualismus zwischen der habsburgischen Königsmacht und der böhmischen Ständeherrschaft. Die hohe Steuerlast durch Türkenkriege und ungarische Unruhen verschärfte die Spannungen. Auch die während des Schmalkaldischen Krieges 1546/47 ausgebrochene Revolte des zumeist protestantischen Adels ist diesem Umstand zuzurechnen.

Kategorien

Service

Info/Kontakt