Typisch Mann, typisch Frau? - Wie Frauen und Männer noch besser zusammenarbeiten

Typisch Mann, typisch Frau? - Wie Frauen und Männer noch besser zusammenarbeiten

von: Ruth Terink, Richard Schneebauer

Haufe Verlag, 2021

ISBN: 9783648142639

Sprache: Deutsch

128 Seiten, Download: 397 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Typisch Mann, typisch Frau? - Wie Frauen und Männer noch besser zusammenarbeiten



Typisch! Oder eher nicht?


Studien belegen es: Männer denken, fühlen und verhalten sich anders als Frauen. Heißt das aber, dass jede Zusammenarbeit zum Scheitern verurteilt ist? Ganz und gar nicht. Im Gegenteil!

In diesem Kapitel erfahren Sie unter anderem,

  • wie verschieden Mann und Frau wirklich sind,
  • warum das so ist und
  • warum diese Unterschiede ungemein wertvoll sind.

Von Natur aus anders?


»Frauen sind so – Männer sind so« – starre Bilder wie diese sterben im 21. Jahrhundert langsam aus. Dennoch zeigen Studien: Schon als Kinder unterscheiden sich Jungen und Mädchen in ihren Interessen und Begabungen. Auch in puncto Berufswahl sind Unterschiede vorhanden. In zwei groß angelegten Untersuchungen (Rong Su et al., 2009, und Lippa, 2010) hat sich herauskristallisiert, dass Männer ein deutlich stärkeres Interesse an sachbezogenen und Frauen an personenbezogenen Berufen haben. Die Ergebnisse der weltweit durchgeführten Studie des US-amerikanischen Psychologie-Professors Lippa machen deutlich, dass dies sogar kulturunabhängig zutrifft. Das bedeutet natürlich nicht, dass es keine Frauen gibt, die sich für Mathematik, Physik, Steuerberatung oder Astronomie interessieren und auf diesen Gebieten ausgezeichnete Arbeit leisten. Genauso wie Männer sich für Lehrberufe, Kommunikation und Psychologie begeistern und in diesen Bereichen Erfolg haben.

Der Neurowissenschaftler Raphael Bonelli brachte es auf den Punkt: Mit Ausnahme der genetischen und genitalen Unterschiede (es gibt keine Frau mit Hoden und keinen Mann mit Uterus) überlappen sich die körperlichen, emotionalen und kognitiven Eigenschaften von Frauen und Männern.

BEISPIEL: KÖRPERGRÖßE UND STATISTIK
Nehmen wir an, die durchschnittliche Größe eines Mannes liegt bei 1,80 Metern und die einer Frau bei 1,66 Metern. Natürlich gibt es auch Frauen mit 1,80 und Männer, die 1,66 groß sind. Von der Körpergröße auf das Geschlecht zu schließen, ist also nicht möglich, wenngleich die statistische Wahrscheinlichkeit bei einer Größe von 1,80 Metern für einen Mann spricht. Die spannende Frage ist vielmehr, wie groß die Überlappung ist, oder anders gesagt: wie klein die Unterschiede sind.

Betrachtet man nur einen Faktor, wie hier im Beispiel die Körpergröße, dann kommt es zwischen Mann und Frau zu Überlappungen von 50 %. Doch ganz so einfach ist es nicht. Das lässt sich sehr gut mit der Gaußschen Normalverteilungskurve erklären. Sie ist ein wichtiges Statistik-Tool, wenn es um Wahrscheinlichkeiten geht. Sie belegt, dass der Vergleich mehrerer Merkmale präzisere statistische Ergebnisse liefert als der Vergleich nur eines Merkmals.

Eine Studie (Del Giudice et al., 2012) verglich die Geschlechter nicht nur jeweils anhand eines Faktors wie der Größe, sondern sie zog 16 verschiedene Persönlichkeitsfaktoren (auf Basis des Sixteen Personality Factor Questionnaire, kurz: 16PF) heran. Damit kam man auf eine Überlappung von nur 10 %.

Rechnet man Körper, Psyche und Kognition mit ein, kann man statistisch sehr exakt unterscheiden und damit durchaus von »typisch männlich« und »typisch weiblich« sprechen. Das bedeutet: Die statistische Überlappung schwindet. Wie aus der Grafik hervorgeht, sind Faktoren wie Sensibilität, emotionale Wärme, soziale Anpassung, Kontaktorientierung, Vertrauensbereitschaft und Flexibilität statistisch gesehen typisch weibliche Merkmale. Sachorientierung, Dominanz, Selbstvertrauen, Robustheit, skeptische Grundhaltung, Pflicht- und Regelbewusstsein können statistisch betrachtet als typisch männliche Merkmale gelten.

Wie verschieden sind wir wirklich?


Was macht Männer anders als Frauen? Natürlich, sie sind biologisch gesehen anders. Aber was lässt sie anders denken, agieren und reagieren? Warum können sich Männer besser räumlich orientieren, warum sind sie fokussierter auf Wettbewerb? Warum kommunizieren Frauen lieber und können sich besser in andere einfühlen? Unzählige Wissenschaftler beschäftigen sich seit vielen, vielen Jahren mit solchen Fragen. Bisher konnte man sich nicht auf Antworten einigen.

Veranlagung oder Erziehung oder von allem etwas?


Bestehen die Unterschiede zwischen Männern und Frauen aufgrund ihrer Anlagen oder ihrer Umwelt, aufgrund von Biologie, Anthropologie oder Sozialisation? Die einen meinen, die Genetik und biologische Faktoren sind dafür verantwortlich. Die anderen sind überzeugt davon, dass uns alles angelernt wurde. Um Männer und Frauen besser zu verstehen, können wir ihre Gene untersuchen, ihren Hormonspiegel messen, ihre Kindheit ergründen oder die Erziehungsmethoden ihrer Eltern, Lehrer und anderer Bezugspersonen erforschen. All das beeinflusst unbestritten das menschliche Handeln, Denken und Fühlen. Und eben auch den Umstand, ob wir uns nach landläufiger Meinung männlich oder weiblich verhalten.

Unser Zugang


Wir sind davon überzeugt, dass ständige Rückkoppelungsprozesse zwischen biologischen und soziologischen Faktoren stattfinden, die sich gegenseitig auslösen und beeinflussen. Entscheidend für unser Leben ist die Erkenntnis, dass wir bis zu einem gewissen Grad selbst wissentlich und willentlich Einfluss nehmen können auf unser Handeln, Denken und Fühlen und darauf, ob wir uns nach landläufiger Meinung eher männlich oder eher weiblich verhalten. Wichtig ist, dass wir ganz bewusst in diese Veränderungen gehen. Das ist unser Anliegen mit diesem TaschenGuide.

Stereotype dienen dazu, eine Gruppe von anderen abzugrenzen. Nicht selten geschieht dies durch eine bewusste Abwertung der fremden und eine Aufwertung der eigenen Gruppe. Uns geht es in diesem TaschenGuide genau um das Gegenteil. Unser Ziel ist es, beide Geschlechter in der Reflexion ihrer Verhaltensweisen zu unterstützen. Unser Fokus liegt auf einem neuen Miteinander von Frauen und Männern in der Berufswelt, bei dem sich die Kompetenzen und Stärken der Geschlechter ergänzen und in dem Frau und Mann einander auf Augenhöhe begegnen.

Wir verzichten auf eine tiefergehende Erörterung von Ursachen und gesellschaftspolitischen Hintergründen. Uns beschäftigt dafür die Frage, wie Frauen und Männer im Job gut zusammenarbeiten, wenn sie nicht nur verschiedene Muster, sondern auch unterschiedliche Bedürfnisse mitbringen. Folgende Aspekte und Prinzipien sind dabei entscheidend:

  • eine Haltung, die auf der Gleichwertigkeit (nicht der Gleichheit!) von Männern und Frauen beruht und die das »Anderssein« begrüßt,
  • die Bereitschaft zu reflektieren, Stereotype zu erkennen und deren negative Auswirkungen zu vermeiden,
  • die Bereitschaft, Wechselwirkungen zu entdecken und aufzulösen, wenn sie Gleichwertigkeit nicht zulassen,
  • das Bestreben, Handlungsalternativen zu erarbeiten, insbesondere dann, wenn Vorgehensweisen einem Geschlecht schaden,
  • Kommunikation auf Augenhöhe,
  • zuerst verstehen, dann verstanden werden,
  • hinterfragen, wo und wie und in welchen Prozessen die Unterschiede immer wieder virulent werden,
  • auf Fremd- und Eigenwahrnehmung achten.

Ein Blick zurück


Früher herrschte die Überzeugung, dass die Geschlechter aufgrund der biologischen Gegebenheiten so sind, wie sie eben sind. Kennzeichnend für diese Phase, die man auch Biologismus nannte, war der Geschlechternarzissmus, der in der Abwertung des anderen Geschlechts besteht: »Du bist eine Frau, darum kannst du nicht einparken«, und: »Du bist ein Mann, darum benimmst du dich wie ein Elefant im Porzellanladen«.

Auf die lange währende Phase dieser biologischen Determinierung folgte die Gender-Ära, eine Zeit der Geschlechterkonkurrenz: »Ich kann das so gut wie du!«, und: »Männer und Frauen sind gleich.« Man strebte nun Gleichstellung und Chancengleichheit an. Die neue Sichtweise ermöglichte zwar Fortschritte, sie schuf aber auch eine Konkurrenzsituation zwischen Mann und Frau, die Konflikte und Verhärtungen förderte.

Die Jahrtausendwende und die Jahre danach brachten aufschlussreiche wissenschaftliche Studien zum Unterschied der Geschlechter. Es geht nun nicht mehr darum, ob genetische Faktoren oder gesellschaftliche Prägungen für die Unterschiede verantwortlich sind, sondern um ihre Wahrnehmung – ohne die Absicht, irgendetwas zu beweisen. Auch die Gender-Medizin sorgte für Entspannung: Frauen und Männern zu dienen, sie in ihrer physischen und psychischen Gesundheit zu unterstützen, ist ihr zentrales Anliegen.

Sie wollen mehr zur Geschichte erfahren? Raphael Bonelli beschreibt in seinem Buch »Frauen brauchen...

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