KNIGHTS - Ein gefährliches Vermächtnis - Auftakt der packenden Urban-Fantasy-Trilogie der Spiegel-Bestsellerautorin

KNIGHTS - Ein gefährliches Vermächtnis - Auftakt der packenden Urban-Fantasy-Trilogie der Spiegel-Bestsellerautorin

von: Lena Kiefer

cbj Kinder- & Jugendbücher, 2021

ISBN: 9783641257521

Sprache: Deutsch

448 Seiten, Download: 1708 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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KNIGHTS - Ein gefährliches Vermächtnis - Auftakt der packenden Urban-Fantasy-Trilogie der Spiegel-Bestsellerautorin



Prolog


Homines sumus, non dei.

Vier Worte. Vier tiefschwarze Worte, die für die Ewigkeit auf meinen Unterarm geschrieben waren und nun sichtbar wurden, als wir den Pub betraten und ich meine Jacke auszog.

»Menschen sind wir, keine Götter«, übersetzte Oscar neben mir mit getragener Stimme und stieß mich in die Seite. »Dabei wissen wir doch beide, dass das nicht stimmt. Oder, Noel?«

»Understatement ist eine Tugend, Oz«, gab ich grinsend zurück. »Das wirst du auch noch irgendwann merken.«

»Ja, vielleicht. Aber heute sicher nicht.«

Ich zog den Ärmel meines Pullovers herunter und das Tattoo verschwand, als könnte ich so aus meinem Kopf verbannen, was diese Worte bedeuteten. Welche Verantwortung sie bedeuteten. Zumindest für diesen einen Abend.

Der Empty Grail war brechend voll und wir mussten uns den Weg durch die Menschen bahnen. Der einzige freie Tisch befand sich hinten in der Ecke, weit weg von der Tür. Oscar rutschte auf die Bank und griff gleichzeitig nach der folierten Speisekarte auf dem Tisch. »Ich habe noch nie so sehr einen Burger gebraucht. Wie viele Einsätze hatten wir allein in diesem Monat? Zwanzig? Oder sogar mehr?«

»Definitiv mehr.« Ich wusste, was er meinte. Wir hatten so viel zu tun, dass kaum genug Zeit zum Schlafen oder Essen blieb. Tage verschwammen ineinander, genau wie Zeitzonen und Aufträge. Das hier war der erste freie Abend seit Wochen. Was auch der Grund war, warum wir beschlossen hatten, nach London zu fahren – wir brauchten dringend ein bisschen Normalität. Oder eher die Illusion davon, denn an unserem Leben war gar nichts normal.

Aufmerksam sah ich mir die Leute um uns herum an: die Gruppe von Studentinnen am Nebentisch, den Junggesellenabschied in der Nähe der Toiletten, die beiden Pärchen direkt an der Garderobe. Sie wirkten alle harmlos. Kurz checkte ich die Uhr an meinem Handgelenk, die mit meinem Handy gekoppelt war. Keine neuen Nachrichten.

»Sieht so aus, als hätten wir Glück«, sagte ich. »Kein Auftrag in Sicht.«

»Gut so.« Oscar nickte zufrieden und schaute sich dann um. »Dafür irgendwelche großen Liebespaare? Ich wette, hier sind maximal drei, denen du mehr als fünf Jahre gibst.«

Ich musste lachen. Dieses Spiel hatten wir früher oft gespielt, als wir noch Teenager in der Ausbildung gewesen waren und bei jeder Gelegenheit unsere Kräfte getestet hatten. Jetzt war das Überprüfen zur Routine geworden, aber ich tat Oscar trotzdem den Gefallen.

Unauffällig deutete ich auf die Pärchen, die ich vorhin noch ins Visier genommen hatte. »Die da vorne, maximal zwei Monate. Die beiden hinten am Tresen, eventuell ein Jahr, wahrscheinlich weniger. Kommt darauf an, ob sie noch versuchen, es zu retten.« Ich drehte den Kopf und mein Blick blieb an zwei Jungs hängen, die so aussahen, als wären sie nur Freunde. Aber ich wusste es besser. »Die beiden Typen an der Dartscheibe, das hat Potenzial«, sagte ich und nahm dann die Karte. »Zumindest wenn sie damit aufhören, umeinander herumzuschleichen.«

Oscar grinste breit. »Gott, was würde ich dafür geben, deine Fähigkeit zu haben.«

»Warum, ist deine eigene dir langweilig geworden?« Ich hob eine Augenbraue.

»Ja, ein bisschen schon.« Mein Freund zuckte mit den Schultern. »Klar, Macht ist was Cooles, aber Liebe … daraus sind die wirklich großen Geschichten gemacht.«

»Nein, die sind aus Hass gemacht«, sagte ich sarkastisch. »Und den kann ich dir echt nicht empfehlen.« Bei meinen Worten tastete ich die Umgebung nach genau diesem Gefühl ab, konnte aber keine größeren Mengen davon finden. Allerdings wusste ich nicht, ob mich das tatsächlich beruhigte. Seit den Vorfällen in den letzten Monaten vermutete ich sie überall. Warum sollten sie uns nicht genau dann angreifen, wenn wir uns in Sicherheit glaubten? Ich hätte es so gemacht.

Eine der Bedienungen trat an unseren Tisch. »Hey, Jungs, was kann ich euch bringen?«

Ich ahnte, dass Oscar den Pub wegen der hübschen Studentinnen ausgesucht hatte, die hier kellnerten. Dieses Mädchen war da keine Ausnahme. Sie hatte blonde Haare, in der Farbe von hellem Stroh, zum Zopf gebunden. Ihre Augen waren braun, ein Karamellton, soweit ich es in diesem Licht erkennen konnte. Unter der Schürze, die sie um ihre Hüften gewickelt hatte, trug sie zerschlissene schwarze Jeans und Sneakers, darüber ein dunkelgraues T-Shirt mit dem Logo des Pubs. Ihre Finger hatten Schwielen, auf ihrem Handrücken war der verblasste Stempel eines Clubs zu sehen. Ich brauchte keine Sekunde, um das alles zu bemerken. Sie brauchte kaum länger, um Oscars Bestellung aufzunehmen.

»Und was ist mit dir, Champ?«, fragte sie und sah mich zum ersten Mal direkt an. Ich lächelte, aber als unsere Blicke sich trafen, erstarrte ich. Es war, als wären plötzlich nur noch sie und ich im Pub, alle anderen Menschen und Geräusche waren ausgeblendet. In meinem Inneren breitete sich eine Wärme aus, die ich in meinem Leben noch nie gespürt hatte, und die Sorge, die gerade noch da gewesen war, verschwand, ebenso wie sämtliche Ängste, die seit Monaten meine ständigen Begleiter waren. Es war, als hätte dieses Mädchen sie allein durch ihre Anwesenheit vollkommen ausradiert. Was unmöglich war.

Oder auch nicht.

Es dauerte nur einige Augenblicke, kam mir aber vor wie eine Ewigkeit. Kurz hatte ich das Gefühl, dass sie ebenfalls spürte, was da zwischen uns passierte. Aber dann wiederholte sie nur freundlich ihre Frage und zeigte ein unverbindliches Lächeln. Ich räusperte mich.

»Ich hätte gern den BBQ-Burger und ein Ale, bitte.«

»Klar.« Sie notierte sich nichts und nickte. »Kommt sofort. Wobei, das ist gelogen. Es ist viel los, wahrscheinlich müsst ihr ein bisschen warten.«

»Das macht nichts«, ließ Oscar sie wissen und grinste. »Du darfst uns gerne warten lassen.«

»Ach, wirklich?« Sie wirkte amüsiert. »Mal sehen, ob du das in einer Stunde auch noch sagst.« Damit ging sie zur Theke zurück, um unsere Bestellung aufzugeben. Ich sah ihr nach, bis Oscar mich anstieß.

»Alter, alles in Ordnung mit dir?«, fragte er.

»Klar«, sagte ich und riss meinen Blick los. »Warum?«

Mein Freund warf mir einen belustigten Blick zu. »Weil du diese süße Blonde gerade angesehen hast, als wolltest du ihr einen Antrag machen. Was war das, ein spontaner Anfall von Liebe auf den ersten Blick?« Sein Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. »Oh, fuck. Im Ernst? Du meinst, sie ist …?«

»Nein, ist sie nicht«, sagte ich schnell. »Ich finde sie nur hübsch, das ist alles. Es hat nichts zu bedeuten.«

Das war eine Lüge, und ich musste froh sein, dass Oscar sie schluckte. Die Wahrheit war: Leute wie ich waren Profis für das Erkennen von dauerhaften Verbindungen – und diese Fähigkeit endete nicht vor der eigenen Haustür. Wir brauchten keine fünf Dates, lange Gespräche oder eine gemeinsame Nacht, um zu wissen, ob jemand zu uns passte: Erben von Lancelot bemerkten es nach nur wenigen Sekunden. Ich hatte das gewusst, theoretisch. Aber erlebt hatte ich es bei mir selbst noch nie.

Bis jetzt. Eigentlich hätte ich sofort gehen müssen. Von hier zu verschwinden und den Pub nie wieder zu betreten, war das Beste, was ich in dieser Situation tun konnte. Ich durfte dem Gefühl keine Beachtung schenken, nicht bei der Lage, in der wir uns momentan befanden. Aber wenn ich Oscar sagte, dass ich gehen wollte, wusste er Bescheid und würde mich schon allein deswegen daran hindern. Also blieb ich, setzte mein bestes Pokerface auf und tat so, als wäre alles in bester Ordnung, während mein Herzschlag sich nur sehr langsam beruhigte.

Die Getränke und das Essen kamen, gebracht von einer anderen Bedienung, und die leeren Teller gingen wieder. Oscar und ich alberten herum und ich merkte, dass ich mich tatsächlich entspannte. Zwar wollte mein Blick immer wieder zu dem blonden Mädchen wandern, aber ich widerstand dem Drang eisern und sah nicht zu ihr.

Ablenkung nahte, als Oscar ein paar Studentinnen zu uns an den Tisch holte, weil er unseren Plan, sich heute zu amüsieren, im Gegensatz zu mir nicht vergessen hatte.

»Und, welche Fächer habt ihr belegt?«, fragte eine von ihnen, eine niedliche Brünette.

»Ach, so dies und das.« Oscar grinste.

»An welcher Uni?«

»Oh, wir sind an keiner Uni.«

»Das heißt, ihr macht ein Fernstudium?«

»Ja, so was in der Art. Es ist eine Mischung aus … Genetik und Geschichte.«

»Klingt spannend«, sagte die Brünette. Ich grinste. Das klang nicht spannend, sondern total absurd. Trotzdem kam es der Wahrheit ziemlich nahe.

»Was ist denn da los?« Eines der anderen Mädchen reckte den Hals in Richtung Theke. An der Bar gab es einen Tumult.

»Vergreif dich noch einmal an meiner Freundin und es setzt was!« Zwei Kerle hatten sich miteinander angelegt, es schien um eine Frau mit rot gefärbten Haaren zu gehen. Ich spürte eine Welle von Abneigung und Eifersucht, als ich mich auf die beiden konzentrierte. Der Größere der Kontrahenten, Marke Bodybuilder, schob die Rothaarige zur Seite. Dann ging er auf seinen Gegner zu.

Der reckte das Kinn. »Ach, komm schon, verpiss dich, Justin. In zwei Wochen hat sie eh genug von dir.«

Justin machte noch einen Schritt nach vorne – in der gleichen Sekunde standen Oscar und ich auf, eingespieltes Team, das wir waren. Wenn ich etwas näher herankam, konnte ich die Gefühle von beiden ohne große Anstrengung neutralisieren. Aber bevor sich einer von uns einmischen konnte, kam ein blonder...

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