Kamerun

Kamerun

von: Regina Fuchs, Stefanie Michels

Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH , 2004

ISBN: 9783831712151

Sprache: Deutsch

506 Seiten, Download: 11086 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Kamerun



Praktische Tipps A–Z (S. 14-15)

Als Gast in Kamerun

Am ersten Tag soll der Fremde nur seine Augen und Ohren öffnen, aber nicht seinen Mund. (Afrikanisches Sprichwort)

In der westlichen Welt herrschen noch immer viele Vorurteile gegenüber Afrika und seinen Menschen. Von der Ankunft des ersten Europäers an der Küste Afrikas bis zum Ende der Kolonialzeit (und noch heute) wurden die Einwohner als „primitiv" und „rückständig" bezeichnet, ohne Kultur, Geschichte oder das, was wir allgemein als „Zivilisation" betrachten. Dabei haben sich gerade hier im Gebiet von West- und Zentralafrika schon in der Frühzeit zahlreiche hochstehende Kulturen und Reiche entwickelt (s.a. Kapitel Geschichte).

Die Vorstellung, dass in Europa vieles besser gemacht wurde/wird und dieses Schema auf Afrika zu übertragen, wird jedenfalls nicht zum Verständnis dieser an Tradition reichen Kulturen beitragen. Ebenso bleibt es Illusion der Industrienationen, ein afrikanisches Land mit eigenen Maßstäben verändern oder analysieren zu wollen, und trägt, wie sich in der Vergangenheit in vielen Ländern Afrikas gezeigt hat, nur zu Differenzen und Verunsicherung innerhalb der in vielen Jahrhunderten gewachsenen Traditionen der Völker bei oder erzeugt ein Streben nach westlichem materialistischem Denken.

Ganz anders wird man sich einem uns so fremden Land wie Kamerun nähern, wenn man sich mit Rücksicht und Respekt vor der Andersartigkeit seiner Menschen auf Reise begibt und die Lebensformen und Zeitbegriffe des Gastlandes akzeptiert. Das afrikanische Zeit-Verständnis umschreibt ein afrikanisches Sprichwort so: Von nichts gibt es soviel wie von der Zeit, denn es kommt immer noch mehr Zeit.

Jedesmal, wenn ich in Afrika aus dem Flugzeug steige, spüre ich sehr schnell, wie ich die Hektik aus Europa ablege und sich eine angenehme Ruhe spürbar macht. Das beginnt schon bei den Kontrollen am Flughafen, für die man sich mit sehr viel Geduld wappnen muss. Aber auch auf den Busbahnhöfen, in Restaurants, bei Straßenkontrollen oder Behördengängen wird man bei nervösem Drängeln nur verständnislos belächelt. Gerade der tief verwurzelte, übergründliche und unangreifbar selbstbewusste Bürokratismus wird sich dadurch nicht beeindrucken lassen, und es gibt eine undenkbare Anzahl von Möglichkeiten und verwirrenden Instanzwegen, einen Vorgang zu verzögern. Wer dabei geduldig und höflich bleibt, hat sehr viel bessere Chancen, an sein erstrebtes Ziel zu gelangen.

In Kamerun wird herzliche Gastfreundschaft groß geschrieben. Höflichkeit und Freundlichkeit, nicht Überheblichkeit, sind es, die einem dabei die Sympathie der Gastgeber einbringen. Die Kameruner lachen gerne und oft, auch über sich selbst, und es ist leicht, mit ihnen auszukommen. Gespräche ergeben sich, wenn man dazu offen ist, überall sehr schnell, sei es am Busbahnhof, im Restaurant, auf dem Markt oder einfach nur auf der Straße, wenn man sich nach dem Weg erkundigt. Gerade die oft endlos scheinenden Wartezeiten auf den Busbahnhöfen habe ich dazu genutzt, mehr über die Menschen und ihr Denken zu erfahren.

Dabei ist mir aufgefallen, dass ich oft mehr von den Kamerunern ausgefragt wurde, als dass ich selbst im Gespräch aktiv werden konnte. Das liegt wohl daran, dass ein Afrikaner, besonders wenn er noch nicht über den Kontinent hinaus gereist ist, sehr viel wissen will über seinen „Traum" Europa, so wie wir dort umgekehrt Abstand von unserem hektischen Alltag suchen. Beginnt man ein Gespräch, so begrüßt man sein Gegenüber zunächst mit „Guten Tag", wobei es sehr viel Freude bereitet, wenn man den Gruß in der Landessprache sagen kann. Auch die Erkundigung „Wie geht es?" (franz. „Ça va?" oder engl. „How are you?") wird üblicherweise der eigentlichen Frage vorangestellt. Gerade unter Afrikanern selbst entwickelt sich dabei oft ein wahres „Begrüßungsritual" mit Fragen nach den Kindern, der Familie, der Arbeit oder sonstigen Dingen des Alltags.

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