Holsteinische Schweiz

Die Pharisäer von Nordstrand (S. 30-31)

Es war einmal ein rechtschaffener Pastor, der wurde zu einer neuen Gemeinde im fernen Friesenlande geschickt. Nordstrand hieß der Ort, eine Insel. Wie überall an der Küste ward es da gar bitterkalt im Winter; kein Wunder, dass sich die Bewohner ständig mit einem oder gar mehreren steifen Grogs gegen die Witterung schützen mussten. Auf gut Deutsch: Sie soffen wie die Löcher!

Der Pastor wetterte gegen die Trinkerei von der Kanzel herab, wünschte den Schluckspechten Pest und Galle an den Hals. Vergebens. Friesen können verdammt stur sein. Eines Tages wurde der gute Mann dann, wie es Brauch war, nach einer Kindstaufe noch zu einer kleinen Geselligkeit eingeladen. Natürlich gab’s keine hochprozentigen Getränke, sondern nur Tee und Kaffee. Der Tag ging, aber leider nicht der Pastor. Der blieb ausdauernd sitzen, und die Nordstränder auf dem Trockenen.

Bis ein plietscher Bauer seiner Magd auftrug, in die Kaffeetassen einen kräftigen Schuss Rum zu gießen und obenauf einen ordentlichen Klecks Sahne zu drapieren, gegen den Geruch. Und so geschah es, dass die Gesellschaft immer lustiger wurde, auch ohne Alkohol, wie jedenfalls der gute Pastor meinte. Er freute sich sehr, dass es anscheinend auch „ohne" ging, bis ... tja, bis ihm eine präparierte Tasse in die Hände geriet. Entsetzt sprang er auf und schimpfte ob des falschen Spiels laut los: „Ihr scheinheiliges Volk, ihr Pharisäer!" Und so wurde es geboren und auch gleich getauft, das Getränk, das man überall im hohen Norden in der kalten Jahreszeit bekommen kann.

Und wann ist ein Pharisäer ein echter Pharisäer? Erst dann, wenn er vier Zentiliter Flensburger Rum enthält. Das wurde vor einigen Jahren vom Flensburger Amtsgericht höchstamtlich entschieden. Ein Flensburger Bürger hatte sich nämlich in einer Kneipe beim Wirt beschwert, dass sein Pharisäer zu wenig Rum enthalte und er deshalb selbigen nicht zu bezahlen gedenke. Der Wirt, nicht faul, zeigte den störrischen Trinker wegen Zechprellerei an. So was landet in Deutschland vor Gericht. Was also war zu tun? Der Richter legte die Verhandlung an den einzig richtigen Ort, nämlich in die Kneipe „Bei Tante Lene". Dort wurde dann über den Pharisäer zu Gericht gesessen. Mehrere Tassen unterschiedlichen Mischverhältnisses setzte Tante Lene dem strengen Herrn Richter vor, der genüsslich kostete. Jede einzelne Tasse, natürlich. Man muss sich ja schließlich ein fundiertes Urteil bilden, hicks, tschulligung! Die Urteilsfindung wurde um eine Woche vertagt, doch dann stand fest: Ein echter Pharisäer ist erst echt mit vier Zentilitern Rum, alles andere wirkt eher ernüchternd. Weise gesprochen! Da merkt man dann, dass der Richter ein Nordlicht warsen!

So, un’ dann gift dat wat anners, nämlich ‘ne Tass’ Tee-Punsch, neeech. Un’ dann, mien Jung, dann is’ dat sowiet. Weissu was du dann nämlich hast? ‘ne Tote Tante!" Das glauben Sie nicht? Na gut, hier das richtige Rezept: ½ Tasse süße Schokolade, ein großes Schnapsglas Rum und obendrauf ein Klecks Schlagsahne ergeben eine „echte" Tote Tante. Pharisäer wird im Prinzip ähnlich hergestellt, statt Schokolade nimmt man aber Kaffee. Wie dieses Getränk zu seinem Namen kam, klärt der Exkurs „Die Pharisäer von Nordstrand".

Feste und Veranstaltungen

Eine Vielzahl von Festen und Veranstaltungen finden übers Jahr in den einzelnen Orten statt. Wir geben hier nur eine Übersicht. Die Termine können sich natürlich von Jahr zu Jahr verschieben; sie sind über die Touristeninformation erfragbar. Neben den Terminen in der Holsteinischen Schweiz sei noch auf das größte Volksfest im Norden, die Kieler Woche (ab dem dritten Juniwochenende), verwiesen sowie auf das im Sommer stattfindende Schleswig-Holstein Musikfestival (Näheres hierzu in der Ortsbeschreibung Selent).