Die Oetkers

Die Oetkers

von: Rüdiger Jungbluth

Campus Verlag, 2004

ISBN: 9783593414331

Sprache: Deutsch

409 Seiten, Download: 7737 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Die Oetkers



Epilog
Eine deutsche Vorzeigefamilie
Unter den deutschen Industriellenfamilien sind die Oetkers eine Ausnahmeerscheinung - in mehrfacher Hinsicht. Sie sind als Unternehmer ebenso erfolgreich wie als Dynastie, in der die Macht von einer Generation auf die nächste übergeht. Sie zählen auch im internationalen Maßstab zu den Superreichen, aber sie scheuen die Öffentlichkeit nicht und ihr Gestaltungswille reicht weit über ihr Firmenreich hinaus.
Durch die Geschichte der Familie Oetker zieht sich das ausgeprägte Bedürfnis, sichtbar zu sein. Es beginnt mit den Werbefeldzügen des Apothekers Dr. August Oetker im Kaiserreich und dem Aufbau einer Marke, zeigt sich 1930 in der Stiftung einer Musikhalle, die den Namen des im Krieg umgekommenen Rudolf Oetkers trägt, und in der Benennung der Bielefelder Kunsthalle nach dem Oetker-Stiefvater Kaselowsky. Es manifestiert sich auch in einer Unzahl von Büchern und Broschüren, die den Familiennamen im Titel führen.
Die Oetkers sind mächtig, sie üben ihren Einfluss nicht nur hinter den Kulissen aus. Das unterscheidet sie von den meisten anderen Familien, die in der deutschen Wirtschaft eine Rolle spielen. Etliche Familienmitglieder haben sich in Parlamente und Verbände begeben, um Politik zu machen, während sich die meisten Geldgewaltigen darauf beschränken, im Hintergrund die Strippen zu ziehen. Vor allem die Frauen der Familie Oetker waren und sind bereit, auf die politische Bühne hinauszutreten und für ihre Überzeugungen öffentlich zu streiten. Arend Oetker agiert seit Jahrzehnten selbstbewusst im öffentlichen Raum und auf der internationalen Bühne.
Die Oetkers sind auch in der fünften Generation eine Familie von Unternehmern. Es genügt ihnen nicht, ihr Vermögen von Bankiers oder Managern verwalten und vermehren zu lassen. Sie haben den Drang, selbst tätig zu werden. Mögen andere Familien nach der Regel handeln, dass Clanangehörige grundsätzlich keine Führungspositionen in den Unternehmen einnehmen dürfen, bei den Oetkers ist der Einsatz von Familienmitgliedern an der Spitze der Gruppe ausdrücklich erwünscht.
Die Familie hat in den vergangenen 140 Jahren eine ungewöhnlich große Zahl unternehmerischer Talente hervorgebracht. Angefangen vom Krefelder Seidenfabrikanten Albert Ferdinand Oetker über den Marzipanhersteller Louis Carl Oetker oder Louis Dohme, der 1860 in Baltimore in eine kleine aufstrebende Arzneimittelfirma einstieg, die bis heute fortbesteht: als Teil des US-Pharmariesen Merck, mit dem Sharp & Dohme im Jahr 1953 fusionierte.
Dass die Oetkers schon im deutschen Kaiserreich eine Sippe von Unternehmern waren, bot Vorzüge bei der Ausbildung des Nachwuchses: Etliche Mitglieder der Familie begannen ihr Berufsleben als Lehrlinge im Betrieb des Onkels. Der Clancharakter der Familie war auch von Vorteil bei dem Bemühen, solche Unternehmen im Familienbesitz zu halten, deren Gründer früh verstorben waren wie der Marzipanfabrikant Louis C. Oetker.
In Bielefeld verband sich die Familie Oetker nach dem Tod des Gründers und seines einzigen Sohnes nicht zufällig mit den Kaselowskys, die ebenfalls eine traditionsreiche Fabrikantenfamilie waren. Dahinter stand dynastisches Kalkül, wie es bis auf den heutigen Tag immer wieder in der Familiengeschichte erkennbar wird - wenn etwa Alfred Oetker, der mütterlicherseits ein Spross der Münchmeyer-Dynastie ist, eine italienische Prinzessin Grimaldi zur Ehefrau nimmt.
Der Oetker-Clan praktiziert eine ungewöhnliche Eintracht, was sich beispielsweise darin zeigt, dass mit Roland Oetker ein Angehöriger der 'ärmeren' Linie im Beirat der Bielefelder Unternehmensgruppe sitzt. Dessen Bruder Arend Oetker kooperiert ebenfalls geschäftlich mit dem Konzern der Cousinen und Vettern.
Der unternehmerische Erfolg der Oetkers lässt sich aber auch durch eine Vielzahl von Faktoren erklären, die außerhalb der Familie liegen. So hatten die Oetkers häufig Rückenwind. Kaum ein anderes deutsches Unternehmen profitierte auf so mannigfaltige Weise von den Bedingungen des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg wie Oetker - von der Währungsreform, die alle Sachwertbesitzer begünstigte, über den Nachholhunger und die Fresswelle, die speziell den Nahrungsmittelproduzenten viel Geld in die Kassen spülten, bis hin zu den Steuervergünstigungen für Schiffbau und Wohnungswirtschaft, die Oetker zugute kamen.

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