Das asiatische Jahrhundert - China und Japan auf dem Weg zur neuen Weltmacht.

Das asiatische Jahrhundert - China und Japan auf dem Weg zur neuen Weltmacht.

von: Karl H. Pilny

Campus Verlag, 2005

ISBN: 9783593376783

Sprache: Deutsch

341 Seiten, Download: 866 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Das asiatische Jahrhundert - China und Japan auf dem Weg zur neuen Weltmacht.



Umweltzerstörung und Rohstoffmangel (S. 68-69)

Die Industrieproduktion und die hohe Einwohnerdichte ist für zahlreiche Umweltschäden verantwortlich. Chinas Flüsse und Seen sterben durch Verseuchung und ein Übermaß an Wasserumleitung. Wassermangel ist ein großes Problem in China, da der Grundwasserspiegel zusätzlich absinkt. Durch gigantische Infrastrukturprojekte wie dem »Drei-Schluchten-Staudamm«, dem größten Staudamm der Welt, versucht man gegenzusteuern. China bemüht sich, trotz der Dringlichkeit der wirtschaftlichen Entwicklung, keinen bewussten Raubbau mit der Umwelt zu betreiben, wie er in Japan während des wirtschaftlichen Aufbaus in den fünfziger und sechziger Jahren stattfand. Die Regierung versucht so gut wie möglich, neueste Umwelttechnologie zu verwenden und die Schäden gering zu halten.

Nach Schätzungen der Weltbank befinden sich in China 16 der 20 weltweit meist verschmutzten Städte. Dies ist keine neue Entwicklung, bereits bei der Industrialisierung unter Mao kam es zu großen Umweltkatastrophen und Umweltschäden. Durch das überhitzte Wirtschaftswachstum hat sich die Situation dramatisch verschlechtert. Gerade auf Provinzebene werden Umweltschutzvorschriften der Zentralregierung oft nicht oder nicht ausreichend beachtet. Dies muss nicht gleich Korruption bedeuten, aber wer will schon einem potenziellen Investor das Leben durch zu viele Vorschriften erschweren.

Neben Umweltzerstörung ist Rohstoffmangel ein weiteres Problem. Zwar gab und gibt es enormes Kosteneinsparungspotenzial etwa beim Energieverbrauch. Vor allem nach 1978 wurden erhebliche Sparmaßnahmen erfolgreich umgesetzt. Gleichwohl bleibt China nach wie vor mit Abstand der größte Rohstoffverbraucher der Welt. Das hitzige Wachstum führt zu einem unstillbaren Rohstoffhunger. Der atemberaubende Verbrauch liegt besonders in den staatlichen Infrastrukturprojekten begründet, die zu einem beispiellosen Bau- und Investmentboom führen.

Im Jahre 2004 stellten die Chinesen rund ein Fünftel der Weltbevölkerung und rund 5 Prozent des Welt-BIP, verbraucht wurde jedoch fast ein Drittel des weltweit produzierten Rohstahls. Jeder einzelne Chinese hat umgerechnet rund 230 Tonnen Rohstahl verbraucht, mehr als doppelt soviel wie 1998. Angesichts steigender Preise und negativer Realzinsen bestellen chinesische Firmen Vorprodukte auf Vorrat, die eine Art Rohstoffspekulation anheizt. Nicht nur in China, sondern auch in anderen Ländern werden Überkapazitäten wie 1993/94 aufgebaut, die fatal sind, wenn die chinesische Nachfrage wegbricht.

China ist nicht gänzlich ohne eigene Rohstoffe. Im Gegensatz zu Japan hat China eine starke Ölindustrie und mit Sinopec und Petrochina zwei Ölgiganten. Sinopec ist jetzt schon Asiens größter Raffinerie- und Petrochemiekonzern, der nach ursprünglich 1,3 Millionen Beschäftigten immerhin noch rund 400 000 Beschäftigte hat. Auch die COONC, die staatliche Petrofirma, produziert gewaltige Mengen an Öl. Doch der Wirtschaftsboom in China führt dazu, dass alle Rohstoffe, die im Lande selbst produziert, dort auch verbraucht werden und noch immer Mangel herrscht. Als Folge davon muss China immer häufiger auf den internationalen Märkten zusätzliche Rohstoffe einkaufen. Chinesische Unternehmen kaufen riesige Mengen an Stahl, Öl, Kupfer, Zinn, Kohle, Gold, Platin und auch Nahrungsmittel und Schrott ein. Im Rahmen dieses Staubsaugerseffekts könnten sich bald Spannungen mit den anderen großen Industrienationen ergeben. Schon jetzt beträgt der Anteil Chinas am Weltverbrauch von Kohle rund 30 Prozent, der bei Eisenerz 30 Prozent, bei Stahl 27 Prozent und bei Aluminium 25 Prozent. Bis auf große Kohlenvorkommen hat China in den eben genannten Kategorien so gut wie keine eigenen Ressourcen.

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