Flexible Zeiten in der Arbeitswelt

Flexible Zeiten in der Arbeitswelt

von: Hartmut Seifert (Hrsg.)

Campus Verlag, 2005

ISBN: 9783593376158

Sprache: Deutsch

453 Seiten, Download: 1882 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Flexible Zeiten in der Arbeitswelt



Die neue Unvereinbarkeit? Familienleben und flexibilisierte Arbeitszeiten (S. 169-170)
Kerstin Jürgens

1. Einleitung

Die »Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsleben« ist nicht nur im Alltag der betroffenen Menschen ein stets aktuelles Thema, sondern beschäftigt seit Jahrzehnten auch soziologische Forschung und inzwischen auch verstärkt Verantwortliche in Politik und Wirtschaft. Sind es in der Politik die begehrten Stimmen junger Wählerinnen, derer man sich versichern will, sehen sich Unternehmen zunehmend bei der Personalrekrutierung und -entwicklung mit den außerbetrieblichen Lebensbedingungen ihrer Beschäftigten konfrontiert. Im Wettbewerb um hoch qualifizierte Beschäftigte versuchen viele Arbeitgeber mit Konzepten der »Balance von Arbeit und Leben « und Unterstützung bei der Kinderbetreuung zu überzeugen. Andererseits wirken die Unternehmen mit ihren ökonomischen Interessen, so eine prominente These im wissenschaftlichen Diskurs, mit neuen Arbeitskonzepten zunehmend in den privaten Alltag hinein: Soziale Kompetenzen und Ressourcen sollen von dort für den Erwerbsbereich mobilisiert werden und den Einsatz von Arbeitskraft verbessern; Aufgaben aus dem Betrieb sollen notfalls auch am heimischen Arbeitsplatz und zeitlich hochflexibel bearbeitet werden (z. B. Kratzer/Döhl/Sauer 1998; Voß 1998; Voß/ Pongratz 1998). In der Soziologie ist angesichts solcher Vermischungen von Erwerbsarbeit und Privatleben von einer »Entgrenzung von Arbeit« einer »sich entgrenzenden Beziehung von Arbeit und Leben« die Rede (ebenda).

Es ist weitgehend unumstritten, dass sich in den letzten Jahren, auch angesichts des Strukturwandels, nicht nur die Nutzungsformen von Erwerbsarbeit verändert haben und auf eine stärkere Beteiligung der Beschäftigten und mehr Autonomie zielen. Auch auf Seiten der ArbeitnehmerInnen haben sich die Ansprüche an Erwerbsarbeit gewandelt – vor allem im Bereich hoch qualifizierter Tätigkeiten. Trotz offenkundiger Grenzverschiebungen als Folge von Flexibilisierungsprozessen bleibt jedoch zu prüfen, inwiefern diese auch für die in modernen Arbeitsgesellschaften charakteristische Trennung von Familien- und Erwerbsleben gelten. Kommt es zu einer Entgrenzung nicht nur von Erwerbsarbeit, sondern auch im Verhältnis der Sphären? Kann dadurch die »Vereinbarkeit von Familie und Beruf« besser gelingen oder verschärft sich das Dilemma berufstätiger Eltern nochmals?

Nach einer kurzen Bestandsaufnahme zur aktuellen Situation von Familien wird der vorliegende Beitrag aufzeigen, welche Wirkungen ein Kernelement der gegenwärtigen Flexibilisierungsprozesse in den familialen Lebenszusammenhängen von Beschäftigten hinterlässt: die Flexibilisierung der Arbeitszeiten.

2. Familie – Funktionserhalt trotz Bedeutungswandel

Die Familie zählt zu den wohl meist beforschten Themen der Soziologie: Sie gilt in Industriegesellschaften als eine Institution, die zentrale gesellschaftliche Funktionen erfüllt, wie z. B. die Sozialisation der heranwachsenden Generation und die Wiederherstellung von Arbeitskraft. Während in der Nachkriegszeit die Ehe noch als zentraler Bestandteil der Familie galt, werden zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts unter der Bezeichnung »Familie« sehr unterschiedliche Personenkonstellationen erfasst: Neben der klassischen Kleinfamilie mit verheirateten Eltern und Kind(ern) haben andere, jedoch keineswegs empirisch »neue« Lebensmodelle deutlichen Zulauf bekommen: so z. B. die nichteheliche Lebensgemeinschaft, Patchwork-Familien mit Kindern aus vorherigen Beziehungen oder die »Ein-Eltern-Familie«.

Kategorien

Service

Info/Kontakt