Geschichte der USA

Geschichte der USA

von: Horst Dippel

C.H.Beck, 2002

ISBN: 9783406447990

Sprache: Deutsch

145 Seiten, Download: 536 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Geschichte der USA



IX. Vom materiellen Überfluß zur moralischen Krise (1945–1968) (S.103-104)

Die Fixierung der ökonomischen Nachkriegsordnung war nicht zuletzt mit der Zielsetzung erfolgt, den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes und den wachsenden Wohlstand seiner Bevölkerung nicht einer Nachkriegsrezession zu opfern. Das Kriegsende in Europa hatte Roosevelt nicht mehr erlebt. Er war am 12. April 1945 an einem Gehirnschlag gestorben. Sein völlig unvorbereiteter Nachfolger wurde Harry S. Truman aus Missouri, den Roosevelt 1944 als Kompromißkandidaten für die Vizepräsidentschaft akzeptiert hatte. Er trat allen Widrigkeiten zum Trotz sein neues Amt entschlossen an und signalisierte nach innen wie nach außen, daß er seine eigene Linie konsequent zu verfolgen gedenke und weder gegenüber Stalin noch Japan kompromißbereit sei. Für Japan bedeutete das, nachdem das Land der Aufforderung zur bedingungslosen Kapitulation nicht nachgekommen war, den Abwurf zweier Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki am 6. bzw. 9. August 1945. Die Vernichtungsgewalt dieser Waffe, der Hunderttausende zum Opfer fielen, erzwang am 15. August 1945 die japanische Kapitulation.)

Der blutigste Krieg der Menschheitsgeschichte war zu Ende. Für Truman hieß das, neun Millionen Kriegsveteranen in wenigen Monaten wieder in Gesellschaft und Wirtschaft zu integrieren. Doch statt drohender neuer Massenarbeitslosigkeit setzte 1946 ein Wirtschaftsboom ein, denn die Umstellung von Kriegsproduktion auf Verbrauchsgüterproduktion beflügelte für das nächste Vierteljahrhundert die amerikanische Wirtschaft.)

Dazu beigetragen hatte die sogenannte GI Bill of Rights von 1944, mit deren Hilfe 2,3 Millionen ehemaliger Soldaten zwischen 1945 und 1950 studieren konnten. Die großen Unternehmensgewinne während des Krieges und die Steuersenkungen der Nachkriegszeit führten zu massiven Investitionen, die die Produktion förderten, während in Europa Unsummen in die Beseitigung der Kriegsschäden gesteckt werden mußten. Nahezu konkurrenzlos konnte das Land billig Rohstoffe in der Welt einkaufen und Fertigprodukte exportieren.)

Dennoch hatte Truman mit einer Fülle von Problemen zu kämpfen, mit Inflation und Streiks und nicht zuletzt mit einem Kongreß, der nicht bereit war, kostspielige Sozialprogramme zu finanzieren. Die Kriegsallianz mit der Sowjetunion hatte den Untergang des gemeinsamen Feindes nicht lange überlebt. Das sowjetische Streben nach einem Cordon sanitaire zum Schutz vor neuerlichen Aggressionen war für Truman mit den amerikanischen Kriegszielen unvereinbar, zumal das politische Klima in den Vereinigten Staaten es nicht ratsam erscheinen ließ, nachgiebig gegenüber dem Kommunismus zu sein. Während in der Sowjetunion die Besorgnis um die eigene Sicherheit angesichts der erdrückenden amerikanischen Überlegenheit wuchs, nahm in den USA eine Politik der „Eindämmung" des sowjetischen Expansionismus Gestalt an, die schon bald zu der Drohung mit Kampftruppen führte, falls sich die Sowjetunion nicht aus dem Norden des Iran zurückziehen würde. Die prinzipielle Verkündung der amerikanischen Entschlossenheit, sowjetischen Expansionismus und Kommunismus einzudämmen, folgte am 12. März 1947 mit der Truman-Doktrin, die allen Völkern Unterstützung zusagte, die durch bewaffnete Minderheiten oder äußeren Druck in ihrer Freiheit bedroht seien. Um drohende Einbrüche in die weltpolitischen Interessensphären der Vereinigten Staaten, nicht zuletzt angesichts der Stärke der kommunistischen Parteien in etlichen westeuropäischen Ländern, abzuwenden, wurde diese Doktrin wenige Monate später durch den Marshallplan ergänzt, der dem Kommunismus den Nährboden entziehen und die Weltwirtschaft beleben sollte, damit sich freie politische Institutionen entfalten könnten. 17 Milliarden Dollar kamen schließlich 16 europäischen Staaten über einen Fünfjahreszeitraum zugute, nachdem die Sowjetunion und, unter ihrem Druck, alle Staaten in ihrem Einflußgebiet die Teilnahme abgelehnt hatten.

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