Lebenslügen und Familiengeheimnisse

Lebenslügen und Familiengeheimnisse

von: Victor Chu

Kösel-Verlag, 2005

ISBN: 9783466306787

Sprache: Deutsch

231 Seiten, Download: 1056 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Lebenslügen und Familiengeheimnisse



Was ist Wahrheit, was Wahrhaftigkeit? (S. 29-30)

Jetzt wagen wir einen kühnen Sprung – wir schwingen gewissermaßen mit dem Pendel von der einen Richtung in die entgegengesetzte: von der Lüge zur Wahrheit! Denn bevor wir fortfahren können mit der Erörterung der Lüge, müssen wir erst einmal wissen, wasWahrheit ist. Wir können nicht verstehen, was mit »unwahrhaftig« gemeint ist, wenn wir nicht wissen, was »wahrhaftig« bedeutet.

Wir müssen dabei zwischen einer objektiven und einer subjektiven Wahrheit unterscheiden.

Was ist objektive Wahrheit?

Eine objektive Wahrheit ist die Übereinstimmung einer Aussage mit ihrem Gegenstand. Wenn ich sage: Die Erde ist rund, dann ist das wahr.

Objektive Wahrheiten sind Gegenstand der Wissenschaft. Sie beruhen auf Wissen und können durch Beobachtung, Messung, Berechnung und Experiment bestätigt werden. Man spricht dann von einem Beweis.

Das Gegenteil einer objektiven Wahrheit ist der Irrtum. Ich habe mich geirrt, wenn ich eine objektive Wahrheit verkenne. Die Behauptung, die Erde sei flach, hat sich im Laufe der Zeit durch wissenschaftliche Beobachtungen als Irrtum erwiesen, sie war falsch. Irrtümer beruhen auf Unwissen, lückenhaftem Wissen, Unerfahrenheit oder ungenauen Beobachtungen und Messungen.

Da wissenschaftliche Beobachtungen häufig eine Unschärfe beinhalten, spricht man eher davon, dass eine Behauptung wahrscheinlich sei, als dass sie absolut wahr sei. Der Streit, ob etwas objektiv wahr oder falsch ist, wird wissenschaftlich ausgefochten.

Objektive Wahrheiten festzustellen erscheint auf den ersten Blick einfach: Wir brauchen nur Wissenschaftler zu befragen. Dies führt jedoch nur in den Fällen zu eindeutigen Ergebnissen, bei denen der Gegenstand der Untersuchung klar umgrenzt ist und die Messmethoden genau dem untersuchten Gegenstand entsprechen. Die Polizei kann vielleicht herausfinden, dass ein Fußabdruck am Tatort vom Fuß eines Verdächtigen stammt, aber damit ist nicht erwiesen, dass er auch der Täter ist. Der Fußabdruck ist nur ein Indiz. Es müssen weitere hinzukommen. Fingerabdrücke auf der Tatwaffe oder eine DNA-Analyse an der Kleidung des Opfers erhärten den Verdacht. Wenn dann noch Zeugen den Verdächtigen am Tatort und zur Tatzeit gesehen haben, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er der Täter ist. Aber es handelt sich immer noch um eine Wahrscheinlichkeit. Erst wenn Zeugen den Verdächtigen bei der Tat beobachtet haben oder wenn er ein Geständnis ablegt, steht er als Täter fest. Jedoch selbst dann könnte es sein, dass Zeugen sich irren. Oder der Geständige sagt, er habe die Tat begangen, obwohl er es nicht gewesen ist – zum Beispiel, weil seine Aussage erpresst wurde oder weil sich der Betreffende selbst bestrafen oder jemand anderen decken möchte.

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