Duden -  Gute Reden - kurz gefasst

Duden - Gute Reden - kurz gefasst

von: Siegfried A. Huth

Duden, 2005

ISBN: 9783411901111

Sprache: Deutsch

49 Seiten, Download: 364 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Duden - Gute Reden - kurz gefasst



Reden richtig halten (S. 14-15)

Der Redner und seine Zuhörer

Wer eine Rede hält, übt auf seine Zuhörer eine gewisse Wirkung aus. Welcher Art diese ist, hängt allein von ihm selbst ab. Man muss bereits bei der Ausarbeitung seine Zuhörer im Blick haben, sie gewissermaßen schon vom Schreibtisch aus ansprechen. Das gilt umso mehr für den Ernstfall! Trotz aller möglichen Hemmungen geht es für einen Redner immer darum, eine Beziehung zu seinem Publikum herzustellen, als sei es ein Gesprächspartner. Ein positives Verhältnis zu den Zuhörern, ein »Sympathiefeld «, das den Vortragenden und sein Publikum umspannt, ist wichtig für den Erfolg einer jeden Rede. Nicht nur, weil die Zuhörer »gnädiger« urteilen, wenn sie den Redner sympathisch finden, sondern auch, weil sie bereit sind, mitzugehen, mitzudenken, mitzufühlen. Jeder Schauspieler weiß, wie sehr das aktive Miterleben der Zuschauer das eigene beflügelt; und nichts demotiviert mehr als ein offensichtlich nicht zu motivierendes Publikum.

Stimme und Ton

Oft ist es schon die Stimme eines Sprechers, die viele Menschen nachhaltig beeindruckt, die sofort Sympathie weckt und auch von eventuellen Schwächen ablenkt.

Auf eine schlechte Artikulation reagieren anspruchsvolle Zuhörer alsbald mit Unbehagen, Antipathie oder Spott. Die Stimme ist ein Ausdrucks- und Darstellungsmittel und damit ein wichtiger Teil der Individualität. Sie ist etwas Urpersönliches. Sie lässt Schlüsse auf das Niveau und Wesen des Sprechenden zu. Profis lassen ihre Sing- bzw. Sprechstimme von Spezialisten schulen.

Eine große Rolle spielt die typische Verfassung, in der sich ein Sprecher befindet. über die Stimme offenbaren oder simulieren Sprechende einen bestimmten Gemütszustand. Dies geschieht durch [gezielt eingesetzte] dramaturgische Effekte wie lautes, leises, hohes, schnelles oder langsames Sprechen.

Der Mensch kann sein Sprechen sehr variabel gestalten. Wer die Möglichkeiten der Lautbildung beherrscht, kann alle Register ziehen und beeindruckt situationsgerecht mit einer fröhlichen, traurigen, erregten, mitfühlenden, gelösten, warmen, beruhigenden, schmeichelnden, sinnlichen, dynamischen, wachen, kalten, spöttischen, brutalen, fordernden, aufpeitschenden, gleichgültigen, langweiligen, respektvollen, bittenden, ehrlichen, sachlichen oder anders wirkenden Stimme.

Wer sich zu schmalzig, gefühlsduselig, überschwänglich, gestelzt, gebläht, gönnerhaft, leutselig oder arrogant präsentiert, wird ausgelacht oder ausgepfiffen. Was unecht oder überzogen klingt, wird abgelehnt.

Der Klang der Stimme muss zur erwünschten Wirkung der Ausführungen passen. Von diesem dramaturgischen Effekt hängt es ab, ob der Vortragende bei den Zuhörern ankommt oder nicht. Bei Diskrepanzen zwischen Ton und Tenor einer Rede leidet die Glaubwürdigkeit des Sprechenden, bezweifelt das Publikum die Redlichkeit des Redners.

Mimik und Gestik

Der Redner unterstützt (oder torpediert) seine Rede und ihre Wirkung mit seiner äußeren Erscheinung. Sein ganzer Körper spricht mit. Viele Informationen des Redenden werden durch seine Körpersprache vermittelt.

Mimik und Gestik, Gesichtsausdruck und Handbewegung gehören zur Körpersprache. Diese »Hilfsmittel« hängen stark vom jeweiligen Temperament ab, können aber auch erlernt werden. Das ist leichter für die »Handhabung« der Hände als bei der Mimik. Denn Letztere wird stark vom Unterbewusstsein gesteuert. Trotzdem kann man auch den Gesichtsausdruck, insbesondere was Stirn- und Mundpartie angeht, »bewusst« sprechen lassen.

Der Mensch »redet« mit seinen Händen. Er hebt hervor, deutet an, weist hin und unterstreicht. Dies kann man in einem sprachlich übertragenen und einem konkreten Sinne verstehen. Durch den bewussten Einsatz der Hände können bestimmte Passagen einer Rede unterstrichen werden. Eine schlechte Rede wird zwar durch gekonnte Gestik nicht zu einer guten, aber durch eine entsprechende – nicht übertriebene! – Gestik lässt sich die Wirkung einer jeden Rede steigern.

Da man sich heute als Redner meist leger gibt, ist es keine Frage des Anstands mehr, ob man eine Hand in die Hosentasche stecken darf oder nicht. Man darf. Man sollte seine Hände aber genauso wenig darin vergraben wie hinter dem Rücken verschränkt halten, sonst nimmt man sich die Möglichkeit, sie zum Reden zu benutzen.

Kategorien

Service

Info/Kontakt