Reflexionen über das Unbewusste

Reflexionen über das Unbewusste

von: Matthias Kettner, Wolfgang Mertens

Vandenhoeck & Ruprecht Unipress, 2010

ISBN: 9783647452029

Sprache: Deutsch

160 Seiten, Download: 1105 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Reflexionen über das Unbewusste



Semiotik und die Suche nach der Matrix der Metapsychologie (S. 77-78)

Matthias Kettner

Pro Metapsychologie

Eine Tiefenpsychologie nach den Vorstellungen Freuds wäre eine wissenschaftliche Psychologie, die hinter das Bewusstsein führt, aber dessen Licht mitnimmt. Die theoretische Durchdringung von Bewusstseinsphänomenen wurde von der wissenschaftlichen Psychoanalyse leider schon immer vernachlässigt.

Heute scheint die Psychoanalyse auch noch ihr Unbewusstes, den Zentralbegriff ihrer Pionierzeit (Buchholz u. Gödde, 2005, S. 321 –461), an andere Wissenschaften zu verlieren. Forschungsprogramme der Kognitions- und Neurowissenschaften messen dem Bewussten – den mit bewusster erstpersonaler Aufmerksamkeit vermittelten Vorgängen – keine große Bedeutung zu im Vergleich mit dem immensen Raum von subpersonalen seelischen und neurophysiologischen Vorgängen, die sich solcher Aufmerksamkeit völlig entziehen.

Ist Aktualisierungsarbeit an der psychoanalytischen Metapsychologie vertane Zeit?Wolfgang Mertens argumentiert – wie ich finde: durchschlagend – für die Weiterarbeit an der Metapsychologie, verstanden freilich nicht als Untermauerung einer psychobiologischen Triebtheorie durch Anleihen bei Naturwissenschaft und Biologie, wie bei Freud, sondern als der beste allgemeine Theorierahmen, der alles Theoretische im Diskurs der Psychoanalyse durch Kohärenz mit geeigneten Disziplinen wissenschaftlich so weit es geht abzusichern vermag: »Ohne einen eigenen grundlagentheoretischen Standpunkt und eine genaue Benennbarkeit der Schnittstellen lässt sich keine Auseinandersetzung mit anderen einschlägigen Wissenschaften führen.

Spätestens dann aber droht die Psychoanalyse für andere Wissenschaften langweilig zu werden« (Mertens in diesem Band, S. 20) Angesichts der vielfältigen Versuche, die gemacht wurden, Metapsychologie und Psychologie durch ihre verschiedenen Rollen in theoretischen Diskursen zu unterscheiden, mutet es vielleicht anachronistisch an, sie nach Objektbereichen zu unterscheiden. Gleichwohl: (1) Die Variable – der Joker? – für den Zentralbegriff jeder psychoanalytischen Metapsychologie und Psychologie ist »das Unbewusste« (Buchholz u. Gödde, 2005).

Angenommen, das mit diesem Zentralbegriff Gemeinte lasse sich im Ausgang unseres alltagssprachlich und alltagspraktisch gesicherten Grundverständnisses und der in ihm fundierten Beschreibungsmöglichkeiten menschlichen Erlebens und Sichverhaltens Schritt für Schritt einführen. Im natürlichen Grundverständnis sind wir erste, zweite und dritte Personen, die ihre Gründe haben und geben, in Grenzen für ihr Tun und Lassen verantwortlich sind, in vielfältigen Beziehungen engagiert sind, Überzeugungen entwickeln, Bedürfnisse, Wünsche und Interessen haben und in unzähligen weiteren »intentionalen« – das heißt: sinngemäß als auf-etwas-bestimmtes-bezogen intersubjektiv nachvollziehbaren – Formen unterwegs sind. In solchen Formen macht die Lebenswelt Sinn.

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