
Kleine Kostümkunde
von: Gisela Krause, Gertrud Lenning
Fachverlag Schiele & Schön, 2013
ISBN: 9783794908769
Sprache: Deutsch
300 Seiten, Download: 34513 KB
Format: EPUB, auch als Online-Lesen
Altertum
Das Altertum umfasst die Zeit von den altorientalischen Hochkulturen bis zur germanischen Völkerwanderung. In dieser weitreichenden Zeitspanne gibt es über die Entwicklung der Kleidung bisher nur von den Völkern genauere Erkenntnisse, die umfangreiche und beständige Zeugnisse ihrer Kunst und Kultur in Bild und Text hinterließen, wie die Ägypter oder die Griechen und Römer. Von anderen Völkern haben sich nur wenige Dokumente erhalten, die auch oft nur ein Schlaglicht auf die Kleidung einer bestimmten Gruppe in einer bestimmten Zeit werfen. Schon wegen der unsicheren Quellenlage konnten nicht alle Völker in dieser zusammenfassenden Darstellung der Kleidung des Altertums berücksichtigt werden. Die Auswahl, die hier getroffen wurde, beschränkt sich auf solche Kulturen, die direkt oder indirekt die Entwicklung der europäischen Kleidung bzw. Textilien beeinflussten, und solche, die uns räumlich nahestehen; dies sind einige Völker Vorderasiens und vor allem die Germanen.
Kleidung der Ägypter und der Völker Vorderasiens
Die Kleidung, die sich in den alten Hochkulturen südwestlich Europas entwickelte, zeigt sehr unterschiedliche Gestaltungsprinzipien, die sich nur teilweise aus der speziellen Lebensweise oder den besonderen klimatischen Bedingungen erklären lassen. Einiges davon erscheint uns vertraut, anderes fremd. Gerade durch die Unterschiede wird deutlich, dass Kleidung im Menschenbild einer Kultur wurzelt und zugleich diesem Menschenbild Gestalt verleiht.
Kleidung der Ägypter
(4.-Mitte 1. Jahrtausend v. Chr.)
Die Geschichte der Völker begann nach Ansicht der Archäologen vor etwa 6000 Jahren. Von den alten Hochkulturen hat sich die Kulturgeschichte Ägyptens am vollständigsten der Nachwelt erhalten. Bereits für das 4. Jahrtausend v. Chr. ist hier eine erstaunlich hohe Entwicklung nachzuweisen. Das konservierende Klima hat bis heute eine Anzahl von Tempelruinen erhalten, in denen Inschriften, Fresken, Statuen und Geräte von den Fähigkeiten und dem Leben der Ägypter Zeugnis ablegen. Als besonders aufschlussreich erwiesen sich die zahlreichen Königsgräber, vor allem die Pyramiden. Sie stammen aus dem 3. Jahrtausend, als der Pharao noch göttliche Verehrung genoss. Ihr Bau begann jeweils mit dem Anfang der Regierung und wurde bis zum Tode des Herrschers weitergeführt. An der größten, der des Königs Cheops, sollen hunderttausend Menschen dreißig Jahre lang gearbeitet haben.
Das Leben der Ägypter wurde von dem Glauben an ein Leben nach dem Tode beherrscht. So verlangte der Totenkult für die Herrscher sichere und schöne Gräber, gefüllt mit allen Dingen und Schätzen, die ihnen in ihrem Leben zur Verfügung standen und die sie folglich auch für ihr "Weiterleben" benötigten. Wandmalereien und Inschriften sollten die Götter über die Taten, die Verdienste, ja über die Lieblingsbeschäftigungen der Verstorbenen informieren. In den Bildberichten über Kriege und Siege lassen sich deutlich Typen fremder Völker als Gesandte, Tributbringende oder Gefangene erkennen. Auch der Alltag lässt sich aus den durchaus realistischen, in das jenseitige Leben verlegten Szenen rekonstruieren -Jagd und Fischfang, Handwerk und Landwirtschaft bilden häufig dargestellte Themen.