Marxismus

Marxismus

von: Hans-Martin Lohmann

Campus Verlag, 2001

ISBN: 9783593414744

Sprache: Deutsch

156 Seiten, Download: 645 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Marxismus



2 Das Goldene Zeitalter des Marxismus (S. 56-57)

Zwischen 1870 und 1914 bildete sich mit den sozialdemokratischen Parteien der Marxismus als politische Gestalt heraus. Seine Stoßkraft, die zwischen revolutionärer Rhetorik und reformerischer Praxis schwankte, ertrotzte ebenso viele soziale und politische Fortschritte für die Arbeiter wie sie letztlich an dem Umstand zerbrach, dass 1914 die Logik des Nationalismus stärker war als die des Internationalismus der Arbeiterbewegung.

Der Aufstieg des Marxismus und der Arbeiterbewegung vor allem in Mitteleuropa hatte zwei objektive Bedingungen zur Grundlage. Zum einen entwickelte sich das, was in England bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts weit fortgeschritten war – nachzulesen in den großen Romanen von Charles Dickens – und von Marx als »große Industrie« bezeichnet wurde, auch in anderen Ländern, in Holland, Belgien, Frankreich, Deutschland, rasant fort, sodass eben jene Bedingungen gegeben waren, die Marx als notwendige Voraussetzungen einer sozialistischen Revolution bestimmt hatte: ein hoher Grad an Industrialisierung auf der Basis der Schwerindustrie (Kohle, Stahl) und wachsende Konzentration des Kapitals in großen Aktiengesellschaften einerseits, Zusammenballung und ständige Vergrößerung des städtischen Proletariats andererseits.

Zum zweiten hatte der Liberalismus in Europa eine katastrophale Niederlage erlitten, die es der Arbeiterbewegung erlaubte, weitreichende Forderungen zu stellen und sukzessive durchzusetzen. Der klassische ökonomische und politische Liberalismus war seit Adam Smith davon ausgegangen, dass es Aufgabe der staatlichen Institutionen sei, Freiheit und Sicherheit des individuellen Eigentums zu schützen und sich ansonsten aus dem Marktgeschehen, insbesondere aus den Vertragsverhandlungen zwischen Lohnarbeit und Kapital, herauszuhalten und das freie Spiel der Kräfte sich selbst zu überlassen. In den achtziger und neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts konnte keine Rede mehr davon sein.

Durch die wachsende internationale Verflechtung der Weltwirtschaft, die einen unbeschränkten Freihandel zunehmend eindämmte – was auch mit der Kolonialpolitik der europäischen Mächte zusammenhing –, ebenso wie durch den steigenden Druck der selbstbewusster werdenden Arbeiterbewegung war das Prinzip der freien Konkurrenz mehr und mehr auf der Strecke geblieben. Faktisch waren der Staat und seine gesetzgeberischen Körperschaften längst dazu übergegangen, in die Beziehungen zwischen Lohn- arbeit und Kapital regulierend einzugreifen (etwa was die Länge des »Normalarbeitstages« betrifft) und die Fiktion aufzugeben, der Arbeiter sei gleichermaßen frei und unabhängig wie der Kapitalist. Auch dass staatlicherseits anerkannt wurde, dass es legitim sei, wenn sich die Arbeiter zum Zweck der kollektiven Vertretung ihrer Interessen zusammenschließen, bedeutete eine Abkehr von der Ideologie des Liberalismus.

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