Einführung in die Psychiatrie - Ein Leitfaden für pflegendes, therapierendes und betreuendes Fachpersonal

Einführung in die Psychiatrie - Ein Leitfaden für pflegendes, therapierendes und betreuendes Fachpersonal

von: A. Zistl

Brigitte Kunz Verlag, 2004

ISBN: 9783842684546

Sprache: Deutsch

225 Seiten, Download: 1147 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Einführung in die Psychiatrie - Ein Leitfaden für pflegendes, therapierendes und betreuendes Fachpersonal



3 Endogene Psychosen (S. 31-32)

Die Ursachen der endogenen Psychosen galten lange Zeit als unbekannt, als mysteriös, geheimnisvoll, rätselhaft, als »von den Göttern« kommend, als »vom Teufel kommend«, eben als unerklärbar, irgendwie »aus diesem Menschen kommend«, also von innen aus ihm heraus kommend.

Inzwischen ist bekannt, dass die endogenen Psychosen teilweise durch biochemische Fehlfunktionen im Gehirn, im Bereich der Neurotransmitter (Überträgerstoffe) im Gehirn, ausgelöst werden. Diese Transmitter sind die Funktionsverbindung zwischen den einzelnen Hirnzellen. Es sind hauptsächlich Dopamin, Serotonin und Noradrenalin. Gleichzeitig bei der Entstehung von endogenen Psychosen spielen auch Umwelteinflüsse auf den betroffenen Menschen eine Rolle.

3.1 Schizophrenie

Die Schizophrenie (gespaltener Geist, Gemüt) ist die bekannteste der Geisteskrankheiten und ihre Häufigkeit wird mit 1 bis 3% in der Bevölkerung angegeben. Die Häufigkeit dieser Erkrankung ist nicht kulturabhängig. Das heißt, in den verschiedenen Kulturkreisen der Welt ist die Anzahl der Erkrankten nicht mehr oder weniger häufig. Die Erkrankung tritt unabhängig von der sozialen Schicht auf, ist also keine typische Erkrankung der »Armen«. Die Anzahl erkrankter Frauen und Männer weicht nicht nennenswert voneinander ab.

Es besteht häufig die Annahme, dass die Krankheit ausschließlich durch ungünstige Lebensumstände der erkrankten Person ausgelöst wird. So z. B. bei Verlust der Existenz, Liebeskummer, schweren psychischen Traumata wie Vergewaltigung, Mordanschlag, Verlust wichtiger Bezugspersonen, Folter, Flucht, Krieg und andere für den Menschen zutiefst verunsichernde Lebensumstände. Dies ist nicht der Fall, da nicht alle Menschen, die gleiches erleben mussten, an einer Psychose erkranken.

Es müssen eine Krankheitsanlage, also die biologische Möglichkeit, erkranken zu können, diese Anlage wird vererbt, nicht immer direkt durch die eigenen Eltern, es können auch eine oder mehrere Generationen »übersprungen « werden und schwierige, oft langjährige, für diesen Menschen »ungünstige« Lebensumstände vorhanden sein, um die Erkrankung zum Ausbruch kommen zu lassen.

Bereits im Altertum wird diese Krankheit beschrieben und auch das, was als »Besessenheit« bezeichnet wurde, hatte möglicherweise diesen Krankheitshintergrund.

Emil Kraepelin (1856–1926, deutscher Psychiater), beschrieb 1896 als Erster eine Gegenüberstellung der beiden Geisteskrankheiten »Dementia praecox« und »Manisch-depressives Irresein«.

1911 führte Eugen Bleuler (1857–1939, Schweizer Psychiater) den Begriff »Schizophrenie« (Spaltungsirresein) ein, der die Bezeichnung »Dementia praecox« ablöste.

3.1.1 Krankheitssymptome bei Schizophrenie

Die Symptome der Schizophrenie sind zahlreich. Sie müssen aber nicht alle bei einem Patienten mit dieser Diagnose auftreten. Einige treten jedoch mit großer Regelmäßigkeit auf.

Die so genannte »Gespaltenheit« des Geistes oder der Seele bedeutet nicht, dass ein Patient mit der Diagnose Schizophrenie »zwei Menschen« ist, z. B. Napoleon und gleichzeitig er selbst. Der Patient erlebt gleichzeitig einen Teil seines Denkens, Fühlens und Wollens als einen Teil von sich selbst, den Teil von sich, den er schon immer gekannt hat und gleichzeitig einen anderen Teil, der sich auch in seiner Person befindet, den er so an sich bisher nicht erlebt und deshalb auch nicht gekannt hat.

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