Training ohne Reue - Trainiere (dich) gesund

Bedeutung des körperlichen Trainings (S. 9-10)

Laut Prof. W. Hollmann (einem der bekanntesten Sportmediziner der Nachkriegszeit) verstehen wir unter dem Begriff »Bewegungsmangel « eine muskuläre Beanspruchung, die permanent an der unteren Belastungsschwelle liegt, deren Überschreitung aber notwendig ist zum Erhalt oder der Vergrößerung der funktionellen Kapazität. Wichtig hierbei ist die Art der durchgeführten muskulären Beanspruchung im Beruf und im täglichen Leben.

Ein »Bewegungsmangel« wirkt sich jedoch nicht nur auf das Herz-Kreislauf-System negativ aus. Vielmehr kommt es durch statische Überlastung – häufig noch verbunden mit dynamischer Fehlbelastung – zu einem vorzeitigen Verschleiß im Bereich von Wirbelsäule und Gelenken. Millionen von Arbeitsstunden gehen der Volkswirtschaft dadurch jährlich verloren.

Doch genauso wichtig ist die erhebliche Einschränkung im täglichen Leben der Betroffenen. Hier zeigen sich auch immer mehr psychologische Auswirkungen: Gewichtszunahme, Vereinsamung, Probleme mit der Umwelt, Probleme am Arbeitsplatz und in der Familie, »Hänseleien« durch Schulkameraden, Partnerprobleme und vieles mehr. Die verminderte Belastbarkeit bewirkt einen noch größeren Bewegungsmangel. Übergewicht ist oft die Folge; mitunter kommt es zu Komplexen. Chronische Schmerzen führen zur Gereiztheit mit entsprechend negativer Auswirkung auf Familie, Freunde und weitere Umwelt – der Teufelskreis schließt sich.

Immer häufiger sind es Jugendliche, die bereits Haltungsschäden aufweisen. Ihnen ist dann ein vorzeitiger Verschleiß vorprogrammiert. Aus zunächst harmlosen Haltungsfehlern werden irreparable Haltungsschäden. Zudem weisen Kinder und Jugendliche leider meist weniger Gesundheitsbewusstsein auf als ältere Menschen.

Verhaltensmedizinische Programme wie die Rückenschule, Knieschule und Schulterschule sollen helfen, beim Einzelnen so früh wie möglich eine Verhaltensänderung zu erreichen und dadurch seine weitere Entwicklung positiv zu beeinflussen. Mit diesen Verfahren können auch die zuvor beschriebenen schlimmen Teufelskreise durchbrochen werden. Zur Erreichung dieses Ziels ist die aktive Mitarbeit der Betroffenen von entscheidender Bedeutung. Zwar können verhaltensmedizinische Programme wertvolle Informationen und Anleitungen geben. Doch Einsicht und Mut zur Verhaltensänderung muss jeder Betroffene letztlich selbst aufbringen.

Eine gut ausgebildete Muskulatur ist praktisch der einzige Schutz für unsere Wirbelsäule und unsere Gelenke. Durch Fango und Massage, durch Spritzen und Medikamente wird unsere Muskulatur in keiner Weise gestärkt. Nur regelmäßiges Training bewirkt einen Muskelzuwachs bzw. einen Erhalt der Muskulatur.

Ohne Wanten und Stagen würde ein Bootsmast schnell umkippen. Ohne starke Sicherungsseile würde ein Fernsehmast nicht lange stehen können. Unser aufrechter Stand und Gang ist nur durch unsere Muskulatur möglich – tun Sie etwas dafür. Ohne entsprechendes Training verliert ein Mensch im Laufe seines Lebens vom 20. bis zum 70. Lebensjahr durchschnittlich 30 – 40% seiner Muskelmasse. Man darf nicht vergessen, dass die Muskulatur nicht nur für Haltung und Bewegung eine wichtige Rolle spielt, sondern auch noch andere wichtige Bedeutungen hat: Sie ist einerseits das größte Stoffwechselorgan des mensch-