Die Küche - Lebenswelt, Nutzung, Perspektiven

Die Küche - Lebenswelt, Nutzung, Perspektiven

von: Klaus Spechtenhauser

Birkhäuser, 2006

ISBN: 9783764376703

Sprache: Deutsch

160 Seiten, Download: 10290 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Die Küche - Lebenswelt, Nutzung, Perspektiven



Von engen Normen zur großen Freiheit (S. 113-114)

Brigitte Kesselring

Küchenplanung heute

Eigentlich wäre es einfach. Die wesentlichen Faktoren, die für die Planung einer Küche und deren Anordnung im Grundriss relevant sind, lassen sich bereits mit gesundem Menschenverstand benennen:

1. Das Budget
2. Der Grundriss und die Lage des Grundrisses innerhalb der Wohnung/ des Hauses
3. Das aktuelle Produktangebot
4. Die Ergonomie und die Arbeitsabläufe in einer Küche
5. Die individuellen Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer

Bei genauerem Hinsehen lässt sich dann allerdings die Bedeutung des einleitenden «eigentlich» erfassen: Es wäre einfach, wenn die Küche nicht so ein komplexes Gebilde wäre und der Faktor Mensch nicht ebenso komplex.

Sonderstellung Küche

Die Küche nimmt eine Sonderstellung ein, weil bereits ihr Begriff mehrdeutig ist. Mit «Küche» kann der Raum oder die Einrichtung gemeint sein, ebenso die Kochkunst oder die Esskultur. Bei der Planung spielen alle diese Facetten eine Rolle: Die Küche als Raum und Einrichtung ist der Rahmen, in dem die Kunst des Kochens angewandt oder zelebriert wird. Diese Küche als Ganzes, als Einrichtung und Philosophie, steht in engem Kontext zu den technischen Veränderungen und Entwicklungen bei Materialien und Ausstattungen einerseits und zu Wertewandel in Kultur und Gesellschaft andererseits. Je nach Zeitgeist und Stellenwert erfolgt ihre Planung funktionsorientiert, wohnorientiert, erlebnisorientiert, gesellschaftsorientiert oder statusorientiert. Im Folgenden wird unter «Küche» stets die Küche als Raum und ihre Möblierung inklusive Apparateausstattung verstanden. Eine Sonderstellung nimmt die Küche auch innerhalb der Wohnung oder des Hauses ein, weil sie im Gegensatz zu allen anderen Räumen – mit Ausnahme von Bad/WC – kein frei definierbarer Wohnraum ist, sondern eng mit der Haustechnik und dem gesamten Leitungsnetz verbunden ist. So sind die Ver- und Entsorgung mit Wasser, elektrische Anschlüsse, Gas, Heizungs- und Lüftungstechnik bereits Teil der Grundplanung. Die Erschließung der Küche ist daher bei der Entwicklung des Gesamtgrundrisses und des Wohnkonzeptes von zentraler planerischer Bedeutung.

Eine weitere Besonderheit betrifft die Schweiz: Traditionell zählt hier die komplette Küchenmöblierung inklusive aller Apparate zur Grundausstattung einer Mietwohnung. Das hatte bereits in den fünfziger Jahren Konsequenzen auf die Entwicklung verbindlicher Normen, da im Zuge der zunehmenden industriellen Fertigung Möbel- und Apparatehersteller auf koordinierende Maßsysteme angewiesen waren.1 Auch sonst gelten in diesem so genannten Objektbereich andere Rahmenbedingungen als im privaten Wohnungsbau. So zeigen sich Investoren, Bauherren und Renovierer im Objektbereich eher konservativ und zurückhaltend, wenn es um die Umsetzung neuer Wohnformen und Wohnungsausstattungen geht: Sichere, messbare Werte, Kosten-/Nutzenverhältnisse, Erfahrungen, Langlebigkeit, Renditeüberlegungen gehen vor. Man baut für anonyme Nutzer, der Entscheidungsträger selbst wird nicht in diesen Wohnungen leben. Im privaten Baubereich – Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen – schlagen sich hingegen individuelle Werte und Einstellungen, individuelle Bedürfnisse und Anforderungen nieder, da der Entscheider auch gleichzeitig der Nutzer ist.

Entsprechend sind bei der Planung andere Standards und andere Bedürfnisse zu berücksichtigen. In den Nachbarländern der Schweiz, beispielsweise in Deutschland und in Österreich, ist die Küche eine Einrichtung wie jede andere und wird – egal ob Mietwohnung, Eigentumswohnung oder Eigenheim – individuell angeschafft. Die Küche unterliegt hier weit mehr dem Druck von Marketing und Konsum, da alle Hersteller um die Gunst der breiten Käuferschichten werben müssen. Das geht nur mit attraktiven Angeboten: Attraktiv hinsichtlich moderner Optik und günstigem Preis im Mietbereich, im gehobenen Segment zählen vor allem Optik, Qualität und Markenimage. Die Küche ist im Mietsektor zudem sehr kurzlebig. Sie wird nicht für die Ewigkeit gebraucht und ist auch in den Qualitätsstandards nicht auf eine jahrzehntelange Lebensdauer wie in der Schweiz ausgerichtet. Küchenzeilen mit kompletter Apparateausstattung, so genannte Küchenblocks, werden in diesem Segment über Fachmärkte oder die Do-ityourself- Schiene angeboten. Insofern gelten in diesen Märkten sehr differenzierte Maßstäbe im Qualitäts- und Planungsbereich. Minimalanforderungen im untersten Preisbereich, höchste Anforderungen, ähnlich dem Schweizer Markt, im gehobenen Segment.

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