Autismus - Erscheinungsformen, Ursachen, Hilfen

Autismus - Erscheinungsformen, Ursachen, Hilfen

von: Helmut Remschmidt

C.H.Beck, 2002

ISBN: 9783406447471

Sprache: Deutsch

113 Seiten, Download: 1566 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Autismus - Erscheinungsformen, Ursachen, Hilfen



4.1 Atypischer Autismus (S. 62-64)

Von einem atypischen Autismus spricht man dann, wenn eine tiefgreifende Entwicklungsstörung vorliegt, die sich vom frühkindlichen Autismus dadurch unterscheidet, daß sie jenseits des 3. Lebensjahres manifest wird oder daß die Störung den diagnostischen Kriterien für den frühkindlichen Autismus nicht in allen drei Bereichen entspricht. Kinder, die an dieser Störung leiden, zeigen also entweder die diagnostischen Kriterien für den frühkindlichen Autismus erst nach dem dritten Lebensjahr (also das Vollbild des frühkindlichen Autismus, nur später), oder aber es bestehen deutliche Auffälligkeiten, die für den frühkindlichen Autismus typisch sind, jedoch nicht alle drei für die Diagnose erforderlichen Bereiche umfassen (Einschränkung der sozialen Interaktion, in der Kommunikation und eingeschränktes repetitives Verhalten).

Dementsprechend werden in der ICD-10 zwei Varianten des atypischen Autismus unterschieden:
 
– Autismus mit atypischem Erkrankungsalter

Bei dieser Variante sind inhaltlich alle Kriterien für den frühkindlichen Autismus (Kanner-Syndrom) erfüllt, nur wird die Störung erst nach dem dritten Lebensjahr deutlich.

– Autismus mit atypischer Symptomatologie

Bei dieser Variante werden die Auffälligkeiten zwar bereits vor dem dritten Lebensjahr manifest, sie entsprechen aber nicht dem Vollbild des frühkindlichen Autismus. Letzteres trifft besonders auf Kinder mit erheblicher Intelligenzminderung zu, die oft auch an einer umschriebenen Entwicklungsstörung der Sprache leiden, vor allem des Sprachverständnisses. Bei Kindern mit dieser Störung spricht man oft auch von einer Intelligenzminderung mit autistischen Zügen.

Diese Unterscheidung hat durchaus Bedeutung für die Praxis. Es gibt immer wieder Eltern, die ihre Kinder dem Psychiater oder Psychologen vorstellen verbunden mit der Frage, ob es sich um eine autistische Störung handelt oder um eine Intelligenzminderung. Eine Intelligenzminderung als solche ist in der ganz überwiegenden Zahl der Fälle auch mit dem Vollbild des frühkindlichen Autismus (Kanner-Syndrom) assoziiert, ohne daß die Intelligenzminderung das klinische Erscheinungsbild dominiert. Beim atypischen Autismus ist es oft umgekehrt: Zur Intelligenzminderung kommen die autistischen Züge hinzu. Eltern können es häufig leichter akzeptieren, wenn ihr Kind, selbst wenn es eine Intelligenzminderung aufweist, als autistisch bezeichnet wird, als wenn die Diagnose „geistige Behinderung" lautet. Angaben zur Häufigkeit des atypischen Autismus finden sich in der Literatur nicht.

Im Hinblick auf Ursachen und Behandlung gilt alles, was für den frühkindlichen Autismus beschrieben wurde. Der Verlauf und die Prognose hängen, ebenso wie beim frühkindlichen Autismus, vom Grad der Intelligenzminderung ab und davon, ob sich die Sprache entwickelt und annähernd kommunikativ gebraucht werden kann.

4.2 Rett-Syndrom

Diese Störung wird hier beschrieben, weil sie mitunter von autistischen Syndromen abgegrenzt werden muß, die eine günstigere Prognose haben, während das Rett-Syndrom praktisch immer zum Intelligenzabbau (Demenz) führt. Charakteristische Merkmale Die von dem österreichischen Kinderarzt und Kinderpsychiater Andreas Rett (1966) beschriebene, ganz überwiegend bei Mädchen vorkommende Störung manifestiert sich zwischen dem siebten und 24. Lebensmonat nach bis dahin normaler oder weitgehend normaler Entwicklung mit folgenden charakteristischen Symptomen: ...

Kategorien

Service

Info/Kontakt